32 KOMPETENZTRAINING 2.10 Quellenbezüge in Darstellungen der Vergangenheit herausarbeiten: Die Fuggerei Quellenbezüge in Darstellungen der Vergangenheit herausarbeiten: Es ist wichtig, zu erkennen, welche Quellen verschiedenen Darstellungen der Vergangenheit zugrunde liegen und in welcher Form sich der/die Urheber/in der Darstellung auf die Quelle bezieht. Je nach Art der Darstellung wird die Quelle schriftlich, visuell, akustisch etc. sichtbar gemacht. Quellenbezüge herausarbeiten – so gehst du vor: Beschreibe die Darstellung: − Wer ist Urheber/in der Darstellung? − Wann, wo und aus welchem Anlass ist die Darstellung entstanden? − Welche Form weist die Darstellung auf (Text, Bild, Film etc.)? − An wen richtet sich die Darstellung? Beschreibe die Quelle: − Auf welche historische(n) Quelle(n) bezieht sich die Darstellung? − Wann ist/sind sie entstanden? − Welche Form weist die Quelle auf (Text, Bild, Film, Lied, Gebäude etc.)? − Was ist das Thema der historischen Quelle? Arbeite heraus, wie der/die Urheber/in der Darstellung die Quelle in die Darstellung einbaut (direkte Zitierung, sachliche Beschreibung, freie Erzählung, realistische oder abstrakte bildliche oder filmische Darstellung usw.) und ergründe, warum sie/er das tut (als Beleg für ein Argument oder einen Sachverhalt, um die Inhalte abwechslungsreich und interessant zu gestalten usw.). M1: Fuggerei Augsburg. Fotografie, 2021 Die Fuggerei ist eine noch heute bestehende, als Sozialstiftung eingerichtete Siedlungsanlage, in der Menschen mit geringem Einkommen für einen Gulden im Jahr (2023: 88 Cent, ohne Nebenkosten) und drei Gebete am Tag wohnen dürfen. Gegründet wurde sie von Jakob Fugger, dem Reichen, die ersten Häuser wurden 1516 errichtet. Bereits im 16. Jh. erreichte die Fuggerei überregionale Bekanntheit. Historiker Dietmar Schiersner (2020) Die Fuggerei war schon für Augsburg-Reisende früherer Jahrhunderte Teil des Besichtigungsprogramms. 1587 beispielsweise kam der aus Wernigerode am Harz stammende Protestant [und adelige Dramatiker] Barthold von Gadenstedt auf dem Weg nach Italien durch Augsburg und vermerkte höchst beeindruckt in seinen Reisebeschreibungen: Die [Fugger] sind dafür bekannt, dass sie den Armen viel Gutes tun, indem sie einen ganzen Stadtteil bebauen ließen, um in den Häusern arme, besitzlose Menschen zum Teil gratis, zum Teil gegen einen geringen Zins [= Miete] wohnen zu lassen […]. M2: Schiersner: Der Mietnachlass als soziale Innovation: Warum ein Rheinischer Gulden?, 2020, S. 95 (Übersetzung des Textes aus 1587). Die Gründe bzw. Motive für die Stiftung werden in späteren Darstellungen unterschiedlich erklärt. Ein mögliches Motiv könnte darin liegen, dass die katholischen Fugger sich durch ihr soziales Engagement die Gnade Gottes nach dem Tod erhofften. Dafür spricht, dass die Bewohner/innen der Fuggerei noch heute vertraglich dazu verpflichtet sind, täglich für die Familie Fugger zu beten. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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