Alles Geschichte! 5, Schulbuch

2000 99 Pluralistisch, nicht zentralistisch Die Herrschaft im Mittelalter war pluralistisch, sie wurde von Königen, Fürsten, Bischöfen und Adeligen ausgeübt. Die Herrscher standen in der Rangordnung auf unterschiedlichen Stufen und kämpften um Einfluss und Macht. Immer wieder veränderten sich die Machtverhältnisse. Das Gegenteil ist eine zentralistische Herrschaft, wie sie beispielsweise die absolutistischen Herrscher/innen im 17. und 18. Jh. ausübten. Sie regierten absolut, musste also niemandem Rechenschaft ablegen. Die verschiedenen mittelalterlichen Herrschaftsformen, wie Grundherrschaft, Lehenswesen und Kirchenherrschaft, waren mit unterschiedlichen Rechten und Pflichten verbunden. Klöster und Städte hatten eigene Herrschaftsformen. Eine klare Unterscheidung zwischen den Herrschaftsformen ist jedoch nicht möglich. Das Geburtsrecht des Adels Im gesamten Mittelalter, auch in der Kirche, herrschte die Oberschicht, der Adel. Er beherrschte das Land und auch die Bevölkerung des Landes. Das Selbstverständnis des Adels dieser Zeit war, dass sie zum Herrschen geboren waren. Um die Macht zu erhalten, gingen sie oft gewaltsam vor, sodass der Begriff „Kampf“ durchaus positiv besetzt war. Die Adeligen verwalteten ihre Besitzungen und auch die ihnen untergebenen Menschen. M4 Darstellung der Stände: König mit Adel und Klerus; Kaufleute; Bauernschaft. Französische Buchmalerei, 1420 Um selbst an der Macht zu bleiben und Einfluss zu haben, musste der König darauf achten, die Gunst des Adels dauerhaft zu behalten. Die fränkischen und deutschen Könige waren nach unserem Verständnis keine Monarchen. Eher kann man von einer Aristokratie (Adelsherrschaft) mit einem Monarchen an der Spitze sprechen. Phasen der Herrschaft imMittelalter Von Historikerinnen und Historikern wurde in der Betrachtung der mittelalterlichen Herrscherwelt eine Einteilung nach Dynastien getroffen. Das Frühmittelalter (bis ca. 1000) ist geprägt durch die Merowinger, Karolinger und Ottonen. Es folgten im Hochmittelalter (bis ca. 1250) die Salier und die Staufer, im Spätmittelalter (bis ca. 1500) die Habsburger, Luxemburger und Wittelsbacher. Die Habsburger blieben Herrscher/innen des Römisch-deutschen Reiches bis zu dessen Ende 1806. Erst 1918 endete die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn mit einem habsburgischen Kaiser an der Spitze. Vor allem an der Herrschaft der Dynastie der Habsburger kann man sehen, dass im Spätmittelalter Entwicklungen begannen, die bis in die Neuzeit reichten. Keine staatlichen Gewalten Bedingt durch die pluralistische Herrschaft gab es im Mittelalter kein einheitliches Polizei- oder Militärwesen. Ebenfalls fehlte ein strukturiertes, einheitliches Justizsystem und eine einheitliche Verwaltung. Erst im Spätmittelalter kam es langsam zu einer Entwicklung, welche später in der Entstehung moderner Staaten mündete. Jetzt bist du dran: 1. Arbeite Unterschiede zwischen der mittelalterlichen und der heutigen Welt heraus. Erläutere dein Verständnis der Rolle eines Herrschers. 2. Beurteile mit Hilfe von M1, M2 und M3 die Bedeutung der Kirche für den Bauernstand und im Gegensatz dazu für den Adel. 3. Arbeite heraus, warum der Begriff „Staat“ auf mittelalterliche Reiche nicht angewendet werden kann. Finde eine Erklärung, warum dies für den nichtdeutschen Raum (M4) nicht gilt. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Ve lags öbv

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