Alles Geschichte! 6, Schulbuch

168 KOMPETENZTRAINING 4.8 Geschichtshistorische Produkte mit Originalquellen vergleichen: Der Sturm auf die Bastille Die in Darstellungen der Vergangenheit verwendeten Quellenaussagen mit historischen Originalquellen vergleichen Geschichtskulturelle Produkte wie Filme, Bücher, Comics und auch Kurzbeschreibungen zu historischen Ereignissen zeigen ein Bild der Vergangenheit, das meist einprägsamer ist als geschichtswissenschaftliche Werke. Manchmal weichen die Informationen aus den historischen Quellen und der Darstellung voneinander ab, teilweise mit Absicht, teilweise auch unbeabsichtigt. Um die historische Qualität einer Darstellung zu überprüfen, muss die Darstellung mit den Quellen abgeglichen werden. Geschichtshistorische Produkte mit Originalquellen vergleichen – so gehst du vor: − Analysiere den Informationsgehalt der Darstellung. − Stelle fest, ob es zu der Darstellung (z. B. Buch, Film) Verweise auf die verwendeten Quellen (z. B. Texte, Bilder, historische Karten) gibt. − Recherchiere die verwendeten und/oder andere Quellen zu dem Thema. − Vergleiche den Informationsgehalt der Quellen und der Darstellung. Zeige Übereinstimmungen und Unterschiede auf. Die Bastion de Saint-Antoine bzw. Bastille entstand im 14. Jh. als Stadttorbefestigung von Paris. Im 17. Jh. verlor sie ihre militärische Funktion, die Festung wurde nun als Gefängnis verwendet. Ab Anfang des 18. Jh. wurden mehrere Schriften veröffentlicht, in denen die Haftbedingungen und die innerhalb des Gefängnisses herrschende Ungerechtigkeit geschildert wurden. Obwohl die Bastille als Gefängnis nur geringe Bedeutung hatte, wurde sie aufgrund der Reaktionen der Öffentlichkeit auf diese Schilderungen bis 1789 zum Symbol der Unterdrückung durch den König. Dadurch hatten die Ereignisse des 14. Juli 1789 eine besondere Bedeutung für die Französische Revolution (s. S. 100 ff.). M1: Claude Lucas: Die Bastille. Ausschnitt aus dem „Plan Turgot“, einer Paris-Karte. Kupferstich nach Zeichnung des Architekten und Kartografen Louis Bretez, 1739 Die Anfänge des gewaltsamen Aufstandes 1789 Am 12. Juli 1789 wurde eine Versammlung Pariser Bürgerinnen und Bürger durch Soldaten des Königs gewaltsam aufgelöst. Daraufhin stürmten Teile der Bevölkerung die Gefängnisse „La Force“ und „Conciergerie“, um die Gefangenen zu befreien. In der Nacht wurde ein Großteil der die Stadt umgebenden Zollstationen niedergebrannt. Um die Ordnung wiederherzustellen, bildete sich am 13. Juli eine provisorische Stadtregierung der Bürgerschaft, die auch eine Bürgermiliz aufstellte. Zur Bewaffnung der Miliz wurden zunächst die im Rathaus lagernden Waffen einschließlich Schießpulver ausgegeben. Am Morgen des 14. Juli plünderte die Miliz das Waffenlager der Invalidenkaserne, wobei mehrere Kanonen und 40 000 Gewehre erbeutet wurden. Schießpulver und Munition fehlten jedoch, da diese in der Nacht zur sicheren Verwahrung in die Bastille transportiert worden waren. Der „Sturm“ der Bastille Eine Delegation versuchte zunächst, den Kommandanten der Bastille zur Herausgabe des Schießpulvers zu bewegen. Als dieser der Forderung nicht nachkam, drangen gegen 13.30 Uhr die ersten Bürger in den Vorhof der Bastille ein. Der Kommandant gab daraufhin den Schießbefehl. Weitere Milizen zogen zur Bastille und beschossen das Gebäude mit allen zur Verfügung Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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