44 KOMPETENZTRAINING 3.6 Eigenschaften von Quellen und Darstellungen unterscheiden: Das Leben eines Söldners im Dreißigjährigen Krieg Quellen und Darstellungen hinsichtlich ihrer Charakteristika unterscheiden Quellen sind historische Materialien (Texte, Gegenstände …), die es uns ermöglichen, gesicherte Aussagen zu bestimmten Themen der Vergangenheit zu tätigen. Um zu diesen Aussagen zu kommen, müssen wir die Quellen analysieren. Eine Quelle entsteht in einem bestimmten Kontext mit einer bestimmten Absicht und wir müssen diese richtig interpretieren. Geschichtsdarstellungen versuchen, historische Ereignisse in unterschiedlichen Formen wiederzugeben (Re-Konstruktion). Nicht nur Historikerinnen und Historiker verfassen auf wissenschaftlichen Forschungsmethoden basierende Darstellungen, sondern es entstehen auch verschiedenste andere Formate, wie Spielfilme, Romane, Comics und Spiele, die vorrangig unterhalten möchten. Auch Geschichtsdarstellungen müssen kritisch betrachtet werden, indem ihr historischer Inhalt überprüft wird (De-Konstruktion). Eigenschaften von Quellen und Darstellungen unterscheiden – so gehst du vor: − Stelle fest, ob es sich beim Material um eine Quelle oder um eine Darstellung handelt. − Benenne die Gattung der Quelle und der Darstellung (z.B. Fachtext, Roman, Objekt, Spiel). − Unterziehe die Quelle einer kritischen Betrachtung und arbeite die Sichtweisen und Standpunkte heraus. − Beurteile die Art der Darstellung und analysiere die beinhaltete historische Information. − Arbeite inhaltliche und die Form betreffende Unterschiede zwischen der Quelle und der Darstellung heraus. − Vergleiche, welche Fragestellungen sich mit der Quelle und welche sich mit der Darstellung beantworten lassen. Hagendorf zur Eroberung von Magdeburg 1631 Wie ich nun verbunden bin, ist mein Weib in die Stadt gegangen, obwohl sie überall gebrannt hat, und hat wollen ein Kissen holen und Tücher zum Ver/binden und worauf ich liegen könnte. So habe ich auch das kranke Kind bei mir liegen gehabt. Ist nun das Geschrei ins Lager gekommen, die Häuser fallen alle übereinander, so dass viele Soldaten und Weiber, welche mausen (stehlen, wegnehmen) wollten darin müssen bleiben. So hat mich das Weib mehr bekümmert, wegen des kranken Kindes, als mein Schaden. Doch Gott hat sie behütet. Sie kommt nach anderthalb Stunden gezogen mit einer alten Frau aus der Stadt. Die hat sie mit sich hinausgeführt, ist eine Seglers Weib gewesen und hat ihr helfen tragen Bettgewand. So hat sie mir auch gebracht eine große/Kanne von 4 Maß mit Wein und hat außerdem auch 2 silberne Gürtel gefunden und Kleider, so daß ich dafür 12 Taler eingelöst habe zu Halberstadt. Am Abend sind nun meine Gefährten gekommen, hat mir ein jeder etwas verehrt, einen Taler oder halben Taler. M1: Peters (Hg.): Peter Hagendorf. Tagebuch eines Söldners aus dem Dreißigjährigen Krieg, 2012, S. 105. Die Söldnerheere wurden von einem Tross begleitet, der Proviant, Waffen und Munition transportierte. Der Tross übertraf die Größe des Heeres, da sich diesem auch die Familien der Soldaten anschlossen. Tagebücher von Personen niedriger sozialer Schichten aus der Neuzeit sind selten, da nur wenige Menschen schreiben konnten. Das derzeit einzige bekannte Tagebuch eines Söldners aus dem Dreißigjährigen Krieg wurde 1988 in einer deutschen Bibliothek entdeckt und liefert bisher unbekannte Details über das Leben der einfachen Soldaten und ihrer Familien in dieser Zeit. Der Verfasser des in einem kleinen Heftchen mit 192 Blättern geführten Tagebuchs war nicht namentlich genannt, er konnte aber aufgrund der angegebenen Informationen bei einem Abgleich mit Tauf- und Sterbebüchern als Peter Hagendorf identifiziert werden. Hagendorf beschreibt seine Erlebnisse als einfacher Söldner der kaiserlichen Armee in der Zeitspanne von 1625 bis 1649 auf seinem langen Zug durch die Wirren des Dreißigjährigen Krieges. Einblicke in das Leben von Peter Hagendorf Hagendorf war bei der Eroberung Magdeburgs 1631 beteiligt und wurde schwer verwundet: Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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