77 Portugal, Großbritannien, die Niederlande und Frankreich organisierten dieses Handelsnetzwerk über ihre Handelsunternehmen und zogen daraus große Gewinne. Am Modell des Dreieckshandels gibt es allerdings auch viel Kritik. So wird dargestellt, dass die Schiffe jeweils die gesamte Route mit wechselnder „Ware“ abfuhren und das Handelsmodell daher besonders wirtschaftlich gewesen ist. Das war jedoch die Ausnahme, vielmehr hatten sich Händler mit den entsprechenden Schiffen auf einzelne Abschnitte spezialisiert. Der direkte Handel spielte also eine wesentlich wichtigere Rolle. Kritisch zu sehen ist am Modell des Dreieckshandels außerdem, dass diese Darstellung den beschriebenen „Warenaustausch“ wie einen natürlichen Kreislauf aussehen lässt. So wird ihm ein Stück weit Legitimität verliehen. Dabei wird das Leid durch die Versklavung, Verschleppung, Unterdrückung und Ausbeutung von Millionen Menschen völlig ausgeblendet. Sie werden auf ihre Rolle für den Handel beschränkt. So betrachtet das Modell des Dreieckshandels Sklavinnen und Sklaven weiterhin als Jetzt bist du dran: 1. Erkläre anhand von M1 und dem Autorentext das Modell des Dreieckshandels. 2. Vergleiche die beiden Karten zum Dreieckshandel M1 und M2 und arbeite Unterschiede in der Darstellung heraus. Ermittle, welche Informationen jeweils weggelassen wurden. 3. Die Darstellung M3 greift einen Aspekt aus dem Dreieckshandel auf. Vergleiche die Karte M3 mit M1 und M2 und fasse die neuen Informationen, die du hier bekommst, zusammen. 4. Beschreibe den Plan eines Sklavenschiffs (M4) und formuliere in eigenen Worten, welcher Aspekt bei den Karten zum Sklaven- und Dreieckshandel (M1–M3) hervorgehoben wird. Afrika Europa Nordamerika Südamerika Bristol London Liverpool New York Cádiz Lissabon Kuba Jamaika Bahamas Haiti/Dom. Rep. Puerto Rico Barbados Jamestown Mexiko Stadt Brasilien: 3,6 – 5 Millionen Guiana: 0,5 Millionen Spanisch Südamerika: 0,5 Millionen USA: 0,4 – 0,5 Millionen Alte Welt: 0,2 – 0,3 Millionen Karibik: 4 – 5 Millionen M3: Der transatlantische Sklaven- und Dreieckshandel (16. –19. Jh.) Ware. Nichts erfährt man beispielsweise davon, dass allein bei der Überfahrt schon rund 15 % der etwa zwölf Millionen Sklavinnen und Sklaven, die aus Afrika verschleppt wurden, wegen der katastrophalen Unterbringung auf den eigens dafür entwickelten Sklavenschiffen starben. Diesen Einschätzungen kann man entgegensetzen, dass ein Modell immer eine Vereinfachung ist. Aber aufgrund dieser umfangreichen und tiefgehenden Kritik wird häufig gefordert, das Modell Dreieckshandel nicht mehr zu benützen. M4: Friedrich Justin Bertuch: Plan eines Sklavenschiffs, 1805. Der Plan zeigt die logistische Planung einer effizienten Unterbringung der größtmöglichen Anzahl an Sklaven und Sklavinnen unter Deck ohne Rücksichtnahme auf grundlegende menschliche Bedürfnisse. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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