15 Die Entwicklung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern Mitte des 15. Jh. ereignete sich eine der tiefgreifende Medienrevolution. Der Mainzer Goldschmied Johannes Gensfleisch, genannt Gutenberg, entwickelte den Buchdruck mit beweglichen Lettern. Während bis dahin Bücher beinahe ausschließlich handschriftlich vervielfältigt wurden, vornehmlich in den Schreibstuben von Klöstern, konnten von nun an Bücher im großen Stil gedruckt werden (s. S. 20). Allerdings wurden in den neuen Werkstätten nicht nur Bücher gedruckt. Es entstanden erstmals sogenannte Flugschriften, die meist aus wenigen Seiten bestanden und eine Vorform der Zeitung waren. Flugschriften dienten zwar der Information, waren in ihrem Stil aber selten neutral und objektiv gehalten. Über die Bedeutung des Buchdrucks Mehr als das Gold hat das Blei die Welt verändert und mehr als das Blei in der Flinte das Blei im Setzkasten. M2: Urheber unbekannt (wird Georg Christoph Lichtenberg (1742–1799) zugeschrieben) Fortschritt oder Gefahr? Nicht alle Menschen standen den Möglichkeiten der neuen Medien positiv gegenüber. So gab es Zweifel an der Haltbarkeit des Papiers, und Ängste wurden geschürt, dass zu viel zu lesen zum Verderben der Jugend, zur Verdummung oder zu einer Überforderung der Ungebildeten führen könnte. Die Kirche und die politischen Machthaber begegneten dem neuen Medium aus Angst vor einem drohenden Autoritätsverlust zusehends mit Zensur und Einschränkungen. Günstige Druckerzeugnisse eröffneten in der Neuzeit mehr Menschen den Zugang zu Wissen und Nachrichten. Es lernten mehr Menschen lesen und schreiben und Bildung war nicht länger nur einer kleinen, privilegierten Oberschicht vorbehalten. Insgesamt erleichterte und beschleunigte Gutenbergs Erfindung die Verbreitung von Wissen, neuen Ideen und Meinungen sehr stark, und gilt damit als Wegbereiterin der Aufklärung. Die Digitale Revolution des 20. und 21. Jh. Auch heute befinden wir uns inmitten einer Medienrevolution: Immer mehr Lebensbereiche werden digitalisiert, Computer, Smartphones und das Internet sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Ähnlich wie der Buchdruck erweitert Digitalisierung die Möglichkeiten, sehr schnell viele Menschen zu erreichen. Das Internet vereinfacht den Zugang zu einer Fülle an Wissen. Mediennutzung: Chance und Herausforderung Statt rein passivem Medienkonsum bietet die Digitalisierung auch völlig neue Möglichkeiten des Austauschs und der Vernetzung. So können heute auch „gewöhnliche Menschen“ zur Regisseurin, zum Fotografen, zur Journalistin werden. Medienrevolutionen als Rückschritt? Bis zum 15. Jahrhundert wurde Menschen beigebracht, sich große Mengen an Informationen einfach zu merken. [...] Dann kam Johannes Gutenberg, der Mark Zuckerberg seiner Zeit, und man gewöhnte sich daran, sich auf die gedruckte Seite zu verlassen. Notwendigkeit und Fähigkeit sich etwas zu merken gerieten allmählich außer Gebrauch. [...] Twitter und YouTube nagen weiter stetig an unserer Aufmerksamkeitsspanne. Und das kleine bisschen an Gedächtnisvermögen, das wir uns trotz Gutenberg erhalten hatten, büßen wir nun durch Google ein. Warum sich etwas merken, das man in Sekunden nachschlagen kann? M3: Keller: The Twitter Trap. In: The New York Times Magazine online, 18.5.2011 (10.1.2022, übersetzt). Die neuen Medien bringen auch neue Herausforderungen. So wird diskutiert, ob sich die Bedeutung von Wissen verändert, wenn mithilfe des Internets Informationen jederzeit abgerufen werden können. Die Fähigkeit, Vertrauenswürdigkeit und Wahrheitsgehalt von Informationen zu beurteilen, bekommt immer mehr Bedeutung. Zentral für die Zukunft wird deshalb ein verantwortungsvoller und bewusster Umgang mit den neuen Medien sein. Jetzt bist du dran: 1. Arbeite heraus, wieso die Erfindung des Buchdrucks als Medienrevolution bezeichnet wird. 2. Interpretiere die Lebensweisheit M2. 3. Betrachte M1 und entwirf eine Bibliothek, die den Möglichkeiten der Digitalisierung gerecht wird. 4. Fasse den Standpunkt in M3 zusammen und beziehe Stellung dazu. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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