Alles Geschichte! 6, Schulbuch

141 Die Ideologie des Panslawismus Der Panslawismus bezeichnet das Bestreben nach kulturellem und politischem Zusammenschluss aller slawischen Völker. Es diente zahlreichen slawischen Völkern bei ihren Unabhängigkeitsbestrebungen als Antrieb, sich von Besatzern und fremden Einflüssen zu befreien. Russland verstand sich als Schutzmacht der slawischen Völker am Balkan und als treibende Kraft der panslawistischen Bewegung bei der Vergrößerung des Einflussbereichs. Diese Strömung richtete sich demnach gegen die Vielvölkerstaaten Osmanisches Reich und Österreich-Ungarn, in denen slawische Völker lebten. Der Balkan als Krisenherd Im Vorfeld des Ersten Weltkrieges ereigneten sich zwei Balkankriege. 1912 kämpften Griechenland, Serbien, Bulgarien und Montenegro erfolgreich gegen das Osmanische Reich. Dieses verlor seine verbliebenen europäischen Besitzungen. Aufgrund der folgenden Einschränkungen, auch für islamische Gebetshäuser, flohen zahlreiche Muslimas und Muslime vom Balkan. Bereits 1913 brach der Konflikt erneut aus, als Bulgarien die Aufteilung der besetzten Gebiete nach dem Ersten Balkankrieg beanstandete. In diesem Konflikt mit Griechenland, Serbien, dem Osmanischen Reich und Rumänien verlor Bulgarien alle 1912 errungenen Gebiete und die Osmanen konnten sich noch einmal am Balkan behaupten. M2: Unbekannt: „Das Erwachen der Orient-Frage“. Karikatur aus der französischen Zeitung „Le Petit Journal“, 18.10.1908. Dargestellt sind Kaiser Franz-Joseph I., Zar Ferdinand I. von Bulgarien und der osmanische Sultan Abdülhamid II. Rivalität zwischen Österreich und Serbien Durch die Annexionskrise 1908 spitzte sich der Konflikt zwischen Österreich und Serbien zu. Die Aneignung Bosniens lief dem Panslawismus, dem serbischen Nationalismus und den damit verbundenen Expansionsplänen zuwider, da nun neben den Kroaten und Slowenen auch die Bosniaken als Südslawen dem Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn angehörten. Die Situation eskalierte am 28. Juni 1914, als der serbische Nationalist Gavrilo Princip in Sarajevo das österreichische Thronfolgerpaar ermordete. Erzherzog Franz Ferdinand galt als Befürworter des Ausgleichs mit den Slawen in der Monarchie, so wie man 1867 Ungarn entgegengekommen war. Damit hätten die Slawen mehr Gewicht gegenüber den Deutschsprachigen und den Ungarn bekommen. Dies hätte slawische nationalistische Bestrebungen eingedämmt, was nicht im Sinne der serbischen Nationalisten war. M3: Unbekannt: „Ungemütliche Situation“. Karikatur aus der deutschen Zeitschrift „Der Wahre Jacob“, 2.2.1909. Bildunterschrift: „Der österreichische Adler kann seinen Raub nicht ruhig verzehren, links pikt ihn der Serbe und rechts rupft ihn der Türke. Jetzt bist du dran: 1. Arbeite mithilfe der Karte M1 und dem Autorentext die wesentlichen Veränderungen am Balkan im 19. Jh. heraus. 2. Analysiere die Karikatur M2. Setze sie mit dem Autorentext in Beziehung. 3. Interpretiere die Karikatur M3 mithilfe des Autorentextes. Welche Situation wird beschrieben und wie werden die Länder dargestellt bzw. symbolisiert? Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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