143 Bündnispolitik Neben der Aufrüstung achteten die einzelnen Mächte darauf, im Kriegsfall Unterstützung zu bekommen. So etablierten sich im 20. Jh. Bündnissysteme, auch einstiger Rivalen. Frankreich und Großbritannien, die Ende des 19. Jh. um den Einfluss in Afrika wetteiferten, fanden 1904 in der „Entente cordiale“ zusammen. 1907 stieß Russland zu dem zur „Triple Entente“ erweiterten Bündnis (frz. entente = Einvernehmen, Verständigung). Deutschland, Österreich-Ungarn und Italien bildeten den Dreibund, ein Defensivbündnis, das nur im Verteidigungsfall kooperieren sollte. Italien zog sich mit Kriegsbeginn aus diesem Bündnis zurück, weshalb auch vom Zweibund oder den Mittelmächten gesprochen wird. Innere Probleme Der immer stärker werdende Nationalismus setzte vor allem die Vielvölkerstaaten Österreich-Ungarn, Russland und Osmanisches Reich unter Druck. Die politisch schlechter gestellten Ethnien strebten nach eigenen Staaten bzw. nach der Zugehörigkeit zu einem bereits bestehenden Staat oder einem, der historisch bestanden hatte. Außerdem forderten die Bevölkerungen in den drei Kaiserreichen die Demokratisierung und die während der Industrialisierung entstandene soziale Frage erzeugte zusätzlich innenpolitischen Zündstoff (s. S. 132–135). Feindschaften Zwischen Deutschland und Frankreich bestand eine Feindschaft, die durch den deutschen Sieg im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 begründet war. In Frankreich trachtete man danach, die deutsche Annexion von Elsass-Lothringen (M2) rückgängig zu machen. Madrid Granada Toulouse Paris Köln Berlin Stockholm Prag Wien Salzburg London Zürich Mailand Palermo Neapel Neapel Athen Istanbul Kiew Warschau Dublin Rom Atlantischer Ozean Mittelmeer Nordsee Schwarzes Meer Ostsee 0 250 500 km Mittelmächte Entente verbündete Staaten Russlands Minderheitenvölker Österreich-Ungarns Polen ... FRANKREICH Algerien Marokko Spanisch-Marokko Tunesien SPANIEN ITALIEN OSMANISCHES REICH RUSSLAND DEUTSCHES REICH VEREINIGTES KÖNIGREICH Tschechen Italiener Slowenen Kroaten Serben Bosnier Slowaken Polen Ukrainer Rumänen ÖSTERREICH - UNGARN RUMÄNIEN BULGARIEN ALBANIEN MONTENEGRO GRIECHENLAND SERBIEN PORTUGAL M2: Militärbündnisse in Europa 1914 Serbischer Nationalismus war der Grund für die Feindschaft zwischen Österreich-Ungarn und Serbien. Das serbische Bestreben, einen Staat der Südslawen zu bilden (Panslawismus), lief den Interessen der Habsburgermonarchie am Balkan entgegen (s. S. 141). Die Situation eskalierte mit dem Attentat von Sarajewo, wo der österreichische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie am 28. Juni 1914 von einem serbischen Nationalisten erschossen wurden. Das Attentat löste die Julikrise und damit den Ersten Weltkrieg aus. Jetzt bist du dran: 1. Fasse die wesentlichen Gründe und die beeinflussenden Faktoren für den Ersten Weltkrieg zusammen. 2a. Analysiere M1. Arbeite dabei sowohl die Position des Historikers Keegan zur Handlung des Zaren heraus als auch die Argumentation des Zaren selbst. 2b. Diskutiere, welche Möglichkeiten es aus deiner Sicht für Regierungsmitglieder und andere Personen in politischen Funktionen gibt, um Kriege zu verhindern. 3. Betrachte die Karte (M2) und arbeite heraus, welche strategischen Vor- und Nachteile sich für die Bündnisblöcke aufgrund ihrer Lage ergeben könnten. 4. Recherchiere auf www.1000dokumente.de/ die Bestimmungen der Haager Landkriegsordnung. Interpretiere die Artikel 25 bis 28 und 43 bis 47, die Gebote und Verbote eines Heeres bzw. einer Besatzungsmacht regeln, in Bezug auf ihre konkrete Umsetzung. 5. Diskutiere, welche Möglichkeiten es aus deiner Sicht für Regierungsmitglieder und andere Personen in politischen Funktionen gibt, um Kriege zu verhindern. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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