Alles Geschichte! 5, Schulbuch

84 Carnuntum– eine Metropole in Pannonien Carnuntum wurde im 1. Jh. n. Chr. zunächst als befestigtes Winterlager an der Donau errichtet und entwickelte sich zu einem militärischen Stützpunkt samt Legionslager. In unmittelbarer Nähe entstand die gleichnamige Zivilstadt. Mit einer Bevölkerung von zeitweise 50 000 Menschen zählte sie aufgrund ihrer Funktion als Verwaltungszentrum an der Nordgrenze des Reiches in Pannonien vom 1. bis 4. Jh. zu den bedeutendsten römischen Städten. Römische Kaiserresidenz Zwischen 171 und 173, zur Zeit der Herrschaft des Kaisers Marc Aurel, war Carnuntum römische Kaiserresidenz. Der Standort begünstigte auch die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt, denn sie lag am Schnittpunkt der Limesstraße und der Bernsteinstraße. Letztere war eine bedeutende Handelsroute, die den Ostseeraum mit dem Mittelmeerraum verband. Das Ende der römischen Herrschaft in Österreich Aufgrund der Bedrohung durch benachbarte Stämme geriet das Römische Reich im 4. Jh. immer stärker unter Druck. Im frühen 5. Jh. fielen Markomannen, Westgoten, Vandalen und andere Stämme in Pannonien ein, 433 wurde die Provinz den Hunnen unter ihrem Anführer Attila überlassen. In Carnuntum endete die Bautätigkeit, und die Bevölkerung nahm ab. Der schrittweise Rückzug der Römer setzte sich fort und im Jahr 488 wurde der Donaulimes geräumt. Damit verlor Carnuntum seine Bedeutung. Gebäude und Bauwerke verfielen oder wurden bewusst abgetragen, um das Material anders zu verwenden. Slawen und Bayern als neue Akteure Im 6. Jh. bestimmten zwei neue Gruppen das Geschehen im Gebiet des heutigen Österreichs: Slawen und Bayern besiedelten nach Rückzug des Großteils der romanischen Bevölkerung die Gegend. Die Slawen drangen von Mähren und vom Südosten (Slowenien) vor und lebten mit der dort ansässigen Bevölkerung meist friedlich zusammen. Auf dem Gebiet des heutigen Kärntens errichteten sie im 7. Jh. das Fürstentum Karantanien, welches auch Osttirol, die Steiermark sowie Teile Oberösterreichs, Niederösterreichs und Salzburgs einschloss. Heute ist die slawische Besiedelung im Süden Kärntens noch anhand der Kärntner Slowenen, einer autochthonen Minderheit, sichtbar. Die Bayern unterlagen zunächst den Slawen in kriegerischen Auseinandersetzungen, setzten aber ihre Besiedelung Richtung Osten fort. Vocelka über die Besiedelung Österreichs Alle diese durchziehenden Scharen wie auch die davor im Gebiet des heutigen Österreich siedelnden Stämme haben vermutlich biologisch ihre Spuren in der Bevölkerung des Landes hinterlassen. Offensichtlich kam es niemals zu einer völligen Ausrottung der vorgefundenen Bevölkerung, sondern immer wieder zu Überlagerung und Vermischung der alten und neuen Gruppen. M4 Vocelka: Geschichte Österreichs, 2002, S. 36. Jetzt bist du dran: 1. Fasse die wesentlichen Aspekte der frühen österreichischen Geschichte in einer Tabelle chronologisch zusammen. 2. Erkläre anhand von M2 und dem Autorentext den Zusammenhang zwischen militärischer Expansion und zivilwirtschaftlichem Aufschwung. 3. Diskutiere bezugnehmend auf den Autorentext sowie auf M1 und M4, inwieweit man von „unseren Vorfahren“ oder einer österreichischen Abstammung sprechen kann bzw. was dabei stets zu bedenken wäre. M3 Rekonstruktion von Carnuntum im heutigen Museum, 2021 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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