Alles Geschichte! 5, Schulbuch

83 Die Kelten – eine Kultur ohne Schrift Die Kelten gelten als schriftlose Kultur, d. h., es gibt nur Aufzeichnungen über sie, aber nicht von ihnen selbst. Die Bezeichnung „Kelten“ stammt z. B. ursprünglich aus dem Griechischen. Auch die Beschreibungen der politischen und sozialen Strukturen der Kelten sind durch römische Vorstellungen geprägt. Noricum: Herausbildung eines keltischen Herrschaftsraumes Die auf dem Gebiet des heutigen Österreichs siedelnden Stämme bildeten um 200 v. Chr. einen Herrschaftsraum, der von den Römern nach dem Stamm der Noriker als Regnum Noricum bezeichnet wurde. Dieses früheste nachweisbare politische Gebilde auf österreichischem Boden hatte eine eigene Münzprägung und unterhielt wirtschaftliche Beziehungen zu Rom, wobei vor allem Eisen und Pferde als Exportgüter gefragt waren. Die keltische Gesellschaft Die keltische Gesellschaft war sozial gestaffelt, die Adelsschicht und die Druiden standen der breiten Masse der Bauern vor. Die Druiden waren höchstwahrscheinlich Gelehrte, Priester, Heilkundige und Wahrsager. Die bäuerliche Bevölkerung lebte im Vicus, einem kleinen ländlichen Dorf, während in den Oppida, in größeren befestigten Zentren, vielfältiges Handwerk praktiziert und Handel betrieben wurde. Der römische Einf luss wächst Durch einen Bündnisvertrag um 170 v. Chr. entwickelte Noricum, das zunehmend vom germanischen Norden bedroht war, ein zunächst freundschaftliches Verhältnis zu Rom. So kämpfte ein römisches Heer gegen die nach Noricum eindringenden Kimbern und der norische Herrscher Voccio unterstützte Cäsar 49 v. Chr. im Krieg gegen Pompeius mit Truppen. Funde belegen zeitgleich mit der Entwicklung der Hallstattkultur die Ausweitung der römischen Kultur, die sich von Italien aus im Mittelmeerraum und schließlich auch jenseits der Alpen ausbreitete. Die Kelten in Noricum verloren ihre politische Eigenständigkeit, mussten zunächst Abgaben entrichten und wurden unter dem römischen Kaiser Claudius um 15 v. Chr. ohne Gegenwehr ins Römische Reich eingegliedert. Verwaltung Österreichs zur Römerzeit Neben Noricum hatten die Provinzen Rätien im Westen und Pannonia im Osten einen Anteil am heutigen Gebiet Österreichs. Verwaltet wurden die Provinzen durch Statthalter, welche die Aufsicht über die Verwaltung, die richterliche Gewalt und anfangs noch die militärische Befehlsgewalt innehatten. Nördlich der Donau, wo germanische Stämme siedelten, etablierte man ein System von Klientelstaaten. Grenzsicherung durch den Limes Zur Sicherung der Donaugrenze gegen Übergriffe aus dem Norden wurde ein Netzwerk aus Verteidigungsanlagen, der Limes, errichtet. Entlang der Donau entstanden Wachtürme, Kastelle und in Vindobona und Carnuntum größere Legionslager. Durch die hier stationierten Soldaten kam es zu gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen. Der Historiker Karl Vocelka über den Einfluss Roms Rom prägte nicht nur durch seine Garnisonen und seine Verwaltung dem Land seinen Charakter auf, auch Verbesserungen der Infrastruktur – um das modern auszudrücken – wurden durchgeführt. Die Erhöhung des Lebensstandards in dieser Zeit wurde nicht zuletzt durch das Militär an der Grenze möglich: Da die Streitmacht ein regelmäßiges Einkommen aus der Reichskasse bezog, kam es durch die ausgedehnten Handelsbeziehungen zu diesen Militärlagern zu einer Prosperität [= Gedeihen, Wohlstand] der Zivilbevölkerung und zu einer Güterkonzentration im Donauraum, die sich auf die Lebensumstände der Menschen positiv auswirkte. M2 Vocelka: Geschichte Österreichs, 2002, S. 32–33. Ausbau der Infrastruktur Die römische Baukunst bereicherte die Infrastruktur, es wurden befestigte Straßen, Aquädukte und viele öffentliche Gebäude errichtet. Auch römische Siedlungen und Städte entstanden; so stammen zahlreiche österreichische Landeshauptstädte aus dieser Zeit. Oft erfolgte der Zuzug von Zivilistinnen und Zivilisten zu einem Kastell, so z. B. in Lentia (Linz) oder auch in Brigantium (Bregenz). Auch bestehende keltische Siedlungen wurden übernommen, wie z. B. in Juvavum (Salzburg). Römischer Einf luss und Herrschaft Roms Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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