Alles Geschichte! 6, Schulbuch

76 KOMPETENZTRAINING 5.8 Geschichtskarten hinsichtlich ihrer Konstruktion hinterfragen: Der transatlantische Sklaven- und Dreieckshandel An der Versklavung von Menschen in Afrika beteiligten sich die meisten Europäer nicht direkt. Allerdings hatte die immens steigende Nachfrage von Arbeitskräften zur Folge, dass in Afrika von Herrschern und Sklavenhändlern teilweise bewusst Konflikte befeuert wurden, um neue Kriegsgefangene und damit Sklavinnen und Sklaven zu bekommen. Die mit der Kolonialisierung entstandene wirtschaftliche Vernetzung zwischen Europa, Afrika und Amerika wird von manchen Historikerinnen und Historikern mit dem Modell des transatlantischen Dreieckshandels beschrieben. Das Modell zeigt, dass Europa verarbeitete Waren (z. B. Textilien und Waffen) in Afrika verkaufte; aus Afrika wurden Sklavinnen und Sklaven für die Arbeit in Minen und auf Plantagen nach Amerika gebracht. Schließlich kamen die auf diese Weise erwirtschafteten Rohstoffe (z. B. Zuckerrohr, Baumwolle, Tabak, Kaffee und Kakao) nach Europa. Afrika Europa Nordamerika Südamerika Sklaven Sklaven Gold, Elfen- bein Waffen, Bier, Glas, Metall Zucker, Kaffee, Tabak, Rum, Baumwolle, Gold, Silber M2: Der transatlantische Sklaven- und Dreieckshandel (16. –19. Jh.) Nur neun Jahre nach Kolumbus’ Landung in Amerika bewilligte die spanische Krone bereits das Verschleppen von afrikanischen Sklaven und Sklavinnen in die neu eroberten Gebiete. Der transatlantische Sklavenhandel war also von Beginn an eng mit der europäischen Kolonialisierung Amerikas verbunden. Man könnte den Beginn des kolonialen Sklavenhandels sogar noch früher ansetzen, da er bereits bei den portugiesischen Erkundungsfahrten entlang der westafrikanischen Küste im 15. Jh. eine wichtige Rolle spielte. Die Portugiesen stießen damals auf einen ausgedehnten innerafrikanischen Sklavenhandel, den sie für sich nutzten. M1: Der transatlantische Sklaven- und Dreieckshandel (16. –19. Jh.) Baumwolle Sklaven Stoffgewebe, einfache Schmuckwaren Afrika Europa Nordamerika Südamerika Geschichtskarten hinsichtlich ihrer Konstruktion hinterfragen Eine Geschichtskarte ist eine Karte, die ein Thema oder Ereignis der Geschichte darstellt. Sie darf nicht verwechselt werden mit einer Karte, die in der Vergangenheit erstellt wurde und uns heute als Quelle dient – dafür werden die Begriffe historische Karte oder Altkarte verwendet. − Der Begriff „Konstruktion“ weist darauf hin, dass Geschichtskarten immer vor dem Hintergrund bestimmter äußerer Einflüsse und eigener Annahmen oder Absichten erstellt werden. In diesem Aspekt unterscheiden sie sich nicht von schriftlichen oder bildlichen Darstellungen der Geschichte. Insofern ist es auch bei Geschichtskarten wichtig, dass man sie kritisch betrachtet, sie hinsichtlich ihrer Konstruktion hinterfragt. Geschichtskarten hinsichtlich ihrer Konstruktion hinterfragen – so gehst du vor: − Arbeite das Thema oder das Ereignis heraus, das die Karte darstellt. − Vergleiche die Darstellung des Themas oder Ereignisses in der Geschichtskarte mit anderen Darstellungen in der Geschichtswissenschaft zu diesem Thema oder Ereignis. − Reflektiere, welche Perspektive der Urheber oder die Urheberin einnimmt und welche Zusammenhänge die Person in der Karte herstellt. Überlege, welche Absicht sie damit verfolgen könnte. − Überlege, was weggelassen oder vereinfacht worden sein könnte. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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