Alles Geschichte! 6, Schulbuch

31 Frauen als Unternehmer/innen Im 15. Jh. führten Elisabeth Fugger und Barbara Fugger jeweils als Nachfolgerinnen ihrer verstorbenen Ehemänner für mehrere Jahre erfolgreich die Geschäfte der Fugger. Ab dem 16. Jh. waren die weiblichen Familienmitglieder jedoch vertraglich von der Leitung der Handelsgesellschaft ausgeschlossen. Die Reichsstadt Augsburg Um 15. Jh. lebten etwa 30 000 Einwohner/innen in Augsburg. Damit galt Augsburg als Großstadt. Bereits ab der Zeit Kaiser Karls V. hielten die Herrscher des Heiligen Römischen Reiches regelmäßig Hoftage in Augsburg ab. Große politische Bedeutung erlangte Augsburg im 15. und 16. Jh., unter anderem durch die Abhaltung einiger Reichstage, die für die Reformation richtungsweisend waren (s. S. 25). Jetzt bist du dran: 1. Arbeite mithilfe der Karte (M1) Handelsrouten der Fugger von Augsburg in die vier Haupthimmelsrichtungen heraus. Benenne wichtige Handelszentren entlang der gewählten Routen. 2. Arbeite aus dem Autorentext und den Textquellen M2 und M3 Faktoren für den Erfolg der Fugger heraus. Bewerte deren Gültigkeit für heutige Unternehmen. Begründe deine Ergebnisse. 3. Beschreibe mithilfe des Autorentextes und des Schaubildes M4 das Verlagssystem. Begründe, warum die Handwerkszünfte in der Folge an Bedeutung verloren. Die Fugger: ein „modernes“ Wirtschaftsunternehmen Angestellte der Fugger’schen Faktoreien, d. h. der Handelsniederlassungen bzw. Außenstellen, mussten sowohl Buchhaltung als auch die jeweilige Landessprache beherrschen. Regelmäßige Berichterstattung und das Erstellen von Bilanzen (= Gegenüberstellung von Vermögen und Schulden eines Unternehmens) sowie ein ausgeklügeltes hierarchisches System mit gut ausgebildetem Personal trugen maßgeblich zum Erfolg der Familie Fugger bei, welche ab 1367 von Augsburg aus ihr Unternehmen aufbaute. Um 1520 hatten die Fugger europaweit etwa 70 Faktoreien, zwischen denen es regen Informationsaustausch gab, der den Fuggern vorteilhafte wirtschaftliche Entscheidungen ermöglichte. Die handschriftlich verfassten „Fuggerzeitungen“ verbreiteten die wichtigsten Informationen innerhalb des Unternehmens. Für einen regelmäßigen Informationsaustausch genutzt wurden auch die unter Kaiser Maximilian I. eingeführte Reichspost sowie eigene Boten. Welche Informationen waren wertvoll? Die Zeitung war dabei vorrangig ein Instrument politischer Kommunikation. Die Brüder Fugger ebenso wie der Kurfürst von Sachsen oder der Herzog von Bayern nutzten sie, um möglichst umfassende Kenntnis über ihre Gegenwart zu erlangen: Zwei Drittel der Berichte vermittelten Informationen über militärische Ereignisse, wichtige Vertragsverhandlungen, fürstliche Hochzeiten oder politische Entwicklungen. M3: Aus: scilog: Die Geburtsstunde der Zeitung, 31.10.2016. Online auf: scilog.fwf.ac.at (19.4.2023). Das Verlagswesen Ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor der Fugger war das Verlagssystem. Nur Unternehmen mit großem Kapital konnten in das Verlagswesen einsteigen. Die Kaufleute bzw. Unternehmen lieferten die Rohstoffe kostenlos an selbstständige Handwerker/innen oder Heimarbeiter/innen, die pro hergestelltem Stück einen geringen Lohn erhielten. Die Heimarbeiter/innen waren meist Kleinbauern oder Landarbeiter/innen. Der Gewinn aus dem Verkauf der Produkte blieb beim Unternehmen, das die Produkte vermarktete. Mit der Ausbreitung des Verlagswesens wurden die Handwerker/innen von den Unternehmer/innen abhängig und die dazugehörigen Zünfte verloren an Bedeutung. M4: Das Verlagssystem Unternehmer/in = Verleger/in liefert Rohstoffe liefern Waren selbstständige Handwerker/- innen & Heimarbeiter/- innen stellen Produkte her (geringer Lohn pro Stück) kauft große Mengen an Rohstoffen (Mengenrabatt) verkauft die Produkte überregional mit möglichst hohem Gewinn Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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