Alles Geschichte! 6, Schulbuch

49 theken. Neben Landwirtschaftsprodukten wurden Kupfer und Salz exportiert, die in der Region abgebaut wurden. Menschen aus anderen afrikanischen Regionen siedelten sich an, die Städte wuchsen und es kam zu einem intensiven Handelsaustausch mit Europa. Für die westafrikanischen Machtbereiche bedeutete die Eroberung Amerikas durch die Europäer den Niedergang, da mehrere Millionen Menschen als Sklavinnen und Sklaven nach Südamerika verschleppt wurden und diese Arbeitskräfte damit in Afrika fehlten. Verschiebung des Handelsschwerpunkts Durch den Aufstieg Großbritanniens, Frankreichs und der Niederlande zu Wirtschafts- und Handelsmächten verschob sich der Handelsschwerpunkt vom Pazifik zum Atlantik. Das zeigte sich auch in den Gründungen privater Handelskompanien, wie der englischen East India Company (1600), der Niederländischen Ostindien-Kompanie (1602) und der in Nordamerika tätigen englischen Hudson’s Bay Company (1670) (s. S. 71 f.). Die mit der wirtschaftlichen Expansion verbundenen Gebietsansprüche führten unter den europäischen Mächten zu kriegerischen Auseinandersetzungen und zu einem neuen Wirtschaftskonzept. Eine neue Wirtschaftsform: Merkantilismus Um sich gegen andere europäische Handelsmächte zu behaupten und die Einnahmen zu steigern, entstanden in Europa neue ökonomische Konzepte, die allgemein als Merkantilismus bezeichnet werden. Die Grundidee bestand darin, billige Rohstoffe und Halbfertigwaren in das eigene Land einzuführen, weiterzuverarbeiten und mit Wertsteigerung zu exportieren. Importe von Produkten aus anderen Ländern wurden mit Strafzöllen belegt. In den europäischen Ländern bildeten sich unterschiedliche Ansätze heraus, alle mit dem Ziel, durch staatliche Maßnahmen die Gewinne zu steigern: So wurde diese Wirtschaftspolitik in Frankreich Colbertismus und in Deutschland in weitreichenderer Form als Kameralismus bezeichnet. Die unterschiedlichen Ausprägungen des Merkantilismus waren zum Teil bis ins 19. Jh. die Grundlage europäischer Wirtschaftspolitik. Obwohl er nur ein europäisches Phänomen war, hatte der Merkantilismus große Auswirkungen auf die globale Wirtschaft. Die Folgen für Asien Das Osmanische Reich verlor zwischen dem 16. und dem 19. Jh. seine Bedeutung als interregionale Handelsmacht. Gründe dafür liegen in der Konkurrenz des Atlantikhandels, der europäischen merkantilistischen Wirtschaftspolitik sowie den Direktimporten aus Asien. Jetzt bist du dran: 1. Vergleiche die Handelsströme auf der Karte M1 mit dem heutigen Handelsverkehr zu Schiff (z. B. vesselfinder.com oder marinetraffic.com). 2. Recherchiere, welche Strafzölle in der heutigen Weltwirtschaft eingesetzt werden. 3. Erstelle ein Tortendiagramm über die Herkunftsländer der von dir und deinen Mitschülern und Mitschülerinnen getragenen Kleidung und Schuhen. 4. Vergleiche den Welthandel von 1850 (M2) mit dem Ergebnis von Arbeitsauftrag 3. Indien wurde vom Textil- zum Rohstofflieferanten abgewertet. Um 1750 stammte noch ein Viertel der gesamten Weltproduktion an Textilien aus Indien. Die indischen Textilarbeiter/innen hatten damit einen ebenso hohen Lebensstandard wie die englischen. Doch nun erhob Großbritannien auf Grundlage der merkantilistischen Wirtschaftspolitik Zölle auf indische Textilien und importierte einen Großteil der indischen Baumwolle für die eigenen Textilfabriken. Die Ausbreitung der East India Company im 18. Jh. wurde zunehmend militärisch unterstützt, sodass das britische Herrschaftsgebiet bald den gesamten indischen Subkontinent umfasste. M2: Anteile am Welthandel um 1850 Europa setzt sich durch Im 18. Jh. machten Importe über den Atlantikhandel etwa ein Drittel der europäischen Gesamtimporte aus, während der Anteil der Importe aus Südostasien bei etwa 10 % lag. Die Industrialisierung und die Gebietsansprüche europäischer Staaten führten zur Vorherrschaft der europäischen Handels- und Wirtschaftsmächte und zu einem wirtschaftlichen Abstand zwischen Europa und den anderen Weltregionen. Diese Entwicklung wird als große Divergenz (= Auseinanderstreben) bezeichnet. Mitte des 19. Jh. stellte Europa die Hälfte der weltweiten Wirtschaftskraft und kontrollierte fast zwei Drittel der Landfläche weltweit. Indien 4,8 % China 2,8 % Großbritannien 19,8 % andere Regionen mit gemäßigtem Klima | 2,8 % andere Regionen mit tropischem Klima | 14,4 % Frankreich 11,2 % Deutschland 11,2 % andere europäische Länder 23,8 % Vereinigte Staaten | 7,7 % Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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