Alles Geschichte! 6, Schulbuch

180 QUERSCHNITT Migration aus wirtschaftlichen Gründen Überregionale Migration Anfang des 19. Jh. setzte eine Migrationsbewegung aus Europa vor allem in die USA ein. Die Gründe dafür lagen einerseits in der Zunahme der Bevölkerung, die das Angebot an Arbeitsmöglichkeiten überstieg, aber auch an der Wirtschaftsflaute und an Missernten. Die von staatlicher Seite gelockerten Auswanderungsverbote ab der ersten Hälfte des 19. Jh. begünstigten die Migration ebenso wie die neuen Transportmittel Dampfschiff und Eisenbahn, die das Reisen schneller und sicherer machten. Vielfach musste um die Bewilligung der Auswanderung angesucht werden. Auswanderungsansuchen von Johann Scheutz aus Goisern vom 6. Februar 1852 Erstens. Da meine Familie außer mir und meinem Weibe noch aus drei Kindern besteht und ich keinen anderen Erwerb oder Einkommen habe als den Taglöhner Lohn von täglichen 20 bis 24 Kreuzer, so ist leicht einzusehen, daß fünf Personen von höchstens täglichen 24 Kreuzern nicht leben können; […] Zweitens. Da ich ungeachtet wiederholter Bitten keine ärarische [= staatliche] Salinen Arbeit erhalten konnte, bei welcher doch meine Familie vom ärgsten Elend geschützt sein würde, so sehe ich keiner anderen Zukunft hier entgegen, als die dürftigste Armut und den Bettelstab, sobald ich in die Jahre komme, wo ich nicht mehr jeder Arbeit vorstehen kann; und an Versorgung meiner Kinder wäre unter diesen traurigen Aussichten gar nicht zu denken, was einem Vaterherzen sicherlich am schwersten fällt. Drittens. Da nach den Nachrichten, welche neuerlich von Amerika von hier dorthin ausgewanderter Personen ankommen, der Verdienst in diesem Lande eines Arbeiters der Art ist, daß er außer dem, daß er sich eine kräftige Nahrung anschaffen kann, er auch im Stande ist, eine Familie zu erhalten und doch noch einen Sparpfenning bei Seite legen kann, und zudem auch noch die sichere Aussicht hat, daß sobald seine Kinder, männliche und weibliche arbeitsfähig sind, sogleich einen guten Verdienst erhalten und auch für die Zukunft für sie die Aussicht ist, daß sie bei Arbeit und Fleiß ihr gutes Fortkommen finden, was leider hier keineswegs der Fall ist. In Anbetracht dieser auf Wahrheit beruhenden Gründe hoffen Unterfertigte, daß ihnen ein Auswanderungspaß nach den nordamerikanischen Freistaaten gnädigst bewilliget werden würde, […]. M2: Sturmberger: Die Amerika-Auswanderung aus Oberösterreich zur Zeit des Neo-Absolutismus, 1961, S. 33. Auch in China gab es im 19. Jh. eine Migrationsbewegung aus wirtschaftlichen Gründen. Etwa 10 Millionen Menschen wanderten in benachbarte Regionen, vor allem Thailand, aus. Die Mandschurei, das Grenzgebiet nördlich des chinesischen Kaiserreichs, wurde gegen Ende des 19. Jh. von Menschen aus China und aus Japan besiedelt. Mit dem Bau der Transsibirischen Eisenbahn von 1891 bis 1916 erfolgte die Besiedelung Sibiriens durch Europäer/ innen. Der Anteil der europäischstämmigen Bevölkerung in Sibirien erhöhte sich von 1897, mit etwa 5 Millionen, bis 1911, mit etwa 8 Millionen. M1: Statistik der Immigrantinnen und Immigranten in die USA zwischen 1821 und 1920 (Zahlen: U.S. Department of Justice, 1999) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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