Alles Geschichte! 6, Schulbuch

28 2.8 Die Gegenreformation und Neuerungen in der katholischen Kirche Katholische Reformen und Gegenreformation Als Reaktion auf die Reformation und ihre große Anhängerschaft auch unter den adeligen Grundherren wurden Mitte des 16. Jh. in der katholischen Kirche einige Reformen durchgeführt, z.B. wurde der Ablasshandel verboten. Außerdem gab es Bestrebungen, die protestantischen Gläubigen zur katholischen Kirche zurückzubringen und damit protestantische Gebiete zu rekatholisieren, das heißt für die katholische Kirche zurückzugewinnen. Diese gegenreformatorischen Maßnahmen wurden teilweise gewaltsam durchgeführt. Als Mittel zur Überführung von so genannten Ketzerinnen und Ketzern wurde die Inquisition ab 1542 als eigene Behörde mit Gerichtshöfen in allen katholischen Ländern eingesetzt. Durch sie wurden die protestantischen Strömungen in Italien und Spanien vollständig ausgelöscht. Um die rasche Ausbreitung der gedruckten protestantischen Schriften einzudämmen, wurde ab 1559 eine Liste kirchenfeindlicher Bücher erstellt, die Index genannt wurde. Diese Werke wurden vernichtet, ihr Besitz war verboten. Die Jesuiten im Dienste der Gegenreformation Einer der wichtigsten Orden innerhalb der Gegenreformation war die „Societas Jesu“. Der Jesuitenorden wurde vom baskischen Adeligen und ehemaligen Offizier Ignatius von Loyola 1534 gegründet. Der Jesuitenorden [Die Societas Jesu] wollte und sollte wehrhafter Arm des katholischen Glaubens sein. Zu den drei traditionellen Gelöbnissen der Armut, Keuschheit und des Gehorsams kam noch das Gelübde des absoluten Gehorsams gegenüber dem Papst hinzu, unter dessen Schutz sich der Orden stellte. Die Aufnahme in die Societas Jesu mit ihrer strengen Ordensdisziplin setzte ein schwieriges Noviziat [= Vorbereitung für den Eintritt in ein Kloster] und gründliche wissenschaftliche Studien voraus. Dank dieser sorgfältigen Vorbereitung entwickelten sich die Jesuiten zum wichtigsten Werkzeug der katholischen Gegenreformation im Dienst des Papstes. Sehr bald waren sie überall in der Welt tätig. Beim Tod des Ordensgründers im Jahr 1556 gehörten zum Orden bereits mehr als 100 Missionsstationen. M1: Delouche (Hg.): Das europäische Geschichtsbuch, 2018, S. 257. Die Jesuiten verzichteten auf eine traditionelle Ordenstracht und sie lebten nicht zurückgezogen in Klöstern, sondern mitten unter der Bevölkerung. In Südamerika, Japan, China und anderen außereuropäischen Gebieten waren sie als Missionare für den katholischen Glauben tätig. Die 15 Jahre dauernde Ausbildung eines Jesuiten erfolgte nach strengen humanistischen Kriterien, mit Schwerpunkten in Theologie und Philosophie. Jesuitische Schulen und Universitäten Zentral war die Arbeit der Ordensmitglieder in der Bildungsarbeit für Jungen und junge Männer. Diese war noch nicht staatlich organisiert. Der Jesuitenorden, ein reiner Männerorden, erkannte den Wert von Bildung für den Ordensnachwuchs und die zukünftigen Herrscher, die in den neu gegründeten Bildungszentren zu katholischen Gläubigen erzogen wurden. In Wien, Innsbruck, Graz und Linz entstanden bis 1608 Jesuiten-Schulen, in Graz wurde 1570 eine Jesuiten-Universität gegründet. Auch in protestantischen Gebieten entstanden jesuitische Bildungseinrichtungen. Als Folge der Bildungsarbeit der Jesuiten verkehrten schon bald Mitglieder des Ordens in hohen politischen Kreisen. M2: Unbekannt: Der nordindische Mogul-Herrscher Akbar im Gespräch mit Jesuiten-Missionaren (Ausschnitt). Miniatur im Stil der Mughal-Schule, 16. Jh. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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