Alles Geschichte! 6, Schulbuch

144 3.11 Der Erste Weltkrieg – Kriegsverlauf Die Julikrise – der „Vorabend“ des Krieges Die Julikrise bezeichnet die Zeit zwischen dem Attentat auf den österreichischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie am 28. Juni 1914 und dem Kriegsausbruch einen Monat später. In diesen Wochen scheiterte nicht nur die Diplomatie der Großmächte, sondern es kamen noch weitere Ursachen und Faktoren für den Kriegsausbruch hinzu. Ein Faktor war die Zusicherung Deutschlands, Österreich-Ungarn bei seinen weiteren Schritten gegen Serbien uneingeschränkt zu unterstützen – man spricht hier vom deutschen „Blankocheck“. Dieser Unterstützung gewiss, stellte Österreich-Ungarn am 23. Juli 1914 Serbien ein Ultimatum mit Forderungen, das innerhalb von 48 Stunden beantwortet werden sollte. Die Forderungen enthielten beispielsweise, dass österreichische Exekutive an der Untersuchung des Attentates in Serbien mitwirken sollte und dass Serbien gemeinsam mit k.u.k. Beamten gegen antiösterreichische Propaganda und Aktionen vorgehen sollte. Dies waren Eingriffe in Serbiens Souveränität. Für den Fall, dass der serbische Staat die Forderungen nicht vollständig akzeptierte, drohte man mit Krieg. Historiker/innen gehen davon aus, dass Österreich-Ungarn dem serbischen Nationalismus, durch den es sich bedroht sah, kriegerisch Einhalt gebieten wollte und das Ultimatum daher scharf und kaum annehmbar gestaltete – ein weiterer Faktor für den Kriegsausbruch. Das in seiner Souveränität angegriffene Serbien antwortete zwar, stimmte jedoch nicht allen Forderungen zu. So folgte am 28. Juli 1914 die Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien und es kam als weitere Ursache für den Kriegsausbruch zu übereilten Ultimaten und MoM1: Unbekannt: Aufbruch deutscher Soldaten an die französische Front. Fotografie, August 1914 bilmachungen (= Vorbereitung der Soldaten auf den Kampfeinsatz) vieler europäischer Staaten, welche eine Begrenzung des Konfliktes auf den Balkan aussichtslos machten. Der Krieg beginnt Russland, das sich als Schutzmacht Serbiens verstand und am Balkan ebenfalls Interessen verfolgte, ordnete Ende Juli die Generalmobilmachung an. Angesichts der drohenden zweiten Front richtete Deutschland nun ein Ultimatum an Russland, die Mobilmachung zu beenden. Von Frankreich, das bereits kurz davor erklärt hatte, Russland im Kriegsfall beizustehen, forderte Deutschland Neutralität im Konfliktfall. Nachdem beides unerfüllt blieb, folgten am 1. und 3. August 1914 die Kriegserklärungen Deutschlands an Russland und Frankreich. Gemäß den Bündnissystemen kam es nun zu einer Kettenreaktion, sodass sich am 8. August 1914 alle fünf Großmächte im Krieg befanden: Entente und Mittelmächte. Somit konnten weder die diplomatischen Kanäle eine Ausweitung des Krieges am Balkan verhindern noch die Tatsache, dass die Herrscher Deutschlands, Russlands und Großbritanniens miteinander verwandt waren. Der Glaube an einen kurzen Krieg Die kriegführenden Großmächte verfügten über fertige Pläne für den Kriegsfall, die schnelle Vormärsche und einen kurzen Krieg vorsahen. Auch die anfängliche Propaganda sprach von einem schnellen Sieg. In Teilen der Gesellschaft herrschte Kriegsbegeisterung. M2: Unbekannt: Mariahilfer Straße in Wien 1914. Bildpostkarte, Farblithografie, 1914 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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