Alles Geschichte! 6, Schulbuch

13 Die Rekonstruktion der Bevölkerungsentwicklung In früheren Zeiten wurden nur unregelmäßige und regional begrenzte Versuche unternommen, eine Zählung der Bevölkerung vorzunehmen. Aus diesem Grund gibt es nur wenige Quellen, die eine Schätzung der zu einer bestimmten Zeit auf der Welt lebenden Menschen ermöglichen. Menschen in Milliarden 6 5 4 3 2 1 0 1500 1600 1700 1800 1900 2000 Welt Asien China Afrika Südamerika Westeuropa Nordamerika Russland Japan Osteuropa M3: Rekonstruierte Zunahme der Weltbevölkerung zwischen 1500 und 2000 (Daten aus Maddison: The World Economy, 2006, S. 241) Diese krisenhaften Geschehen hatten Auswirkungen auf die Gesellschaft. Für die damals unerklärliche Änderung des Klimas und dessen Auswirkungen wurden Sündenböcke gesucht und in Form von Außenseitern gefunden (s. S. 46). „The Great Famine“ in Irland Die landwirtschaftliche Anbauform der Monokultur ist besonders anfällig für Missernten. 1840 wurde vermutlich aus Südamerika eine Pflanzenkrankheit nach Irland eingeschleppt, die Kartoffelfäule verursachte. Da die Kartoffel in Irland damals das Hauptnahrungsmittel war, folgten eine Hungerkatastrophe und die Verbreitung von Seuchen mit Hunderttausenden Toten. Der Bevölkerungsrückgang wurde durch eine große Auswanderungswelle in die USA noch verstärkt (s. Querschnitt S. 177). Jetzt bist du dran: 1. Klima und Wetter sind unterschiedliche Phänomene. Vergleiche die Aussagen der Chronik M2 mit dem Verlauf der Temperaturanomalien in M1. 2. Vergleiche die Klimadaten aus M1 mit den Bevölkerungsdaten aus M3 zwischen den Jahren 1500 und 1800. Formuliere aus dem Vergleich Schlussfolgerungen. 3. Bewerte aus M4 die angenommene durchschnittliche Haushaltsgröße. 4. Vergleiche die angegebenen Altersgruppen der Bevölkerung in M4 mit jenen im heutigen Österreich. Solche Quellen sind unter anderem Kirchenbücher, Häuserverzeichnisse und Steuerlisten. Ergänzt werden diese Informationen mit Familienrekonstruktionen. Dabei wird die Familiengröße zu bestimmten Zeiten abgeschätzt. Mithilfe statistischer Verfahren ermöglichen diese Informationen eine großräumige und zeitlich ausgedehnte Rekonstruktion der Bevölkerungsentwicklung. Darstellung des Historikers Manfred Tschaikner zur Bevölkerungsstruktur Dornbirns vom 16. bis 18. Jh. 1585 lebten in Dornbirn etwa 1.500 Bewohner in 315 Haushalten. Bis 1618 stieg die Einwohnerzahl auf ungefähr 2.000. Nach Bevölkerungseinbußen im Gefolge von Seuchen erhöhte sich die Zahl der Haushalte von ungefähr 300 im Jahr 1630 auf etwas über 400 um 1650, was wiederum auf mehr als 2.000 Einwohner schließen lässt. Für 1755 führt eine kirchliche Zählung 3.172, für 1767 eine Statistik des Gerichts 3.348 Einwohner an. Im folgenden Jahr belief sich die Bevölkerung auf 3.378 Personen, 1769 auf 3.444. […] Im Jahr 1767 waren 41,3 % der Bevölkerung unter 20, 37,5 % zwischen 20 und 40 sowie 21,2 % über 40 Jahre alt. Der Anteil der über Fünfzigjährigen allein machte nur 9,6 % aus. M4: Tschaikner: Dornbirn in der Frühen Neuzeit, 2002, S. 76. Der Zusammenhang zwischen Klima und Bevölkerungsentwicklung Generell begünstigte ein mildes Klima wie in der MCA das Bevölkerungswachstum, während ein kaltes, nasses Klima wie in der LIA einen Stillstand des Wachstums bewirkte. Wetterbedingte Missernten und klimaverursachte Verringerung von Anbauflächen wurden von Hungersnöten, Seuchen und Krankheiten begleitet. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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