176 QUERSCHNITT Die Auswirkungen auf die Gesellschaft Aufgrund von Sonnenlichtmangel starben manche Pflanzen und Tierarten aus. Der Rauch und die Asche, die in die Atmosphäre freigesetzt wurden, verschmutzten die Luft und verringerten die Luftqualität. Vermutlich noch einmal so viele Menschen wie unmittelbar an der Katastrophe starben in der Folge weltweit an Hunger und Krankheiten. Allerdings ist dies schwer zu belegen. Kein Brot … Besonders betroffen waren ländliche Gebiete, in denen die Landwirtschaft stark beeinträchtigt wurde. Viele Menschen sahen sich gezwungen, ihre Heimat zu verlassen und in städtische Gebiete zu ziehen, um nach Arbeit und Unterstützung zu suchen. Aufgrund von Missernten gab es nicht nur weniger Lebensmittel, sondern diese wurden auch teurer. Das führte zur Verarmung breiter Bevölkerungsschichten. In den Jahren 1816 bis 1818 häuften sich auch teils gewalttätige Teuerungsunruhen. In Süd- und Südostasien waren die längerfristigen Auswirkungen des Vulkanausbruchs besonders stark. Durch die langanhaltenden Regenfälle und den Mangel an Sonnenlicht entschieden sich viele Menschen, in andere Regionen zu ziehen. Indonesisches Gedicht über den Ausbruch des Tambora und seine Nachwirkungen (1830) Der Klang des Materials ist sehr dumpf. Das Wasser überschwemmt den Ort. Es ruft nach Kindern und Müttern. Die Welt scheint grau zu werden. Angeblich war Allah, der Erhabene, verärgert, Aufgrund der Handlungen des Sultan Raja Tambora. Er tötete den verehrten Haji und ließ Blut fließen. Es fehlte an Verstand und Überlegung. M4: Lukman: Syair Kerajaan Bima, Gedicht, ca. 1830 (übersetzt). Auch die Cholera-Pandemie, die 1817 in einem Großteil Indiens wütete und auf die Auswirkungen des Ausbruchs zurückzuführen war, verstärkte trotz Reisebeschränkungen eine massive Migrationsbewegung. Ebenso nahmen die Auswanderungen aus Europa in Richtung Nordamerika zu, wo Chancen auf ein besseres Leben gesehen wurden. Allein aus dem Königreich Württemberg wanderten an die 20 000 Menschen nach Amerika oder Russland aus. … aber Spiele Um dieser Emigration entgegenzuwirken, erlaubte der junge württembergische König Wilhelm I. 1818 das erste „Landwirthschaftliche Fest zu Kannstadt“. Im Rahmen dieses Festes sollten außergewöhnliche Leistungen der heimischen Landwirtschaft vom König selbst gewürdigt und ausgezeichnet werden. Weiters sollte so nützliches Wissen weitergegeben und erhalten werden, um weiteren Missernten entgegenzuwirken. Für die Besucherinnen und Besucher gab es Gaukler und andere Belustigungen wie beispielsweise das Fischerstechen (ein sportlicher Wettkampf, bei dem zwei Mannschaften versuchen, sich gegenseitig mit Speeren von Ruderbooten zu stoßen) oder Puppentheater. Buden werden aufgestellt, wo die Gäste sich mit Suppe, Rauchfleisch und Steckerlfisch, Most, Wein und Limonade versorgen können. Die so genannte „Cannstatter Wasen“ (ein 17-tägiges Volksfest) gibt es heute noch. Jetzt bist du dran: 1. M4 ist ein Gedicht, das die Erlebnisse des dreitägigen Vulkanausbruchs auf der Insel Sumbawa schildert. Beurteile M4 auf seinen Quellenwert. Welche Funktion hat die erste, welche die zweite Strophe? 2. Arbeite das Besondere des Volksfestes in Kannstadt 1818 heraus. Erörtere, ob du es für eine gelungene Maßnahme hältst. 3. Trage die im Autorentext genannten Regionen, die von den Auswirkungen des Vulkanausbruchs besonders betroffen waren, in die Karte M1 (s. S. 174) ein. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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