Alles Geschichte! 6, Schulbuch

82 5.11 Imperialistischer Handel in Ostasien im 19. Jahrhundert Die von den europäischen Handelskompanien auch mit Gewalt durchgesetzte Monopolisierung (= Marktform mit nur einem Anbieter) des Warentransports, verbunden mit einem zunehmenden Druck auf die bestehenden Herrschaftsstrukturen, führte in fast allen Regionen Südostasiens zu Macht- und Gebietsübernahmen durch die imperialistischen europäischen Mächte. Gegen Ende des 19. Jh. hatten nur drei Länder ihre Eigenständigkeit zumindest zum Teil bewahrt: Siam, das heutige Thailand, China und Japan. Siam (heutiges Thailand) Den ersten diplomatischen Kontakt zum König von Siam stellten die Portugiesen 1511 her. Bis ins 17. Jh. entwickelte sich der Handel und der damit verbundene Technologie- und Kulturtransfer zunächst auch zum Vorteil Siams. 1688 erhoben sich siamesische Adelige gegen ihren König, da sie den Verlust ihres Einflusses befürchteten. In der Folge wurden alle Ausländer/innen des Landes verwiesen und der diplomatische Kontakt und der Handel mit den Europäern blieb bis ins frühe 19. Jh. unterbunden. Mittlerweile hatten sich das britische und das französische Kolonialgebiet schon bis zu den Grenzen des Herrschaftsgebiets Siam ausgebreitet. Siam war dadurch gezwungen, unvorteilhafte Handelsverträge abzuschließen, um den Kolonialmächten keinen Anlass für eine Einflussnahme, im schlimmsten Fall eine militärische Eroberung zu geben. Trotz Reformen und Modernisierung des Landes war Siam im Nachteil gegenüber den europäischen Mächten. 1896 schlossen Großbritannien und Frankreich einen Vertrag über die Grenzziehung zwischen ihren Kolonialgebieten. Darin bestimmten sie, dass Siam als unabhängiger Staat als neutrale Zone zwischen ihren Gebieten existieren sollte. Dieser Vertrag wurde ohne die Einbeziehung Siams unterzeichnet. Declaration between Great Britain and France with regard to the Kingdom of Siam and other matters. Signed at London, January 15, 1896. The Undersigned, duly authorized by their respective Governments, have signed the following Declaration : I. The Governments of Great Britain and France engage to one another that neither of them will, without the consent of the other, in any case, or under any pretext, advance their armed forces into the region which is comprised in the basins of the Petcha Bouri, Meiklong, Menam and Bang Pa Kong (Petriou) Rivers and their respective tributaries, […]. II. Nothing in this foregoing clause shall hinder any action on which the two Powers may agree, and which they shall think necessary in order to uphold the independence of the Kingdom of Siam. But they engage not to enter into any separate Agreement permitting a third Power to take any action from which they are bound by the present Declaration themselves to abstain. […] M1: Rockhill: Treaties and Conventions, 1904, S. 28. China Der chinesische Außenhandel mit den europäischen Mächten, insbesondere der Teehandel mit Großbritannien, stand im 19. Jh. unter staatlicher Kontrolle Chinas. Der Schwerpunkt der chinesischen Wirtschaft lag ansonsten auf dem innerasiatischen Handel. Es gab weder staatliche Wirtschaftsförderungen noch dem Merkantilismus entsprechende Unterstützung des Außenhandels, um mit Europa zu konkurrieren. Um den Silberabfluss von Europa in die chinesische Wirtschaft zu unterbinden, begann Großbritannien einen gezielten Opiumimport als Ersatzzahlungsmittel. Opium war schon seit langem in China als Rauschmittel bekannt, aber bereits seit dem 18. Jh. von staatlicher Seite verboten. Durch das steigende Überangebot kam es zu einem Preisverfall beim Opium, wodurch der Konsum in niedrigeren sozialen Schichten anstieg. Als Gegenmaßnahme begann China das importierte Opium zu beschlagnahmen. Dieses Vorgehen stellte für Großbritannien einen Grund dar, China den Krieg zu erklären. Die zwei sogenannten Opiumkriege im 19. Jh. zwischen China und Großbritannien hatten zur Folge, dass sich China aufgrund der militärischen Unterlegenheit dem europäischen Markt und somit auch dem Einfluss der Kolonialmächte öffnen musste. Unter dem Einfluss der europäisch-kolonialen Fremdbestimmung begann die chinesische Wirtschaftsleistung abzunehmen. Daraus folgten soziale und innenpolitische Probleme, die in China zu Aufständen führten. 1899 brach der größte Aufstand aus, der sich gegen die Einmischung der europäischen Mächte richtete. Die Yihetuan-Bewegung, von den Europäern aufgrund der Kampfkunst der Mitglieder als Boxer bezeichnet, wandte sich gewaltsam gegen die ansässigen Ausländer/innen und die Missionierung des Landes. Die regierende chinesische Kaiserinwitwe Cixi unterstützte die Aufständischen ab Juni 1900 auch offiziell, als die Kämpfe Peking erreicht hatten und das Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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