2000 71 Curtius Rufus: Meuterei der Soldaten beim Indienfeldzug – Auszug aus der Rede eines Soldaten an Alexander (2. Jh.) Wenn du also auf deinem Willen bestehst, so werden wir selbst ohne Waffen und bloß und bis aufs Blut erschöpft, wie es dir immer gefällt, folgen oder vorangehen. Willst du jedoch die Stimme deiner Soldaten hören, die kein Trug ersonnen, sondern die äußerste Not ihnen ausgepreßt hat, so leihe, bitten wir, denen ein geneigtes Ohr, die mit der größten Standhaftigkeit deinem Befehl und deiner Führung gefolgt sind, und wohin du ferner gehst, folgen werden. Du hast, o König, durch die Größe deiner Taten nicht nur die Feinde, sondern auch deine Soldaten besiegt. Was immer in der Macht von Menschen stand, haben wir vollführt. Meere und Länder haben wir durchmessen, so daß uns alles besser bekannt ist als den eigenen Bewohnern. Fast am äußersten Ende der Welt stehen wir jetzt. Du willst weiter in einen anderen Weltteil vordringen und suchst ein Indien, das selbst den Indern unbekannt ist. […] Denn deine Tatkraft wird immer noch wachsen, mit unserer Kraft ist es bereits zu Ende. Siehe diese bis aufs Blut erschöpften Leiber, durch soviel Wunden verstümmelt, von soviel Narben angefressen. Die Waffen sind bereits stumpf, die Rüstungen morsch. M2 Curtius Rufus: Historia Alexandri Magni, 9. Buch (3, 5–10), 1987, S. 290 (alte Rechtschreibung). So kehrte Alexander nach Babylon zurück, wo er, erst 33 Jahre alt, 323 v. Chr. starb. Die Umstände seines Todes sind bis heute nicht genau geklärt. In den letzten Jahren vor seinem Tod trank er allerdings bei Festen große Mengen Alkohol und auch vor seinem Tod nahm er an einer mehrtägigen Feier teil, bei der übermäßig viel Wein getrunken wurde. Nach seinen zahlreichen Siegen verhielt er sich außerdem zunehmend despotisch und machte sich dadurch immer wieder Feinde. So gelten als mögliche Todesursachen sowohl Ermordung durch Gift als auch Erkrankungen, Erschöpfung oder auch eine Alkoholvergiftung. Politische Entwicklungen nach demTod Alexanders III. Das riesige Reich – Makedonien, Griechenland und das neue Herrschaftsgebiet – dauerhaft zu vereinen und zu regieren, erwies sich als unmöglich. Nach Alexanders Tod zerfiel es, auch weil es keinen legitimen Thronerben gab. Alexanders Nachfolger, Generäle und Adelige, teilten nach erbitterten Kämpfen das Reich untereinander auf. Die als „Diadochenreiche“ bezeichneten Nachfolgestaaten waren mehrheitlich Monarchien und hatten eine gemeinsame Sprache und Kultur. In allen Diadochenreichen wurden weiterhin Städte gegründet, die durch ihre Wirtschaftsbeziehungen im Mittelmeerraum und weit darüber hinaus erheblich zur Entstehung einer Art „Globalisierung“ beitrugen. Als nach langen Kämpfen etwa 50 Jahre nach Alexanders Tod im östlichen Mittelmeerraum wieder stabile Machtverhältnisse unter den Diadochenreichen entstanden, hatte Rom bereits große Teile Italiens erobert. Alexanders kulturelles Erbe – Hellenismus Als Hellenismus wird meist der Zeitraum von Alexanders Regierungsantritt bis zur Eroberung der griechischen Gebiete durch das Römische Reich bezeichnet (336–30 v. Chr.). Kulturgeschichtlich nennt man auch die Verbreitung der griechischen Sprache und Kultur in den von Alexander eroberten Gebieten sowie die daraus entstandene teilweise Verschmelzung mit dort ansässigen Kulturen Hellenismus oder Hellenisierung. Zeitlich lässt sich der Hellenismus im kulturgeschichtlichen Zusammenhang nicht eindeutig eingrenzen. Eine Voraussetzung für die Verschmelzung der Kulturen schuf Alexander mit dem Vorhaben, die gesellschaftliche Oberschicht der Makedonen und Griechen mit der Oberschicht der eroberten Gebiete zu vereinen. Im Laufe seines Feldzuges durch Persien nahm er persische Adelige in seinen Hofstaat auf und rekrutierte persische Truppen, um erfolgreich weiterziehen und M3 Relief mit Soldaten an der Nordtreppe des Palastes des Xerxes in Persepolis, erbaut ab 518 v. Chr., zerstört 330 v. Chr. von den Truppen von Alexander III. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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