85 Lebendige Geschichte M1 Die „Venus vom Galgenberg“. Frauenstatuette aus grünlichem Schiefer; 7,2 cm hoch, ca. 10g leicht In die Vergangenheit eintreten In Österreich gibt es viele Museen, in denen die ausgestellten Objekte im Mittelpunkt stehen. Manchmal wird Geschichte jedoch auf eine gänzlich andere Art erfahrbar gemacht. Archäologische Freilichtmuseen wie der Archäologische Park Magdalensberg (Ktn.) zeigen am Originalort neben den Sammlungen auch Grabungsstätten. Einige Freilichtmuseen präsentieren Rekonstruktionen historischer Gebäude. Sie sind meist begehbar und detailreich ausgestattet, sodass du scheinbar eine historische Lebenswelt betreten kannst. In Hallstatt (OÖ) kannst du die Spuren der Menschen von der Jungsteinzeit bis zur „Völkerwanderung“ und darüber hinaus verfolgen. In Petronell-Carnuntum befindet sich das größte Römermuseum Österreichs (M3, S. 84). Dort wurden zahlreiche Gebäude rekonstruiert, z. B. eine mit römischer Technologie beheizte Therme. Auch in die Lebenswelt der Kelten kannst du vielerorts eintreten. Sogenannte Keltendörfer befinden sich z. B. in Kulm (Stmk.), Schwarzenbach (NÖ) und in Mitterkirchen (OÖ). Letzteres lädt dich auf der Homepage auch zur virtuellen Besichtigung mit 3D-Objekten ein. Wissenswertes Endungen auf „-berg“ und „-bach“ verweisen auf topographische, also natürliche Gegebenheiten, „-kirchen“ oder Namenskombinationen mit „Sankt“ deuten auf einen religiösen Hintergrund und die Endung „-mauer“ auf vormals römische Anlagen und Überreste hin. Manche Ortsnamen bezeugen ethnische Wurzeln (Aufgabe 3, S. 84). Ortsnamen mit den Suffixen „-ing(en)“ bzw. „-heim“ waren meist mit Personen- oder Standesbezeichnungen verbunden und deuten oft auf einen früheren bayrischen Siedlungsraum hin. Vor allem im Süden und Osten Österreichs finden sich viele ursprünglich slawische Ortsnamen, die zum Beispiel auf „-itz(n)“ enden. Ortsnamen mit dem Bestandteil „-walchen“, wie Seewalchen (OÖ), weisen auf eine romanische bzw. romanisierte Besiedelung hin, denn „Walche“ bzw. „Welsche“ sind alte Bezeichnungen für Romanen. Jetzt bist du dran: 1. Formuliere Vermutungen: Weshalb bekam die Venus den Spitznamen „Fanny“, nach einer berühmten österreichischen Tänzerin des 19. Jh.? 2. Nimm Stellung: Was können Modelle wie das auf dem Foto M3 auf S. 84 dargestellte und virtuelle Rundgänge bei der Geschichtsvermittlung leisten? 3. Rufe mit der QuickMedia-App das Video „Ostarrichi-Austria-Österreich“ auf. Löse die interaktiven Aufgaben. Die Vergangenheit betrachten Die 7,2 Zentimeter große „Venus vom Galgenberg“ ist das älteste in Österreich gefundene Kunstobjekt und zählt mit über 30 000 Jahren zu den ältesten Steinskulpturen weltweit. Sie wurde bei Ausgrabungen nahe der Donau bei Krems gefunden. Betrachten kannst du sie im Naturhistorischen Museum in Wien. Dort befindet sich auch die um etwa 6000 Jahre jüngere „Venus von Willendorf“, die nur 15 Kilometer vom Fundort der „Venus vom Galgenberg“ entfernt entdeckt wurde. Von Westeuropa bis nach Russland fand man zahlreiche solcher Frauenfiguren aus dem Jungpaläolithikum. Aufgrund der ausgeprägten Geschlechtsmerkmale wurden und werden sie häufig als Fruchtbarkeitssymbole gedeutet. In manchen Fällen kann es sich jedoch auch um Darstellungen von Göttinnen handeln. Den Namen „Venus“ erhielten die Figuren von der Forschung des 19. Jh. Sie haben aber nichts mit der römischen Göttin der Liebe und Schönheit zu tun. Nur zu Prüfzwecken – Eige tum des Verlags öbv
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