Alles Geschichte! 6, Schulbuch

145 Auf einen schnellen Sieg zielte auch der deutsche Kriegsplan ab. Da Deutschland einen Zweifrontenkrieg zu erwarten hatte, sollte die französische Armee durch eine rasche Einkesselung geschlagen werden, um dann alle Kräfte im Osten gegen Russland konzentrieren zu können. Um die französischen Festungen entlang der Grenze zu umgehen, marschierte die deutsche Armee durch Belgien, verletzte damit dessen Neutralität und provozierte die britische Kriegserklärung. Der Krieg im Westen Nach wenigen Wochen galt der deutsche Plan als gescheitert. Im Westen erstarrte die Front zu einem Stellungskrieg, bei welchem die Soldaten sich in komplexen Grabensystemen verschanzten. M3: Emile Camille Albert Le Play: Französische Soldaten in einem Schützengraben an vorderster Linie. Fotografie, undatiert Die Grabensysteme der Kriegsparteien lagen sich gegenüber. Um anzugreifen, mussten sich die Soldaten durch das Gebiet zwischen den Gräben bewegen, welches mit Stacheldraht gesichert und durch Artillerie und Handfeuerwaffen aus den feindlichen Gräben beschossen wurde. Minimale Gebietsgewinne wurden, wenn überhaupt, nur mit hohen menschlichen Verlusten errungen. In sogenannten Materialschlachten gewann jene Seite die Oberhand, welche mehr Kriegsgüter und Soldaten an die Front schicken konnte. In Schlachten, die über Wochen und Monate dauerten, fielen hunderttausende Soldaten. Das von mancher Propaganda für Weihnachten 1914 vorhergesagte Ende des Krieges war nun ausgeschlossen. Traurige Berühmtheit erlangte jene Schlacht, die als „Hölle von Verdun“ in die Geschichte einging. Ungefähr 300 Tage lang versuchte die deutsche Armee die französischen Festungsanlagen bei der Stadt Verdun einzunehmen. Dabei starben über 300 000 Soldaten und etwa 400 000 wurden verwundet. „Heiliger Krieg“ gegen die Entente Im Oktober 1914 griff das Osmanische Reich russische Häfen an und trat auf Seiten der Mittelmächte in den Krieg ein. Die einstige Großmacht galt als geschwächt, als sogenannter „kranker Mann am Bosporus“. Als Vielvölkerstaat litt es unter ähnlichen Problemen wie Österreich-Ungarn, sah sich zudem aber auch durch die Interessen Russlands, Frankreichs und Großbritanniens in seinem Kernland in Kleinasien bedroht. In der Hoffnung, dass sich die Muslime in den französischen und britischen Kolonien erheben würden, rief Sultan Mohamed V. einen Heiligen Krieg aus. Der Aufruf erzielte nicht die gewünschte Wirkung. Stattdessen starteten arabische Stämme unter dem Zutun eines unter dem Namen Lawrence von Arabien bekannten britischen Offiziers und Agenten eine erfolgreiche Revolte gegen die osmanische Herrschaft. Nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg zerfiel das Osmanische Reich. Großbritannien und Frankreich teilten weite Gebiete auf. Unter dem Offizier Mustafa Kemal Pascha (Beiname Atatürk: Vater der Türken) entstand die Türkei als Nationalstaat. Krieg im Hochgebirge Im Mai 1915 trat das ursprünglich mit den Mittelmächten verbündete, seit Kriegsbeginn neutrale Italien auf Seiten der Entente in den Krieg ein, wodurch sich für Österreich-Ungarn eine weitere Front im Süden ergab. Dort kämpfte man unter großem Aufwand und mit hohen Verlusten vor allem in Stellungen von Berg zu Berg in den Dolomiten und am Fluss Isonzo. Italien erhoffte sich unter anderem Südtirol, Triest und Teile der östlichen Adria als Zugewinn. Diese Erwartungen erfüllten sich aus italienischer Sicht nur unzureichend. M4: K.u.k. Kriegspressequartier: Stellungen des österreichisch-­ ungarischen Heeres in den Dolomiten. Fotografie, Wien, um 1917 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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