Alles Geschichte! 6, Schulbuch

63 Die Handelsbeschränkungen des Osmanischen Reiches im 15. und 16. Jh. Das Osmanische Reich dehnte sein Herrschaftsgebiet im 15. Jh. nach und nach aus. In der Folge kontrollierte es die wichtigsten Knotenpunkte für den Fernhandel mit Indien und Ostasien. Die einzige Möglichkeit, wie europäische Händler z.B. begehrte Gewürze, Seide und Edelsteine kaufen konnten, war über das Osmanische Reich (s. S. 48). Für die Osmanen bedeutete das hohe Einnahmen, denn die europäischen Händler hatten an den Umschlagplätzen auf die Waren einen Wegzoll zu entrichten. Das war eine bedeutende Einnahmequelle für das junge, wachsende Reich, während sich die Waren für europäische Konsumenten und Konsumentinnen dadurch verteuerten. Europäische Handelspartner Früh suchte sich das Osmanische Reich auch geeignete Handelspartner in Europa, allen voran Genua und Venedig. Für deren Händler galten vergünstigte Zölle und es war ihnen erlaubt, Handelsplätze auf osmanischem Boden zu errichten. Im Gegenzug knüpfte man diese Abkommen an politische Zugeständnisse. Exportverbote für wichtige Güter Die Zollpolitik des Osmanischen Staates war darauf ausgerichtet, die Versorgung des Staates mit strategischen Gütern zu sichern. Dies glaubte man dadurch zu erreichen, dass man die Ausfuhr von Getreide und anderer wichtiger Rohstoffe verbot und den Import […] erleichterte. M2: Schuß: Wirtschaftskultur und Institutionen im Osmanischen Reich und der Türkei, 2008, S. 95. Auslöser für „Entdeckungsfahrten“ Die osmanischen Handelsbeschränkungen und die hohen Zölle waren unter anderem Beweggründe für die europäischen „Entdeckungsfahrten“ der Neuzeit. Vor allem Spanien und Portugal suchten einen Seeweg nach Indien und Ostasien, um Waren ohne Zwischenhändler und Zölle zu kaufen. Das Monopol auf den Handel mit Indien und Ostasien büßte das Osmanische Reich dadurch ab dem 16. Jh. zwar ein, doch die besondere Stellung für den Handel mit dem Osten behielt es noch lange bei. Afrikas Zollproblem im 20. und 21. Jh. Lange Zeit hoben Industrieländer hohe Zölle auf verarbeitete Produkte ein (z. B. Schokolade), aber niedrige auf Rohstoffe (z. B. Kakaobohnen). So erfolgten die Verarbeitung und der größte Teil der Wertschöpfung außerhalb Afrikas und trotz des Reichtums an begehrten natürlichen Ressourcen blieb verhältnismäßig wenig Geld am Kontinent. Gleichzeitig ist die Wirtschaft vieler afrikanischer Staaten aufgrund aufgehobener Zölle und abgebauter Handelsbeschränkungen einer übermächtigen Konkurrenz ausgesetzt. Denn ohne solche Regulierungen sind viele Produkte aus dem Ausland günstiger und verdrängen lokale Waren. Mitverantwortlich dafür sind hohe Subventionen (Förderungen) der Industrieländer für die eigenen Wirtschaften, gerade im Agrarbereich. Weil also europäische Landwirte finanzielle Unterstützung bekommen, können sie ihre Milch im In- und Ausland günstiger anbieten. Viele afrikanische Landwirte sind dadurch nicht konkurrenzfähig. Schluss mit unserem Kolonialismus! Wir brauchen eine neue Handelskultur mit Afrika. Dafür müssen wir Made in Africa stärken. Die Rohstoffe müssen mehr als bislang in Afrika selbst verarbeitet und die Wertschöpfung muss vor Ort erzielt werden. Mir geht es darum, dass mehr in Afrika produziert wird, und nicht, dass Europa möglichst zollfrei nach Afrika liefert. M3: Müller: Schluss mit unserem Kolonialismus! In: Wirtschaftswoche, 19.1.2018 (9.2.2022). Die „African Continental Free Trade Area“ Ein riesiger Fortschritt zeichnet sich im Inneren ab. Im Unterschied etwa zur EU, die von Anfang an eine Wirtschaftsunion war, existierten in der Afrikanischen Union bisher viele konkurrierende Wirtschaftszonen. Doch in einem 2021 von 54 afrikanischen Staaten unterschriebenen Abkommen wurde die Schaffung einer gemeinsamen Freihandelszone und damit der Abbau beinahe sämtlicher innerafrikanischen Zölle vereinbart. Der Handel innerhalb des Kontinents soll sich dadurch bis 2035 fast verdoppeln und so für höhere Löhne und geringere Abhängigkeit vom Weltmarkt sorgen. Jetzt bist du dran: 1. Benenne zwei verschiedene Arten von Zöllen aus dem Text und arbeite ihren jeweiligen Zweck heraus. 2. Ermittle aus dem Autorentext und aus M2 die drei unterschiedlichen Motive osmanischer Zollpolitik. 3. Erkläre, was der deutsche Bundesentwicklungsminister Gerd Müller an der Handelspolitik der Industrieländer kritisiert. 4. Interpretiere vor dem Hintergrund der Informationen im Unterkapitel „Afrikas Zollproblem im 20. und 21. Jahrhundert“ die Karikatur M1. In der etwas älteren Karikatur wird von der Dritten Welt und Industrieländern gesprochen. Recherchiere die Bedeutung dieser Begriffe und schreibe einen kurzen Eintrag für ein Schülerlexikon dazu. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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