Alles Geschichte! 6, Schulbuch

136 3.7 Nationalismus und Liberalismus Die Entstehung der Nationen Der Begriff Nation wurde bereits im Mittelalter verwendet, bezog sich jedoch auf kleinere Gruppen. Kunsthistorikerin Juneja und Historiker Wenzlhuemer über die nationes Der Begriff Nation bezeichnete ursprünglich ein Gruppe von Menschen derselben Herkunft, die eine gemeinsame Sprache und Bräuche teilen. Zum Beispiel waren viele mittelalterliche Universitäten in nationes untergliedert, denen die Studenten grob nach ihrer Herkunft zugeteilt waren. M1: Juneja/Wenthuemer: Die Neuzeit 1789–1914, 2013, S. 113. Vorstufen des Nationalismus gab es bereits im 17. und 18. Jh. In den Revolutionen Ende des 18. und im 19. Jh. wurde das Nationalgefühl dann zu einer treibenden politischen Kraft. Während der Amerikanischen Revolution vereinigten sich Menschen, die aus unterschiedlichen europäischen Staaten ausgewandert waren, um gemeinsam gegen die Fremdherrschaft vorzugehen. In der Französischen Revolution wurde erstmals mit dem Bewusstsein einer Nation gegen die politische Vormundschaft gekämpft. In beiden Fällen gab es eine Verfassung, die sich auf den Nationalstaat bezog und als Grundlage die Volkssouveränität vorsah. Mit dem Grundsatz der Volkssouveränität wurde das herrschende Standessystem überwunden. Egal, welcher sozialen Schicht man angehörte und welche Herkunft man aufwies, man war Teil dieser Volkssouveränität. In der Praxis galt dies allerdings nur für Männer. Die Überwindung der Ständehierarchie, der Anspruch auf Gleichheit und die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft bewirkten, dass die Menschen eine neue Form des Verständnisse als einzelne Individuen entwickelten. Das Bewusstsein, einer bestimmten Gemeinschaft anzugehören, erzeugte ein Gefühl der Sicherheit. Gemeinsame Kultur und Sprache Im 18. und 19. Jh. wurde das Bewusstsein für Gemeinsamkeiten in Kultur, Geschichte, Sprache und Herkunft stärker. Unterschiede zwischen den Menschen traten zugunsten der nationalen Identitätsbildung in den Hintergrund. Als Nation fasste man nun eine Gemeinschaft von Menschen auf (= Volk), die bestimmte gleichartige Merkmale aufwiesen und innerhalb eines eigenständigen Territoriums lebten. Zur Festigung der Gemeinschaft dienten nationale Symbole, wie Fahnen und Hymnen. M2: Unbekannt: Kurze Beschreibung der in Europa Befintlichen Völkern Und Ihren Aigenschafften (Ausschnitt). Ölgemälde, Steiermark, 18. Jh. Diese sog. Völkertafel steht in einer Tradition der Darstellung fremder Völker und Nationen und listet nationale Klischees bzw. Stereotype auf. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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