Alles Geschichte! 6, Schulbuch

17 Im 15. Jh. versuchten die Päpste die weltlichen und geistlichen Belange innerhalb des Kirchenstaates zu trennen. Da die Herrschaft aber nicht vererbt wurde, behinderte dies eine endgültige Trennung. Außerdem begannen die Päpste, die meist adeligen inländischen Familien entstammten, ihre Verwandten mit Ämtern und Vermögen auszustatten. Die Interessen der eigenen Familien standen immer stärker im Vordergrund. Die Begünstigung der eigenen Familienmitglieder wird Nepotismus bzw. Vetternwirtschaft genannt. Die Republik Florenz Der kleinste der fünf wichtigsten Staaten der italienischen Halbinsel hatte große wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung. Florenz war eine Stadtrepublik, die unter dem Einfluss der Familie Medici stand. Schon Mitte des 15. Jh. gehörten große Gebiete der Toskana zur Republik Florenz. Wirtschaftlich lebte Florenz von der Textilproduktion. Es war gut im Fernhandel, auch im Osmanischen Reich und Nordafrika, vernetzt und verfügte über ein gut ausgebautes Bankwesen. Die kunstsinnigen Medici-Fürsten machten Florenz zum Zentrum der Renaissance und des Humanismus (s. S. 18–21). Republik Venedig Venedig war Ende des 14. Jh. der größte Staat in Oberitalien. Es stand in gutem Einvernehmen mit dem Kirchenstaat, Frankreich und Spanien und galt als unermesslich reich. Die Republik entwickelte sich zu einem der bedeutensten Handelsdrehpunkte der damaligen Welt. Sie erhielt Ende des 13. Jh. eine Verfassung, die bis zum Ende der Republik am Beginn des 18. Jh. bestehen blieb. An der Spitze der Republik stand eine Gruppe von adeligen Männern (= der große Rat) mit einem auf Zeit gewählten Dogen (s. S. 51). Die Wahl des Dogen [Die Wahl] folgte einem eigenartigen Ritual. Jedes Mitglied des großen Rates konnte gewählt werden und deponierte eine Loskugel in der Wahlurne. Auf dem Markusplatz wurde dann ein etwa zehnjähriger Knabe ausgewählt, der aus der Urne 30 Loskugeln zog, die durch Los auf 9 reduziert wurden. Diese 9 wählten 40, die dann wieder durch Los auf 12 reduziert wurden. Diese 12 wählten nun 25, die wieder durch Los auf 9 reduziert wurden. Diese wählten 45, die wieder durch Los auf 11 reduziert wurden. Diese 11 wählten 41 die nun den Dogen durch Billigung durch den großen Rat nominierten. Das Quorum (festgelegte Zahl der Stimmen, die erforderlich waren) für die Wahl waren 25 Stimmen. M3: Vocelka: Frühe Neuzeit 1500–1800, S. 36. M2: Francesco u. Leandro Bassano: Der Doge Sebastiano Ziani empfängt den Segen Papst Alexanders III. 1176 bei einem Treffen in Venedig (Ausschnitt). Gemälde um 1572 Herzogtum Mailand Mailand unter der Herrschaft der Familie Sforza war durch Textil-, Geräte- und Waffenproduktion ebenfalls zu großem wirtschaftlichem Wohlstand gelangt. Ab dem 15. Jh. entstanden in Mailand große Reiskulturen. Mailand musste sich um 1500 gegen Versuche der Einflussnahme des spanischen Zweiges der Habsburger und der Franzosen wehren. 1535 fiel Mailand unter spanische Herrschaft. Jetzt bist du dran: 1. Arbeite Gemeinsamkeiten und Unterschiede der fünf Regionalstaaten auf der Apenninenhalbinsel heraus. Stelle fest, was sie getrennt und was sie vereint hat. 2. Lies M3. Erörtere das System zur Wahl des venezianischen Dogen, nenne Argumente, die für und die gegen dieses System sprechen. 3. Identifiziere die beiden Hauptfiguren in M2 und ermittle, welche der dargestellten Figuren zu ihrer Gefolgschaft gehören. Benenne die Unterschiede zwischen den beiden Hauptfiguren mit ihrer jeweiligen Gefolgschaft. 4. Vergleicht eure Analyse- und Interpretationsergebnisse in der Klasse und überprüft sie gemeinsam. Führt wenn nötig Hintergrundrecherchen dazu durch. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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