Alles Geschichte! 5, Schulbuch

7 Die Begriffe „Quelle“ und „Darstellung“ klaren und hinsichtlich ihrer Verwendung differenzieren Im Geschichtsunterricht lernst du viele Begriffe zu verstehen, die für das Verständnis der Vergangenheit und der Geschichtswissenschaft grundlegend sind. Du hast dich bereits mit der Bedeutung und Verwendung von Geschichte und Vergangenheit beschäftigt. Ähnlich wesentlich ist die Unterscheidung der Begriffe Quelle und Darstellung. Die Begriffe Quelle und Darstellung unterscheiden – so gehst du vor: −−Arbeite anhand der Erläuterungen die genaue Bedeutung der beiden Begriffe heraus. −−Formuliere in eigenen Worten Definitionen für die beiden Begriffe. −−Untersuche, ob es sich um eine Überlieferung oder um Überreste aus der Vergangenheit handelt, d. h. um Quellen, oder um Erzählungen über die Vergangenheit aus späterer Zeit, d. h. um Geschichtsdarstellungen. Die Form der Geschichtsdarstellungen ist u. a. abhängig von: • Autor/in, Maler/in, Schöpfer/in usw. – Wie wird mit vorhandenen Quellen umgegangen, wie werden sie gedeutet? • den Quellen, die zur Verfügung stehen • der Zielgruppe, an die sich die Darstellung richtet • Zweck und Ziel der Darstellung • der Entstehungszeit Unterschiede anhand von Beispielen erkennen: Quelle oder Darstellung? Der Zerfallsprozess des Römischen Reiches wurde von vielen Historikerinnen und Historikern im Laufe der Zeit analysiert und man versuchte, Gründe für den Niedergang eines einst so imposanten Imperiums zu finden. Dazu gab es bereits in der Antike kritische Stimmen, die über den moralischen Verfall und die Dekadenz Roms klagten. Diese Begründung für das Ende des Weströmischen Reiches 476 wurde auch in späteren Untersuchungen übernommen. Andere Studien erkannten die Ursache des Zerfalls im immer größer werdenden Druck auf Rom von außen durch „Völkerwanderung“ (s. S. 90) und Grenzkonflikte. Wieder andere sahen die Bürgerkriege als Hauptgrund für den Zerfall. Die Betrachtungsweise änderte sich im Laufe der Geschichte, wie die folgenden Texte zeigen: Ammianus Marcellinus über die mangelnde Disziplin und Dekadenz der römischen Soldaten in der Spätantike (4. Jh.) Die Soldaten, zu weichlich, einen Kriegsgesang anzustimmen, dachten nur noch an Liedlein, benützten auch nicht wie zuvor den Stein als Ruhestätte, sondern Federkissen und nachgiebige Bettstellen, und die Becher waren, da man sich aus Tongeschirr nunmehr zu trinken schämte, gewichtiger als die Schwerter. Und nur aus Marmor durften die Häuser sein, nach denen man verlangte […]. So frech und raublustig aber war in jenen Tagen der Soldat gegen seine eigenen Landsleute, feig und schlapp jedoch angesichts der Feinde […]. M4 Ammianus: Das Römische Weltreich vor dem Untergang, Buch 22 (4, 6), 1974, S. 340. Ammianus war ein Reiteroberst und Historiker im 4. Jh. Wir haben keinen direkten Zugang zur Vergangenheit, sondern können sie nur mit Hilfe von Quellen erschließen. Diese Quellen lassen sich folgendermaßen einteilen: • Sachquellen/dingliche Quellen (Münzen, Bauwerke, Gegenstände des Alltags …) • Bildquellen (Gemälde, Filme, Fotos …) • Textquellen/schriftliche Quellen (Briefe, Tagebücher, Urkunden, Akten …) • abstrakte Quellen (mündliche Überlieferungen, Volksfeste, Gebräuche…) Aus all diesen Arten von Quellen gewinnen Historikerinnen und Historiker ihre Erkenntnisse über die Vergangenheit. Quellen sind Zeugnisse aus der Vergangenheit, d. h. Überlieferungen oder Überreste aus der Vergangenheit, z. B. Gegenstände, Texte, Bilder, Lieder, Gebäude (s. o.). Geschichtsdarstellungen sind „Erzählungen“ (in verschiedenen Formen) über die Vergangenheit und entstehen oft auf der Basis von Quellen, wie z. B. Geschichte-Schulbuchtexte, Geschichte-Sachbücher, Studien, Filme, Bilder. Eine Geschichtsdarstellung kann auch älter sein, wichtig ist, dass sie über die Vergangenheit berichtet. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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