Alles Geschichte! 6, Schulbuch

67 Der Streit um die Rückgabe der Federkrone ist nicht neu. Die mexikanische Regierung fordert den Kopfschmuck des Azteken-Herrschers seit Jahren zurück. Erst im Vorjahr wollte das Land die Krone für eine Sonderausstellung ausleihen. Aber Österreich lehnte ab – Begründung: Das gute Stück dürfe nicht bewegt werden. Ein Transport würde es massiv beschädigen, was auch durch ein Gutachten aus dem Jahr 2012 bestätigt werde. Für Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador offenbar kein gutes Argument: Österreich vertrete eine „anti-kulturelle“ und „egoistische Politik”, sagte er vor zwei Wochen. M4: Pechtl: Moctezuma-Federkrone: Mexikanische Guerilla-Aktion im Weltmuseum, 22.2.2022, in: Falter. Online auf: www.falter.at (13.4.2023). Doch Debatten über ein faires Verhältnis zu indigenen Bevölkerungen und ihren Nachkommen sind weder auf die Vergangenheit noch auf einstmals mächtige Kolonialstaaten wie Spanien oder England beschränkt. Auseinandersetzungen über den richtigen Umgang mit dem kolonialen Erbe finden auch im 21. Jh. in Österreich statt: Moctezuma-Federkrone: Mexikanische Guerilla-Aktion im Weltmuseum Es war eine kreative Guerilla-Aktion, die Anfang des Jahres im Weltmuseum über die Bühne ging. Eine Gruppe mexikanischer Aktivisten hat im Jänner mehrmals die Ausstellungsräume am Heldenplatz besucht (für mexikanische Staatsbürger ist der Eintritt kostenlos) und rund 50 Audio-Guides mit manipulierten Geräten ausgetauscht, die eine neue Textversion abspielten. Die ursprünglich enthaltene Passage über die Federkrone des aztekischen Herrschers Moctezuma war durch eine rund acht Minuten lange Rede des mexikanischen Aktivisten und Azteken-Nachfahren Xokonoschtletl Gómora ersetzt worden. […] Die Krone sei außerdem nur durch europäische Plünderungen in den Besitz Österreichs gelangt. Das Objekt ist vor hunderten Jahren in österreichischen Besitz gelangt, als die Habsburger großen Einfluss in Mexiko hatten. Tatsächlich ist aber bis heute nicht endgültig geklärt, wie die Krone nach Österreich kam. […] Unklar ist übrigens auch, ob die Krone überhaupt Moctezuma gehörte. […] Jetzt bist du dran: 1. Arbeite die in M1 und M2 vorgebrachten Teilurteile für die Eroberung Amerikas und die Unterwerfung der indigenen Bevölkerung heraus. 2. Überprüfe, ob die Begründung der Teilurteile jeweils nachvollziehbar und schlüssig ist. 3. Beurteile, welche Teilurteile eine hohe und welche eine geringere Relevanz für das Gesamturteil hatten. 4. Nimm Stellung zur in M4 beschriebenen Guerilla-Aktion und gehe darauf ein, dass die Federkrone noch immer in Wien besichtigt werden kann (siehe M3). Achte auf die Begründung deiner Teilurteile! 5a. Arbeite das Teilurteil heraus (M4), auf Basis dessen sich Österreich gegen das Verleihen des Federschmucks an Mexiko entschieden hat. 5b. Bewerte, ob die Begründung des Gesamturteils, den Federschmuck Moctezumas nicht auszuleihen, durch das Teilurteil für dich nachvollziehbar und schlüssig ist. M3: Ausstellung „Penacho: Pracht und Passion“ im Völkerkundemuseum in Wien. Fotografie, 2012 Auch heute kann die (mutmaßliche) Federkrone Moctezumas noch in Wien im Weltmuseum besichtigt werden. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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