Alles Geschichte! 5, Schulbuch

3000 v. Chr. 2000 v. Chr. 1000 v. Chr. Jahr 0 1000 98 2.2 Die Veränderung von Herrschaft von der Antike bis zumMittelalter Die Rolle des Christentums Die Herrschaftsformen im Mittelalter wurden geprägt von weltlichen Herrschern und Kirche. In für uns heute unvorstellbarer Weise wirkte die Kirche auf das Leben der Menschen ein und beeinflusste ihre Gedanken und Vorstellungen. Staatlichkeit und Geistlichkeit waren verbunden und standen in einer Wechselwirkung. Die Rolle des Christentums Nachdem das Christentum Reichsreligion [des Römischen Reiches] geworden war, verstärkte sich sein kultureller Einfluss. Es wurde die bestimmende Geistesmacht der Spätantike. Christliche Kunst, Literatur und Dichtung erlebte eine erste Blüte. Auch das öffentliche Leben wurde durch die christliche Religion und ihre sittlichen Forderungen umgestaltet. Beim Zusammenbruch des Weströmischen Reiches bildete das Christentum das Bindeglied zu den frühgermanischen Reichen. Vor allem im Frankenreich war dieses lange Zeit Träger der Reichseinheit und vermittelte den Germanen die antike Kultur. Benedikt von Nursia gründete 529 südlich von Rom auf dem Monte Cassino ein Kloster, dessen Regeln bald zur Richtschnur des abendländischen Mönchtums wurden. In der wildbewegten Zeit der ausgehenden Völkerwanderung wollte er eine Stätte der Ruhe und der Ordnung für die Mönche schaffen. M2 Hasenmayer/Göhring: Mittelalter, 1975, S. 8 f. M3 Ein Bauer liefert den Zehnt an ein Kloster ab. Holzschnitt von Hans Leonhard Schäufelin, Deutschland, 1517 „Völkerwanderung“: Eine Phase intensiver Mobilität und des Umbruchs Durch Zuwanderung germanischer Gruppen, enge Handelsbeziehungen und Söldnerdienst germanischer Männer im römischen Heer war es im Norden des Römischen Reiches schon lange vor der „Völkerwanderung“ zu einer Vermischung der Kulturen gekommen. Diese verstärkte sich während der „Völkerwanderung“, als sich tausende Menschen etwa 200 Jahre lang quer durch Europa bewegten. Auf dem Gebiet des ehemaligen Römischen Reiches entstanden kleine Reiche, die aber von kurzer Dauer waren. Schließlich bildeten sich das Oströmische Reich, das Frankenreich und das Reich der Araber auf dem Boden des ehemaligen Römische Reiches heraus. In dieser mehrere Jahrhunderte andauernden Zeit des Umbruchs blieben viele Errungenschaften der Antike bestehen, anderes entwickelte sich weiter. Zum Beispiel veränderten sich die Legitimierung der Herrschaft, also aus welchen Gründen jemand Herrschaft für sich beanspruchte und diese auch zuerkannt bekam, und die Formen der Herrschaft, also die Machtbeziehungen und Möglichkeiten der Herrschenden, Pflichten von den Untergebenen einzufordern. Herrschaft imMittelalter Eine genaue Abgrenzung von mittelalterlichen Staaten ist nicht möglich, da es keine geschlossenen Staatsgebiete gab. Man spricht daher von „Reichen“ und von „Herrschern“. Der Begriff „Staat“ In der deutschen Geschichtswissenschaft wird der Begriff „Staat“ für das Mittelalter meist vermieden, stattdessen werden z. B. die Begriffe „(König-)Reich“ oder „(Fürsten-)Herrschaft“ verwendet. Nichtdeutsche Historiker verwenden „Staat“ (als politische Ordnung) jedoch in der Regel ohne Bedenken. M1 Hilsch: Das Mittelalter – die Epoche, 2017, S. 21. Im Mittelalter gab es keine durchgehende Regierung, die im Sinne des eigenen Volkes regierte. Machtgewinn, Machterhalt und Einflussnahme waren die Grundlagen der frühen Herrschaftsformen. Daher spricht man in diesem Zusammenhang auch nicht von „Politik“, sondern von „politischen Systemen“. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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