Alles Geschichte! 6, Schulbuch

103 Die Gründung der Republik Die Radikalisierung dieser Gruppierungen führte am 10. August 1792 zum Sturm auf die Tuilerien, die Pariser Königsresidenz. Der König und seine Familie wurden dabei gefangen genommen. Die Verfassung von 1791, welche die konstitutionelle Monarchie begründet hatte, verlor damit ihre Gültigkeit. Im September 1792 rief der nach der Einführung des allgemeinen Wahlrechts gewählte Nationalkonvent die Republik aus. M6: Louis-Léopold Boilly: Der Schauspieler Chinard als Fahnenträger im Kostüm eines Sansculotten. Gemälde, 1792 Anfang 1793 wurde König Ludwig XIV. zum Tode verurteilt und durch die Guillotine hingerichtet, wenige Monate später Königin Marie Antoinette. Die Schreckensherrschaft der Jakobiner Während Frankreich im Koalitionskrieg einige Erfolge erzielen konnte, stand es innenpolitisch im Zeichen der Schreckensherrschaft der Jakobiner. Tausende Adelige und Geistliche wurden ermordet. Allein der Verdacht einer unpatriotischen Einstellung reichte für eine Verurteilung und Hinrichtung. Vom Nationalkonvent wurden Vertreter zum Wohlfahrtsausschuss gewählt, die eine provisorische Regierung unter Robespierre gründeten. Im April 1794 ließ Robespierre seinen Mitstreiter Danton und andere Jakobiner hinrichten und wurde damit zum Diktator. Er setzte die Verfassung außer Kraft, führte Maßnahmen einer Zwangswirtschaft ein, wie Höchstpreise für Lebensmittel, ersetzte das Christentum durch einen „Kult der Vernunft“ und ließ Zehntausende Gegner seiner Politik hinrichten. Angesichts Robespierres Terrorherrschaft wandten sich seine Anhänger schließlich von ihm ab. Er wurde am 27. Juli 1794 verhaftet und hingerichtet. Die Übergangszeit vor Napoleons Militärputsch Nach Robespierres Hinrichtung wurden die politischen Klubs geschlossen, das Besitzbürgertum kehrte nach Paris zurück. 1795 wurde von der Nationalversammlung eine neue Verfassung verabschiedet, nach der nun ein fünfköpfiges Direktorium für die Leitung des Staats vorgesehen war. Die Gewaltenteilung wurde wieder eingeführt, die wirtschaftlichen Zwangsmaßnahmen abgeschafft, was zu steigenden Preisen führte. Das Wahlrecht wurde wieder an das Einkommen gebunden. Errungenschaften der Französischen Revolution Die Ideen der Aufklärung fanden durch die Französische Revolution in der gesamten Gesellschaft Verbreitung und wurden zum Teil umgesetzt: Die Sonderrechte der ersten beiden Stände – des Klerus und des Adels – und die Leibeigenschaft der Bauern wurden abgeschafft. Damit wurde die Voraussetzung für eine bürgerliche Gesellschaft geschaffen. In der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte wurden für alle Menschen geltende Freiheits- und Grundrechte festgelegt. Kirche und Staat wurden getrennt und in der Verfassung von 1791 wurde die Gewaltenteilung im Staat umgesetzt. Diese Verfassung gilt als ein Vorbild der Verfassungsentwicklung europäischer Staaten und als Modell eines liberalen Rechts- und Verfassungsstaates. M7: Symbolische Erstürmung der Bastille, hier aus Holz und Karton, am 14. Juli 2014 in Lavaré, Westfrankreich. Fotografie, 2014 Eine Frau trägt als Marianne, Allegorie der Freiheit und der französischen Republik, die französische Fahne voran („Tricolore“). Jetzt bist du dran: 1. Skizziere die politische und gesellschaftliche Situation Frankreichs am Ende des Ancien Régime auf Grundlage der Informationen im Kapitel. Ziehe dazu auch die Quellen M1 und M3 sowie die Abbildungen M2 und M4 heran. 2. Beschreibe und analysiere M5 und M6. Wie werden die aufbegehrenden Frauen in M5 und wie der Sansculotte in M6 dargestellt? 3. Beschreibe und analysiere M7. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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