Alles Geschichte! 6, Schulbuch

25 Die Frühreformation in Wien Vor dem Hintergrund einer politisch bewegten Zeit mit großen Ereignissen […], dem großen deutschen Bauernkrieg 1525/26 […] und der Belagerung Wiens durch den osmanischen Sultan Süleyman 1529 waren auch die Auseinandersetzungen religiöser Art in Wien ein Faktor der Unruhe. Der Thesenanschlag Martin Luthers im Jahr 1517 und seine dynamische Wirkung erreichten die Universität und die Bürger Wiens sehr schnell. […] Schon 1522 hielt [der Reformator] Paulus Speratus eine Predigt gegen das Klosterleben im Wiener Stephansdom und vertrat lutherische Ideen. Ein weiterer dramatischer Schritt war die Hinrichtung des Wiener Bürgers Caspar Tauber [wegen Ketzerei] im Jahr 1524. Damit begann der lange währende Konflikt zwischen der alten Kirche und den reformatorischen Strömungen. M2: Vocelka: Brennen für den Glauben, 2017, S. 294. sellschaft bei. Luther begründete seine Haltung religiös. Seine Texte zeigen allerdings, dass er auch zutiefst antisemitische Vorstellungen vertrat. Die heutige evangelische Kirche distanziert sich klar von Luthers Judenhass und von seinen judenfeindlichen Schriften. Katharina von Bora Luthers Frau, Katharina, trat mit 16 Jahren in ein Zisterzienserinnen-Kloster ein. 1523 floh sie mit Luthers Hilfe, 1525 heirateten die beiden. Das Paar bekam sechs Kinder. Wohnsitz der Familie war ein ehemaliges Kloster. Katharina, die von Luther vermutlich aufgrund ihrer Tatkraft auch „Herr Käthe“ genannt wurde, sorgte für die Familie, kümmerte sich um Haus und Hof, um Vieh und Ställe, um finanzielle Angelegenheiten, sie betrieb eine Bierbrauerei und bewirtete Luthers Besucher und Studenten. Jetzt bist du dran: 1. Stelle auf Basis des Autorentextes wichtige Ereignisse der Reformation in einer chronologisch geordneten Tabelle dar. 2. Beschreibe die Playmobil-Figur des Martin Luther (M1). Dekonstruiere auf Grundlage ihrer Entstehung die Figur als geschichtskulturelles Produkt. Entwickle Ideen dafür, warum die Figur ein Verkaufserfolg war. 3. Analysiere M2 und skizziere die Stimmung, die im frühen 16. Jh. in Wien geherrscht haben könnte. 4. Analysiere M3 und beschreibe die Personen (Aussehen, Kleidung, körperliche Position usw.). Schildere ausgehend von M3 die Rollen der einzelnen Personen und ihre Beziehungen. Vergleiche dieses Bild mit den Informationen zum Bild und über Katharina Bora. M3: Anonymer Künstler: Luthers Familie: Ein Ständchen für Katharina von Bora, Farblithographie nach einem Wandgemälde von Paul Poetzsch in der Höheren Mädchenschule in Dresden-Altstadt, um 1890 1530 überreichten die protestantischen Reichsstände Kaiser Karl V. in Augsburg ihr eigenes Glaubensbekenntnis, das „Augsburger Bekenntnis“, und vollzogen damit endgültig die Abgrenzung zum römisch-katholischen Glauben, dessen Oberhaupt der Papst in Rom blieb. „Katholisch“ kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet „allumfassend“. Militärbündnis und Krieg Um die lutheranischen Interessen besser durchsetzen zu können, schlossen sich die protestantischen Reichsstände 1531 zum Militärbündnis des Schmalkaldischen Bundes zusammen. 1546/47 kam es zum Schmalkaldischen Krieg, der mit dem Sieg des Kaisers endete. Die Konflikte blieben jedoch bestehen. Der Augsburger Religionsfrieden Erst 1555 wurde die religiöse Frage im Augsburger Religionsfrieden geregelt. Das protestantische Augsburger Bekenntnis wurde anerkannt, die Landesfürsten durften ihre Religion frei wählen und bestimmten dadurch auch das Bekenntnis ihrer Untertanen. Wer den Glauben des Herrschers nicht annehmen wollte, musste auswandern und seinen Besitz zurücklassen. Äbte und Bischöfe, die zum protestantischen Glauben übertraten, verloren ihren Besitz und ihre Ämter. Luthers antijüdische Haltung Luther verfasste mehrere antijüdische Schriften, die von Antisemitismus und Judenhass geprägt waren. Sie verbreiteten sich schnell im Reich und trugen damit maßgeblich zu einer Zunahme antijüdischer Einstellungen in der GeNur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=