Alles Geschichte! 6, Schulbuch

102 Nach Bauernaufständen in den Provinzen und Übergriffen gegenüber Adeligen beschloss die Nationalversammlung am 4./5. August 1789 die Abschaffung der Feudalherrschaft und der Privilegien des Adels und des Klerus. Aus Angst vor weiteren Übergriffen verließ ein Großteil des Adels daraufhin Frankreich. Am 26. August 1789 erließ die Nationalversammlung die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte, die unter anderem Gleichheit, Recht auf Eigentum, Gedanken-, Meinungs- und Pressefreiheit sowie politische Teilhabe aller Menschen festschrieb, jedoch nur Männer einschloss. Der König aber weigerte sich, die Beschlüsse der Nationalversammlung anzuerkennen. Frauen in der Revolution Frauen spielten während der französischen Revolution eine wichtige Rolle. Bedeutend war zum Beispiel der Marsch der Pariser Frauen nach Versailles: Als Protest gegen die gestiegenen Brotpreise zogen mehrere Tausend Frauen im Oktober 1789 mit Besen, Lanzen, Gewehren und anderen Waffen nach Versailles, begleitet von Angehörigen der Bürgermiliz. Sie zwangen den König, die Abschaffung der Privilegien des Adels und des Klerus anzuerkennen und die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte zu unterschreiben. Außerdem erwirkten sie die Übersiedlung des Königs nach Paris. M5: Unbekannt: „A Versailles! A Versailles!“ Zug der Pariser Marktfrauen nach Versailles am 5. Oktober 1789. Zeitgenössische Radierung, nachträglich koloriert 1791 veröffentliche Olympe de Gouges (1748–1793) die erste „Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin“ und wurde unter anderem aus diesem Grund zwei Jahre später hingerichtet. Frankreich wird eine konstitutionelle Monarchie Am 3. September 1791 wurde eine Verfassung verabschiedet, durch die Frankreich eine konstitutionelle Monarchie wurde, mit der von den Aufklärern geforderten staatlichen Gewaltentrennung in Exekutive, Legislative und Judikative. Die Exekutive oblag dem König, die Nationalversammlung war als Legislative für die Gesetzgebung zuständig. Zuvor war das Land zur besseren Verwaltung in 83 Departements geteilt worden. Kirchengüter waren eingezogen und zum Staatseigentum erklärt worden. Staatsschulden sind weiterhin ein Problem Durch die Revolution waren die Staatsschulden weiterhin gewachsen, weswegen der Verkauf der inzwischen verstaatlichten Kirchengüter vorangetrieben wurde. Spekulanten, reiche Bürger, aber auch Bauern konnten nun aufgrund der hohen Inflation Grund und Boden erwerben. Den Bauern wurde der Kauf durch Verkleinerung der angebotenen Grundstücke und Ratenzahlung ermöglicht. Die Inflation und das Entstehen der neuen vermögenden Gesellschaftsgruppe hatten zur Folge, dass Grundnahrungsmittel sich weiter verteuerten, sodass sich die städtische Unterschicht diese kaum mehr leisten konnte. Dies führte zu weitreichenden Unruhen. Krieg gegen die europäischen Monarchien Der geflüchtete Adel hatte unterdessen an den europäischen Höfen Stimmung gegen die Revolution gemacht. Die absolutistischen Herrscher Europas fürchteten ein Übergreifen der Revolution auf ihre Staaten. Dies führte zu einem von 1792 bis 1797 dauernden Krieg Frankreichs gegen die mächtigsten Länder Europas, die eine Koalition gegen Frankreich gebildet hatten (erster Koalitionskrieg). Zweite Revolution Schon lange hatten sich in Paris Salons gebildet, in denen unter anderem politisches Geschehen und gesellschaftliche Fragen diskutiert wurden. Einer dieser Klubs beschäftigte sich mit der Abschaffung der Monarchie und der Bildung einer Republik. Mitglieder waren unter anderen Jean-Paul Marat und George Danton. Ein anderer revolutionärer Klub waren die Jakobiner unter der Führung von Maximilien de Robespierre. Handwerker, Hilfsarbeiter, Kleinstbürger und Dienstboten bildeten die Gruppe der Sansculotten („ohne Kniehosen“), so genannt wegen ihrer langen Hosen, im Gegensatz zu den Kniehosen des Adels. Sie hatten sich von der Revolution mehr erhofft und sich daher immer weiter radikalisiert. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=