Alles Geschichte! 6, Schulbuch

29 Das Jesuitentheater In den Aufführungen des Jesuitentheaters an den Schulen wurden wichtige religiöse Inhalte in kurzweiliger, unterhaltender Form den Menschen nähergebracht. Zugleich bekamen die Schüler durch die Darbietungen eine rhetorische Ausbildung. Der Kapuzinerorden Weitere wirksame Orden der Gegenreformation waren z.B. die 1528 in Rom gegründeten Kapuziner (namengebend ist die Kapuze, die sie tragen), die einer strengen Franziskanerregel folgten und sich der Predigt, der Seelsorge und der Krankenpflege widmeten. Sie waren besonders bei den Habsburgern beliebt, es ist kein Wunder, dass die Grabstätte dieser Dynastie in Wien in der Kapuzinergruft Platz gefunden hat. M3: Vocelka: Frühe Neuzeit 1500–1800, 2020, S. 120–121. Versuch einer Erneuerung in der katholischen Kirche Das Konzil von Trient, das „Tridentinum“ (1545-1563), stellte eines der wichtigsten Ereignisse der Gegenreformation dar. Es umfasste mehrere Zusammenkünfte, die noch vor Abschluss des Augsburger Religionsfriedens (s. S. 25) begannen und im Laufe von 18 Jahren stattfanden. Bischöfe und andere katholische Würdenträger berieten sich dabei über die Probleme der katholischen Kirche, die im Zuge der reformatorischen Bewegungen offensichtlich geworden waren, und über Maßnahmen der Gegenreformation. Die eingeladenen Protestanten blieben dem Konzil fern, unter anderem weil ihre Forderungen, den Papst vom Konzil auszuschließen, nicht erfüllt wurden. Ergebnisse des Konzils Die Ideen der reformatorischen Bewegungen wurden von der Kirchenversammlung nicht umgesetzt. So behielten die lateinische Übersetzung der Bibel und weitere Traditionen der katholischen Kirche, wie der Ablass, ihre Gültigkeit. Der Ablasshandel wurde jedoch verboten. Die sieben Sakramente wurden ebenso bestätigt wie die Notwendigkeit und Wichtigkeit des Zölibats und der zahlreichen Ordensgemeinschaften. Heiligen- und Reliquienverehrung blieben ebenfalls erhalten. Reformen betrafen vor allem organisatorische Belange: Verbessert wurde die Ausbildung der Priester in eigenen Priesterseminaren. Bischöfe und Priester unterlagen nun der Residenzpflicht in ihrer Pfründe. Sie mussten also in jener Kirchengemeinde wohnen, in der sie ihren seelsorglichen Pflichten nachzukommen hatten. Bischöfe mussten regelmäßig Kontrollbesuche in den Kirchengemeinden durchführen und Berichte abfassen. Der Ämterkauf wurde untersagt. Das Konzil von Trient festigte die Trennung der christlichen Kirchen. Jetzt bist du dran: 1. Arbeite mithilfe des Textes von Delouche (M1), der Miniatur in M2 und des Autorentextes die Voraussetzungen und Gründe heraus, weshalb die Jesuiten in der Gegenreformation erfolgreich waren. Diskutiere den Ansatz, dass Bildung als Schlüssel gelten könnte. 2. Diskutiert in der Klasse, auf welche Weisen Menschen reagieren, wenn sie zur Übernahme einer Religion gezwungen werden. 3. Benenne anhand von M4 die Gebiete, in denen reformatorische Bewegungen wirkten. Stelle fest, welche Länder diese Gebiete heute umfassen und ob die Bevölkerung dort auch heute noch mehrheitlich protestantisch ist. Führe deinen Rechercheweg an. Atlantischer Ozean Mittelmeer Nordsee Ostsee 0 250 500 km anglikanisch griechisch-orthodox muslimisch katholisch Grenze des Heiligen Römischen Reiches evangelisch calvinistisch Machtbereich des Osmanischen Reiches um 1566 Madrid Granada Toulouse Paris Köln Berlin Stockholm Prag Wien Salzburg London Zürich Mailand Palermo Neapel Neapel Athen Istanbul Kiew Warschau Dublin Rom Frankreich Niederlande Spanien Neapel Sizilien Osmanisches Reich Zarenreich Russland Schweden Norwegen Dänemark England Schottland Irland Polen Litauen Siebenbürgen Böhmen Mähren Ungarn Sardinien Venedig Genua Kirchenstaat Portugal M4: Konfessionen in Mitteleuropa um 1600 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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