Alles Geschichte! 6, Schulbuch

18 2.3 Die Renaissance und die Medici in Florenz Als „Renaissance“ (franz. „Wiedergeburt“) bezeichnen Historiker/innen eine Epoche der europäischen Kunst- und Kulturgeschichte, die sich ab Mitte des 14. Jh. ausgehend von der Toskana (Italien) entwickelte und in ganz Europa verbreitete. Mit Wiedergeburt sind der Rückgriff auf die Texte der griechischen und römischen Antike und die Wiederbelebung antiker Kunst gemeint, die nun breites Interesse fanden. Italiens nördliche Zentren als Erneuerer Die aufstrebenden und wohlhabenden italienischen Zentren der nördlichen Regionen dehnten sich aufgrund des Bevölkerungsanstiegs im 14. Jh. stetig aus. Sie wurden von verschiedenen mächtigen Familien regiert. Als sichtbare Zeichen ihrer Macht und ihres Einflusses ließen diese prächtige Gebäude bauen, förderten Kunstsammlungen und beschäftigten Wissenschaftler am Hof, die mit dem Humanismus eine neue Denkrichtung vertraten (s. S. 20 f.). Auch die starke Ausweitung des Handels ermöglichte regen geistigen und kulturellen Austausch und förderte die Verbreitung der neuen Strömungen. Der Mensch als Mittelpunkt Leonardo da Vinci stellte in seiner Zeichnung L’Uomo Vitruviano 1490 den Menschen in seiner realen Beschaffenheit dar, er setzte ihn ins Zentrum und zeigte damit einen wesentlichen Gedanken der Rennaissance: Der Mensch steht im Zentrum des Universums, er ist der Mittelpunkt. M1: Leonardo da Vinci: L’Uomo Vitruviano (Ausschnitt). Zeichnung, 1490 Künstler/innen strebten nun in ihren Werken naturgetreue Darstellungen an. Sie arbeiteten auf der Grundlage mathematischer und wissenschaftlicher Erkenntnisse. So wurde zum Beispiel die Zentralperspektive eingeführt. Der außergewöhnliche Mensch Die Renaissance war Ausdruck eines tiefgreifenden veränderten Lebensgefühls, eines neuen Bildes vom Menschen und seinem Verhältnis zur Natur. Dies ging von den Gedanken einer Erhöhung des Wertes der Menschen aus und spiegelte sich in der Philosophie, Literatur und in der Kunst wider. Das Leitbild der Renaissance war der außergewöhnliche Mensch, seiner freien und autonomen Persönlichkeit bewusst, der sich der überkommenden kirchlichen Fesseln entledigt hatte. Er war nicht mehr allein ein Knecht Gottes, sondern auch ein Diener seines Fürsten und seiner Stadt. Die Renaissancekünstler arbeiteten nicht mehr ausschließlich für Kirche und Klöster, sondern auch an Fürstenpalästen, an den Prachtbauten der Städte und selbst für reiche Bürger. M2: Hasenmayer/Göhring: Mittelalter, 1975, S. 131. Bildhauerei, Baukunst und Malerei Im Mittelalter schufen Bildhauer vor allem religiöse Werke. In den Säulen und Portalen von Kirchen etwa wurden Heilige dargestellt. In der Renaissance änderte sich dies: Themen aus der antiken griechischen Mythologie verdrängten teilweise die religiösen Motive. Die Baukunst orientierte sich an antiken Grundplänen. Symmetrische Formen und Anordnungen der Fenster, Kuppeln und Säulen standen im Vordergrund. Neue mechanische und hydraulische Werkzeuge erleichterten das Bauen. Die Malerei stellte den anatomisch genau abgebildeten menschlichen Körper in der Bewegung in den Mittelpunkt. Auch religiöse Figuren wurden menschlich dargestellt. Florenz als Zentrum der Renaissance Ab dem 15. Jh. begann der Aufstieg der Medici zu einer der einflussreichsten Familien Europas. Unter ihrer Herrschaft wuchs Florenz zur bedeutensten europäischen Stadt heran und wurde das Zentrum der Renaissance. Der wichtiste Handelsweg der Stadt war der Fluss Arno. Er stellte die Verbindung zum Meer her. Auf ihm wurden englische und flämische Wolle transportiert und mit seinem Wasser färbte man Textilien. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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