Alles Geschichte! 6, Schulbuch

80 5.10 Vom Kolonialismus zum Imperialismus Häufig wird die Zeit der europäischen Expansion aufgeteilt in eine Phase des Kolonialismus und eine Phase des Imperialismus. Als Kolonialismus wird die Zeit der spanischen und portugiesischen Eroberungen und Einflussnahmen im 16. Jh. bezeichnet, später auch die der niederländischen, der französischen und der englischen in Nordamerika. Die Zeit ab ca. 1850 wird meist Imperialismus genannt, da hier die Ausdehnung des eigenen Reiches (Imperium) bzw. Einflussgebietes in den Vordergrund rückte. Kennzeichnend für die Phase des Imperialismus war außerdem die Konkurrenz der bedeutendsten Mächte dieser Zeit. Kolonialismus und Imperialismus beschreiben aber ein sehr ähnliches Phänomen. Die Unterscheidung wird teils auch kritisch gesehen, da sie die europäische Sicht wiedergibt. Für die beherrschten Gebiete änderte sich wenig. Tiefgreifende Veränderungen: Afrika und Asien treten an die Stelle von Amerika Das ausgehende 18. und beginnende 19. Jh. war nicht nur auf dem europäischen Kontinent eine bewegte Phase, sondern brachte auch in den Kolonien einige Veränderungen. Mit den USA erreichten 1783 die ersten Kolonien ihre Unabhängigkeit. Wenige Jahrzehnte später folgte beinahe der gesamte Doppelkontinent. So verlagerte sich das Interesse der europäischen Kolonialmächte zusehends in Richtung Asien und vor allem Afrika, konkret auf Gebiete, die noch kolonialisiert werden konnten. Frankreichs hatte nach dem Wiener Kongress 1814/15 bis auf einige Inseln beinahe sein gesamtes Kolonialreich verloren. Das widersprach dem eigenen Selbstverständnis und so begann man, mit der Eroberung Algeriens 1830 den Einflussbereich wieder auszuweiten. Genauso breitete sich Frankreich in Asien auf dem Gebiet des heutigen Laos’, Kambodschas und Vietnams aus. Neue Mächte: USA, Japan, Italien und Deutschland Gleichzeitig strebten nun weitere Großmächte nach der Ausdehnung ihres Einflussgebietes. So eroberten die USA am Ende des 19. Jh. die spanischen Kolonien Kuba, Puerto Rico, Philippinen und Guam. Japan eroberte unter anderem Korea und Taiwan. Italien und das Deutsche Reich beteiligten sich am sogenannten „Wettlauf um Afrika“. Neben der Ausbeutung der Rohstoffe spielten die Kolonien nun auch eine Rolle als Absatzmärkte. Der „Wettlauf um Afrika“ Der afrikanische Kontinent beherbergte im 19. Jh. nomadische Stammesgesellschaften, kleinere Fürstentümer, wie auch große Reiche und Staaten, so etwa in Ägypten oder Äthiopien. Wie auch im vorindustriellen Europa war die Landwirtschaft prägend für das Leben der Menschen. Angebaut wurden z.B. Hirse oder Mais sowie Ziegen und Schafe gehalten. Gleichzeitig gab es einen regen Handel, gerade im Mittelmeerraum auch über den Kontinent hinausgehend. Neben Frankreich im Norden hatte sich vor allem Großbritannien in Afrika ausgebreitet, mit dem Ziel, sich ein durchgehendes Gebiet zwischen dem bereits besetzten Ägypten und Südafrika anzueignen. Gleichzeitig erlangte Italien mit Teilen des heutigen Eritreas eine erste Kolonie und das Deutsche Reich machte im heutigen Togo, Kamerun und Namibia Ansprüche geltend. Zudem mischten der belgische König und Portugal mit. Um die Spannungen zwischen den konkurrierenden Mächten auszuräumen und das eher planlose Vorgehen der einzelnen Staaten zu koordinieren, rief der deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck die Großmächte 1884 zur Kongo-Konferenz. Afrikanische Vertreter waren nicht eingeladen. M1: Anonym: „Jedem sein Teil“. Französische Karikatur, 1885. Otto von Bismarck teilt vor Delegierten der Berliner Kongo-Konferenz einen Kuchen mit der Aufschrift Afrika. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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