Alles Geschichte! 6, Schulbuch

118 KOMPETENZTRAINING 2.11 Die eigene politische Meinung vertreten: LGBTIQ+ Eigene Meinungen, Werturteile und Interessen artikulieren und (öffentlich) vertreten Gelebte Demokratie bedeutet, dass jeder Mensch seine eigene Meinung zu Themen haben und ausdrücken darf und an eigenen Werten und Normen orientierte Urteile vertreten darf. Für eine pluralistische, d. h. durch Vielfalt gekennzeichnete, Diskussion ist es notwendig, dass unterschiedliche Meinungen und Standpunkte kennengelernt und vertreten werden. Eigene Meinungen, Werturteile und Interessen artikulieren und (öffentlich) vertreten – so gehst du vor: − Informiere dich über das Thema, zu dem du deine eigene Meinung bilden möchtest. Für eine umfassende Beleuchtung des Themas ist es wichtig, dass du die Informationen aus unterschiedlichen Quellen und Medien beziehst. Informiere dich auch über unterschiedliche oder gegensätzliche Auffassungen. Notiere stichhaltige Informationen und Argumente. − Diskutiere mit Freundinnen, Freunden oder deiner Familie über das Thema. Dabei lernst du unterschiedliche Standpunkte kennen und kannst deine Ansichten vertreten. − Formuliere deine Meinung mit Hilfe der von dir als stichhaltig beurteilten Informationen und Argumente. Ziehe Konjunktionen heran, wie: wenn, falls (konditional); obwohl, zwar (einräumend; als, wie (vergleichend); aber, doch (entgegensetzend); deswegen, daher (als Folge). − Seid ihr bei einem Thema, das euren Alltag, das Zusammenleben oder Zusammenarbeiten betrifft, unterschiedlicher Auffassung, sucht gemeinsam nach einem Kompromiss. − Nutze z.B. Demonstrationen, Volksbegehren, Petitionen, Postings, um deine Meinung öffentlich kundzutun. Vielfalt sexueller Orientierungen und Identitäten Während in der vorchristlichen Antike gleichgeschlechtliche Partnerschaften durchaus akzeptiert waren, kam es gegen Ende des 1. Jh. zu ablehnenden Meinungen. Im Mittelalter wurde darüber zunächst im kirchlichen Bereich diskutiert. Im 13. Jh. erließen weltliche Herrscher Gesetze gegen gleichgeschlechtliche sexuelle Handlungen vorrangig von Männern. Nach der Französischen Revolution wurden in Frankreich gleichgeschlechtliche Handlungen entkriminalisiert. Schrittweise folgten weitere Länder, Österreich allerdings erst 1971. Die Abkürzung LGBTIQ+ kommt aus dem Englischen und bedeutet Lesbian Gay Bisexual Intersex Transgender Queer. Das Plus steht als Platzhalter für weitere Geschlechtsidentitäten. Russlands verbietet Informationen über LGBTIQ+ Jede „LGBTQ-Propaganda“ ist in dem Land nunmehr verboten. Wer gegen das Gesetz verstößt, soll bis zu 200.000 Rubel (knapp 3.200 Euro) Strafe zahlen müssen. Bislang war „Homosexuellen-Propaganda“ nur gegenüber Minderjährigen verboten. M1: Angerer: Russland verschärft Kurs gegen „LGBTQ-Propaganda“, in: Der Standard, 7.12.2022. Online auf: www.derstandard.at (18.4.2023). Obwohl heute in weiten Teilen der Welt gleichgeschlechtliche Partnerschaften rechtlich anerkannt werden, ist Homosexualität in vielen Ländern immer noch strafbar. Aber auch Menschen, die sich nicht so kleiden und verhalten, wie es ihnen die jeweilige Gesellschaft aufgrund ihres biologischen Geschlechts vorschreibt, werden angefeindet. Drag-Queen-Lesung sorgte für Aufruhr Unter massivem Polizeiaufgebot und dem Lärm von Demo und Gegendemo ist am Sonntagvormittag in einem Szenelokal der LGBTIQ+-Community in Wien eine Drag-QueenLesung für Kinder über die Bühne gegangen. Während sich vor der Türkis Rosa Lila Villa in der Linken Wienzeile rechte und linke Demonstranten lautstark mit Marschmusik bzw. queeren Hymnen beschallten, verfolgten im Obergeschoß des Lokals Villa Vida zahlreiche Familien die Performance von Künstlerin Freya Van Kant. M2: Wiener Zeitung, 16.4.2023. Online auf: www.wienerzeitung.at (18.4.2023). Jetzt bist du dran: 1. Informiere dich über die LGBTIQ+-Bewegung, z. B. unter: www.regenbogenportal.de; https://viennapride.at 2. Recherchiere online zum Gesetz in M1. Diskutiere die Folgen des Gesetzes für LGBTIQ+-Menschen, Medien und die russische Gesellschaft. 3. Diskutiere mögliche Gründe für die beschriebenen Reaktionen auf die Lesung (M2). 4. Erstelle einen Post mit deiner Meinung zum Thema „Sichtbarkeit von LGBTIQ+-Menschen in der Öffentlichkeit“. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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