Alles Geschichte! 6, Schulbuch

23 Kommunikation im Wandel Als Gutenberg in Mainz den Buchdruck mittels beweglicher Lettern erfand, war dieser in China schon seit etwa 400 Jahren bekannt. Das Verfahren des Drucks wurde damit wesentlich beschleunigt. Das erleichterte z. B. die Verbreitung der deutschen Sprache als Schriftsprache, mehr Menschen lernten lesen. Der Großteil der Bevölkerung blieb allerdings Analphabeten und konnte weder lesen noch schreiben. In weiterer Folge kam es zu einer rasanten Ausbreitung des geschriebenen Wortes (s. S. 20) in Form von Flugschriften, wissenschaftlichen Büchern, Zeitungen und in Reimen verfassten Texten, die beim Vorlesen „gut ins Ohr gingen“ und daher gut auswendig gelernt werden konnten. So konnten die Kirche und die adelige Obrigkeit immer weniger kontrollieren, welche Gedanken und Informationen sich verbreiteten. Der Historiker Karl Vocelka über die Folgen der Erfindung des Buchdrucks […] wird die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern immer wieder als Datum für das Ende des Mittelalters und den Beginn der Neuzeit genannt. Dabei geht man von der Tatsache aus, dass um 1500 in Europa eine Medien-revolution stattfand, die in ihren Auswirkungen durchaus mit der des späten 20. Jahrhunderts, in der Computer, Digitalisierung und Internet die Kommunikation entscheidend veränderten, vergleichbar ist. Marshall McLuhan (1911–1980) […] betonte vor allem die Prägung der Zeit nach Gutenberg durch das Buch und die Verschiebung von der mündlichen zur visuellen [= schriftlichen und bildlichen] Kommunikation. M2: Vocelka: Frühe Neuzeit 1500–1800, 2020, S. 93. Europäische „Entdeckungsfahrten“ In dem Bewusstsein und im Denken der europäischen Bevölkerung des Mittelalters und der Frühen Neuzeit nahmen das Mittelmeer und seine Umgebung eine zentrale Rolle ein. Mit den so genannten „Entdeckungsfahrten“ (s. S. 64 f.) erweiterte sich der geografische Horizont der Europäer/innen. Gleichzeitig entwickelten sie ein Überlegenheitsgefühl gegenüber Menschen auf anderen Kontinenten. Bei der Eroberung der Gebiete Lateinamerikas und der Unterwerfung der indigenen Bevölkerungen spielten neben der technischen Überlegenheit und der Grausamkeit der Europäer/innen auch aus Europa mitgebrachte übertragbare Krankheiten, wie Masern und Pocken, eine wichtige Rolle. M3: „Copia der Newen Zeytung auß Presillg Landt.“. Abbildung aus dem ersten gedruckten Bericht über die Entdeckung Brasiliens, um 1505 Die beginnende Globalisierung, die Veränderung der wirtschaftlichen Gegebenheiten durch den einsetzenden Kolonialismus sowie die neuen Handelsbeziehungen trugen ebenfalls maßgeblich zu einer Veränderung der Weltbilder der europäischen Bevölkerung bei. Ausgangslage für die Reformationsbewegungen Probleme innerhalb der Kirche, neue Weltbilder, die der Lehre der Kirche teilweise entgegenstanden, und die Änderung des Kommunikationsverhaltens in der Folge der Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern waren wesentliche Faktoren am Beginn der reformatorischen Bewegungen, die Europa in weiterer Folge erfassten. Jetzt bist du dran: 1. Benenne auf Grundlage des Kapitels wichtige Veränderungen in den Lebenswelten der Menschen, die maßgebliche Änderungen in ihren Einstellungen bewirkten. 2. Beschreibe M1. Formuliere Vermutungen darüber, welchen Einfluss die Vorstellung von der Existenz des Fegefeuers auf die Gläubigen hatte. 3. Analysiere M2 und finde im Autorentext unterstützende Argumente für die Position McLuhans. 4. Beschreibe M3. Recherchiere die Reiseroute Pedro Álvares Cabrals im Internet und ermittle die wichtigsten Etappen der Reise. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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