Alles Geschichte! 6, Schulbuch

79 Ein Viertel der Opfer moderner Sklaverei sind Kinder, 71 % sind Frauen. 85 % der Sklavinnen und Sklaven leben in Asien oder Afrika. Doch selbst für Österreich belaufen sich die Schätzungen im Global Slavery Index auf rund 15 000 Menschen, die hier gegen ihren Willen ausgebeutet werden. Wie viele Sklaven arbeiten für dich? Im Jahr 2016 wurde die Zahl der Menschen, die in Sklaverei leben, von der Arbeitsorganisation der UNO (ILO) auf 40,3 Millionen geschätzt. Sie arbeiten für uns in Minen und auf Feldern, in Textilfabriken und in Schlachthöfen. […] So traurig diese Geschichte ist, für viele von uns fühlt sie sich trotzdem weit weg an. Um das zu ändern, kann man auf der Website des US State Department errechnen lassen, wie viele Sklaven für einen arbeiten. [Anm.: Die Website slaveryfootprint.org wird von einem unabhängigen Verein betrieben, der vom US-Außenministerium finanziell unterstützt wurde.] […] [U]nsere Art, zu leben, ist eine Ursache für das Elend anderer Menschen. Um zu verstehen, wie das funktioniert lohnt sich ein Blick auf unser Wirtschaftssystem. Wir sind es gewohnt, Produkte zu kaufen, bei denen wir weder wissen, woher sie kommen, noch, zu welchen Bedingungen sie produziert wurden. […] Uns müsse klar sein, dass ein T-Shirt für drei Euro nicht fair produziert sein kann, dass Smartphones nicht auf Bäumen wachsen und dass für ein billiges Supermarktsteak nicht wir, sondern andere die Rechnung bezahlen. […] Doch die Verantwortung für fairen Handel liegt nicht nur bei den Kundinnen und Kunden, sondern auch der Politik. Damit wir an unserem Wirtschaftssystem teilnehmen können, ohne uns zu Sklavenhaltern zu machen oder Experten in Produktionsketten werden zu müssen, muss die Politik Regeln schaffen, die nicht nur auf Profitstreben, sondern auch gemeinsamen Wertvorstellungen beruhen. M4: Stiens: Wie viele Sklaven arbeiten für dich?, in: Spiegel, 22.8.2019. Online auf: www.spiegel.de (5.8.2022). M3: AnnaLynne McCord bei der jährlichen FromSlavery-to-­ Freedom-Gala der Coalition to Abolish Slavery and Trafficking (CAST). Fotografie, 2014. Es geht also nicht nur um Menschen, die in Österreich ausgebeutet werden. Denn viele der Sklavinnen und Sklaven auf der Welt liefern Rohstoffe für Produkte, die in Österreich verkauft werden. Branchen, deren Produkte laut dem Global Slavery Index 2018 ein besonders hohes Risiko für die Ausbeutung von Sklavinnen und Sklaven in ihrer Lieferkette haben, sind die Elektronikbranche (Laptops, Smartphones etc.), die Kleidungsindustrie und die Lebensmittelbranche (insbesondere bei Fisch und Meeresfrüchten, Kakao und Zuckerrohr). Wirtschaftlich entbehrlich Absolut ist Sklaverei ein Milliardengeschäft (150 Milliarden US-Dollar pro Jahr). Relativ zum Gesamtumfang von Volkswirtschaften und Wirtschaftszweigen ist die Summe jedoch marginal. […] Sklaverei wäre volkswirtschaftlich entbehrlich und die Befreiung und soziale Reintegration aller Sklaven finanziell somit keine besondere Belastung. […] M5: Marschelke: Moderne Sklavereien, 4.12.2015. Online auf: https:// www.bpb.de (5.8.2022). Einmal abgesehen von den unumstößlichen moralischen Gründen wäre bei einem tatsächlichen Ende der Sklaverei also nicht einmal unser Lebensstandard gefährdet. Ganz im Gegensatz dazu spielte die Sklaverei in der Antike und auch in der Neuzeit eine wesentliche Rolle. Hauptgrund dafür ist, dass die Zahl der Sklavinnen und Sklaven heute zwar in absoluten Zahlen auf einem Höhepunkt, aber im Vergleich zur Weltbevölkerung so niedrig wie nie zuvor ist. Jetzt bist du dran: 1. Benenne unter Bezugnahme auf M1 die Formen, in denen moderne Sklaverei auftritt. 2. Berechne auf der in M4 angesprochenen Website, wie viele Sklavinnen und Sklaven schätzungsweise indirekt für dich arbeiten. 3a. Arbeite heraus, welche weit verbreitete, aber fehlerhafte Überzeugung in diesem Kapitel thematisiert wird. 3b. Reflektiere, inwieweit dein Standort und deine persönlichen Interessen dein Urteil in dieser Frage beeinflusst haben und weiterhin beeinflussen. 4. Beschreibe M2 und M3. Begründe, für welches der beiden Bilder (M2, M3) du dich zur Illustration eines Artikels über moderne Sklaverei entscheiden würdest. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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