Alles Geschichte! 6, Schulbuch

164 KOMPETENZTRAINING 4.6 Gattungsspezifik von Darstellungen der Vergangenheit erkennen: Kaiserin Elisabeth Die Gattungsspezifik von Darstellungen der Vergangenheit (z. B. Spielfilm, Comic, Roman, Internetseite) erkennen Darstellungen der Vergangenheit können in vielen verschiedenen Formen stattfinden, z.B. als Spiel- oder Dokumentarfilm, als literarischer oder Fachtext, als Computerspiel oder als Graphic Novel). Die einzelne Form wird Gattung genannt. Jede Gattung bietet bestimmte Möglichkeiten, wie Vergangenheit dargestellt wird. Der Film mit historischer Thematik ist aufgrund der vielfältigen Möglichkeiten eine beliebte Form, historische Ereignisse darzustellen. Gattungsspezifik erkennen – so gehst du vor: − Benenne die Gattung, mittels welcher die Vergangenheit dargestellt wird. − Beschreibe die Form der Darstellung, z. B. als Text, Audio, szenisch, bildlich, filmisch/als Bewegtbild oder plastisches Kunstwerk, und benenne seine Besonderheiten. − Benenne das Medium, das zur Darstellung herangezogen wird (z.B. Buch, Zeitschrift, E-Book, Website, Podcast, Fernsehen, Kino, Videostreamingplattformen) und charakterisiere es mit deinen Besonderheiten. − Benenne die dargestellten historischen Ereignisse. − Ermittle das Veröffentlichungsdatum bzw. Erscheinungsjahr und Produktionshintergründe. − Recherchiere, in welchen anderen Gattungen die historischen Ereignisse noch dargestellt werden. − Vergleiche die unterschiedlichen Darstellungsformen und beschreibe die Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Zeige die Möglichkeiten und Grenzen der Gattung und des Mediums für die Darstellung der Vergangenheit auf. Kaiserin Elisabeth von Österreich wurde von vielen Zeitgenossinnen und Zeitgenossen als faszinierende Persönlichkeit wahrgenommen. Bis heute gibt es großes Interesse an ihrem Leben, und so gibt es eine Vielzahl von Darstellungen ihrer Person, zum Beispiel in Filmen. Die Sissi-Filmtrilogie stellt eine der erfolgreichsten Produktionen des österreichischen Films dar. 1955 an Originalschauplätzen gedreht, gibt sie eine romantisierende Darstellung einiger Passagen im Leben der Kaiserin Elisabeth von Österreich wieder. Es ist ein Historienfilm, der wenig Anspruch auf historisch korrekte Darstellung erhebt. Er vermittelt aber das Bild, da sich die Trilogie in groben Zügen an historische Fakten hält. Die Literaturwissenschafterin Nicole Karczmarzyk über die Darstellung der Kaiserin Elisabeth in unterschiedlichen Gattungen und im Film Für den deutschsprachigen Raum ist besonders die Beständigkeit des ›Elisabeth-Mythos‹ bemerkenswert, denn die Repräsentationen der bayerischen Prinzessin, die zur österreichischen Kaiserin wurde, erfahren selbst über zwei Weltkriege hinweg bis ins 21. Jahrhundert regelmäßig Aktualisierungen. […] Nach dem Zerfall der Doppelmonarchie ist der Mythos beinahe ausschließlich innerhalb der populären Kultur angesiedelt und findet immer mehr Raum in trivialen und bisweilen kitschigen Genres. Aus diesem Grund ist es für eine Untersuchung der Figur der Kaiserin Elisabeth im 20. Jahrhundert auch unumgänglich, sich auf populäre Medien und Genres [= Gattungen] zu konzentrieren. Der Film […] spielt dabei eine besondere Rolle, weil er von Beginn an eng mit dem Genre des Boulevards und der Skandalisierung verknüpft gewesen ist. So wird die Kaiserin gerade für den frühen Film vereinnahmt, da sich hier eine Parallele zwischen Figur und Medium ergibt, die beide eine deutliche Nähe zum Boulevard aufweisen. Die Genres, in denen die Kaiserin auftritt, sind vor allem solche, in denen das Moment der Emotionalisierung im Vordergrund steht, wie z.B. das Melodram oder der Heimatfilm, aber auch das Musiktheater, wie z.B. das Singspiel und das Musical. M1: Karczmarzyk: Mediale Repräsentationen der Kaiserin Elisabeth von Österreich. Sissi in Film, Operette und Presse des 20. Jahrhunderts, 2017, S. 13–14. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=