34 3 Soziale, politische und wirtschaftliche Spannungen in der Neuzeit 3.1 Von der Utopie einer Landesordnung zur heutigen Verfassung Wusstest du, dass … … aus dem westafrikanische Königreich Mandén eine mündliche Verfassung aus dem 13. Jh. überliefert ist, die unter anderem allgemeine Menschenrechte festlegt? … ca. 88 % der Weltbevölkerung in Staaten leben, in denen die Grundrechte der Bürgerinnen und Bürger vom Staat zum Teil massiv eingeschränkt werden? … autoritäre Staaten auch die Aktivitäten der Menschen im Internet überwachen und einschränken? … zwischen 2020 und 2022 in 14 Ländern der Welt die Grundfreiheiten der Menschen weiter eingeschränkt wurden? … San Marinos Verfassung aus dem Jahr 1600 als älteste noch gültige republikanische Verfassung gilt? … sich im Jahr 2020 60 % der Jugendlichen zwischen 16 und 26 Jahren in Österreich als Demokratinnen oder Demokraten bezeichneten? Zu Beginn der Neuzeit prägten Vorstellungen eines Idealzustandes (Utopie) das politische Denken. Philosophen wie Thomas Morus oder Tommaso Campanella kritisierten soziale und politische Missstände und entwarfen den idealen Staat. Diese philosophischen Ideen führten vermehrt zu Forderungen der Bevölkerung nach mehr Rechten und Mitbestimmung und schlussendlich zur Ausformulierung von Grundrechten. Die Grundgesetze, auch als Verfassung des Staates bezeichnet, geben vor, wie der Staat aufgebaut ist, nach welchen Regeln er handelt und welche Rechte die Bürgerinnen und Bürger in diesem Staat haben. Alle weiteren Gesetze und Handlungen des Staates müssen auf der Verfassung gründen und es darf sich niemand über die Verfassung hinwegsetzen. M1: Michael Pammesberger: „Nur professorisch“. Karikatur, Kurier, 31.05.2019 Die Karikatur bezieht sich auf die Rede des Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen am 21. Mai 2019 zu den in der Bundesverfassung vorgesehenen Maßnahmen nach der Amtsenthebung der gesamten Bundesregierung. Die ersten schriftlichen Zeugnisse, welche die Rechte bestimmter Bevölkerungsgruppen (vorrangig des Adels) garantierten, stammen aus dem Mittelalter. Am bekanntesten ist die vom englischen König unterzeichnete Magna Charta aus dem Jahr 1215. In den habsburgischen Erblanden entstand Anfang des 16. Jh. eine Tiroler Landesordnung, auf die noch weitere folgten. Eine der ältesten noch gültigen Verfassungen ist jene der USA aus dem Jahr 1787. Darin wurden Regeln aus früheren Dokumenten wie der englischen Bill of Rights von 1689 aufgenommen. 1789 wurde in Frankreich die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte veröffentlicht, die als Grundlage für die Verfassungen verschiedenster demokratischer Staaten diente (s. S. 102). Die aktuell gültige österreichische Bundesverfassung wurde im Jahr 1920 beschlossen. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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