Alles Geschichte! 6, Schulbuch

42 3.5 Der Dreißigjährige Krieg Der Dreißigjährige Krieg in Europa (1618 bis 1648) entstand zunächst aus einem konfessionellen Konflikt zwischen Kaiser und Katholischer Liga und protestantischen Landesherren und Militärs, aber schon bald wurde daraus ein Krieg um geo- und machtpolitischen Einfluss in Europa. Neben den Habsburgischen Ländern waren auch Frankreich, die Niederlanden (gegen Spanien), Dänemark und Schweden am Krieg beteiligt. Augsburger Religionsfriede und Spannungen Im Heiligen Römischen Reich herrschte durch den Augsburger Religionsfrieden (s. S. 25) seit 1555 zwar Frieden, aber die Spannungen zwischen Katholiken und Protestanten bestanden weiter. Im Mai 1608 gründeten die süddeutschen protestantischen Fürsten zum gegenseitigen Schutz die Protestantische Union. In den folgenden Jahren schlossen sich weitere Herrscher und einige Reichsstädte der Union an. Als Gegenbündnis entstand 1609 unter Führung von Herzog Maximilian I. von Bayern die Katholische Liga. Ständeaufstand in Böhmen/Prager Fenstersturz 1618 waren sowohl das Amt des Kaisers im Heiligen Römischen Reich als auch jenes des böhmischen Königs in den Händen katholischer Habsburger. Als Zeichen des Protests warfen einige protestantische Adelige Böhmens am 23. Mai drei kaiserliche katholische Beamte aus dem Fenster der Prager Burg. Nach dem Prager Fenstersturz machten die aufständischen böhmischen Adeligen 1619 den protestantischen Kurfürsten Friedrich von der Pfalz zum König. Doch Kaiser Ferdinand II. konnte Friedrich mit Hilfe der Katholischen Liga 1620 in der Schlacht am Weißen Berg in der Nähe von Prag schlagen. Der „Winterkönig“ Friedrich musste fliehen. Ferdinand ließ die Anführer des Aufstandes öffentlich hinrichten, verhängte Strafmaßnahmen und setzte gewaltsam Maßnahmen der Gegenreformation durch. Deshalb flüchteten zahlreiche Protestantinnen und Protestanten aus den böhmischen Ländern. Dänemark und Schweden greifen ein Im Nordosten Europas kämpften Dänemark und Schweden um die Vorherrschaft. Der protestantische schwedische König Gustav II. Adolf erlitt im Kalmarkrieg gegen Dänemark (1611–1613) eine erhebliche Niederlage. Der dänische König Christian IV. bemühte sich, seinen Einfluss im Norden des Reiches zu erweitern. 1625 griff er aktiv auf der Seite der Protestanten in den Krieg ein. Unterstützt wurde er vor allem von England und den Niederlanden, die gemeinsam mit Frankreich eine Allianz gegen die Habsburger bildeten. Allerdings hielt diese Unterstützung nicht lange an. Unter den Generälen Wallenstein und Tilly fügten die kaiserlichen Truppen den Dänen vernichtende Niederlagen zu. Schweden sah sich dadurch im Ostseeraum bedroht, weil man eine dauerhafte Anwesenheit der Habsburger befürchtete. 1630 schloss sich daher auch Schweden dem Krieg gegen Kaiser Ferdinand II. an. In protestantischen Flugschriften wurde Gustav II. Adolf als Retter des Glaubens dargestellt. Nach militärischen Erfolgen der Schweden fiel Gustav II. Adolf 1632 in der Schlacht bei Lützen, und es kam zu einem neuerlichen Umschwung zugunsten der kaiserlichen Truppen. Katholiken kämpfen gegen Katholiken 1635 griff das katholische Frankreich vor allem aus machtpolitischen Gründen auf der Seite der Protestanten in den Krieg ein. Diese letzte Phase der Auseinandersetzungen, in der die Ziele der teilnehmenden Parteien immer unklarer wurden, dauerte weitere 13 Jahre an. Erst 1648 wurde der Krieg durch den Westfälischen Frieden beendet. M1: Protestantisches Flugblatt (Ausschnitt): „Schwedische Rettung der Christlichen Kirchen“. Landung König Gustav II. Adolfs (Mitte) auf Usedom am 4.7.1630. Kupferstich, 1630. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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