12 1.3 Klima und Bevölkerungsentwicklung in der Neuzeit Das Klima und die damit verbundenen Wettererscheinungen beeinflussen seit jeher die Lebensweise der Menschen. Aus geologischen Forschungen im Laufe des 19. Jh. wissen wir über die Vereisungen in den periodischen Kaltzeiten. Heute beschäftigt sich die Klimatologie mit dem Zustand der Atmosphäre und den sie beeinflussenden Prozessen. Klima, Witterung und Wetter Die Begriffe Klima, Witterung und Wetter bezeichnen Änderungen der Atmosphäre in Abhängigkeit von Zeitraum und Ort. Als Wetter wird der Zustand der Atmosphäre in einem kurzen Zeitraum in einem bestimmten Gebiet bezeichnet. Die Witterung bezeichnet einen grundlegenden Wetterzustand, der über mehrere Tage bis Wochen andauert. Das Klima fasst die durchschnittliche Veränderung der Atmosphäre über einen längeren Zeitraum (etwa 30 Jahre) und meist über eine größere Region (etwa die Nordhalbkugel) zusammen. Rekonstruktion des Klimas Klimatische Bedingungen hatten mitunter direkten Einfluss auf historische Abläufe. So siedelte sich der norwegisch-isländische Seefahrer Erik Thorvalson mit seinen Gefolgsleuten gegen Ende des 10. Jh. auf Grönland an, das aus dem Altnordischen als „Grünes Land“ übersetzt wird. Die Gräber der Siedler/innen und ihrer Nachkommen wurden in der mittelalterlichen Warmzeit (engl. Medieval Climate Anomaly, MCA) in einem Bereich angelegt, in dem im 20. Jh. Permafrost herrschte. Temperaturänderung in °C Jahr mittelalterliche Warmzeit 20. Jh. kleine Eiszeit – 1,0 – 1,0 – 0,5 0,5 0 0 0,5 – 0,5 1000 1100 1200 1300 1400 1500 1600 1700 1800 1900 2000 Temperatur (Proxydaten) Temperatur (instrumentelle Daten) Vulkanausbrüche M1: Rekonstruktion der mittleren Temperaturänderungen auf der Nordhalbkugel der letzten 1000 Jahre In den letzten Jahren konnten die Modelle zur Rekonstruktion des Klimas im Laufe der Geschichte der Menschheit verbessert werden. Durchgehende Temperaturaufzeichnungen bestehen erst seit der Mitte des 18. Jh. Weitere Informationen werden aus Eiskernbohrungen, Sedimentablagerungen in Gewässern, Baumringen und Tropfsteinen bezogen. Die gewonnenen Daten werden dann mit Informationen aus schriftlichen Überlieferungen wie Chroniken und bildlichen Darstellungen zu einem Gesamtbild vereint. Aus der Gasteiner Chronik aus dem Jahr 1540 So waren vom Jahr 1516 bis ins 1540ste Jahr so geringe Winter gewesen, dass auf dem Land kein Schnee geblieben ist, […] sodass der Anbau verdarb. […] Im Jahr 1540 war die ganze Zeit von Ostern (28. März) bis Lorenzi (10. August) ein heißer Sommer gewesen, sodass wegen der großen Hitze das Getreide fast verbrannt ist, auch waren viele Rinnen und Bäche ausgetrocknet, so dass man aus Mangel an Wasser auf viele Almen nicht fahren konnte. Auch in Kärnten kam es wegen der großen Hitze zu vielen Waldbränden, und es bestand wegen des fehlenden Wassers ein großer Schaden an vielen Orten. M2: Zimburg/Klein (Hg.): Gasteinerische Chronica 1540, 1941, S. 29f. (Übertragen in Standardsprache) Die kleine Eiszeit der Neuzeit Als kleine Eiszeit (engl. Little Ice Age, LIA) wird die Zeitspanne zwischen 1450 und 1850 bezeichnet. Diese Periode zeichnete sich durch regnerische kühle Sommer und verschneite kalte Winter aus. Die holländische Landschaftsmalerei im 17. Jh. zeigt Bilder von tief verschneiten Landschaften und zugefrorenen Wasserflächen. Aber nicht nur aus Holland gibt es solche Bilder, sondern aus ganz Europa. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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