KOMPETENZTRAINING 64 4.2 Mit dinglichen Quellen arbeiten: Der Untergang von Pompeji Vermutlich etwa zeitgleich mit Rom begann sich Ende des 7. Jh. v. Chr. aus einer kleinen Siedlung namens Pompeji eine Ortschaft zu entwickeln. Der fortschreitenden Expansion der Etrusker traten die Bewohner/innen durch einen Zusammenschluss mit den griechischen Siedlern entgegen und gingen damit in griechischen Besitz über. Im 4. Jh. v. Chr. eroberten die Samniten die Stadt. Im 3. Jh. v. Chr. wurde Pompeji im Zuge der römischen Expansion zu einer Stadt des römischen Reiches, allerdings konnte sie sich einige Privilegien erhalten. Pompeji entwickelte sich in der Folge zu einem wichtigen Industrie- und Handelszentrum. 62 n. Chr. verwandelte ein Erdbeben die Stadt in ein Trümmerfeld. Es gelang der Wiederaufbau durch die Überlebenden. Am 24. August 79 n. Chr. brach der Vulkan Vesuv aus. Die Stadt wurde unter sieben Metern giftiger Gase, Asche und Gestein begraben. Der drei Tage dauernde Ausbruch war von schweren Gewittern, Erd- und Seebeben begleitet. Der römische Schriftsteller Plinius der Jüngere wurde Zeuge des Ausbruchs und schilderte das Erlebnis in einem Brief an den römischen Geschichtsschreiber Tacitus. Augenzeugenbericht des Plinius über den Vesuvausbruch (79 n. Chr.) Nachdem es wieder Tag geworden war […], fand man seinen Körper [den K. des Onkels] unversehrt, ohne Verletzung, mit derselben Kleidung wie zuletzt. Er glich in seiner äußeren Erscheinung eher einem Schlafenden als einem Toten. […] Das eine möchte ich noch hinzufügen: daß ich alles berichtet habe, was ich selbst erlebt und was ich gleich anfangs erfahren habe, wo man die wirklichen Ereignisse noch ganz wahrheitsgetreu erzählt. […] Es ist nämlich etwas anderes, einen Brief, etwas anderes, Geschichte, etwas anderes, für einen Freund, und wieder etwas anderes, für die Allgemeinheit zu schreiben. […] Nachdem wir die Häuser hinter uns gelassen hatten, machten wir halt. Hier mußten wir viel Seltsames, viel Schreckliches erleben. […] Außerdem sahen wir, daß das Meer zurückflutete und durch das Erdbeben gleichsam zurückgetrieben wurde. Jedenfalls hatte sich der Strand erweitert und hielt viele Meerestiere im trockenen Sand fest. Auf der anderen Seite wurde eine schauerliche schwarze Wolke von feurig-zuckenden Schlangenlinien zerrissen und spaltete sich immer wieder in lange Feuergarben: sie glichen Blitzen, waren aber größer. M1 Plinius: Epistulae, 2010, S. 417, S. 425 und S. 427 (alte Rechtschreibung). Dingliche Quellen beschreiben, analysieren und interpretieren Als dingliche Quellen bezeichnet man alle Gegenstände, aus denen man Informationen über die Vergangenheit gewinnen kann, z. B. Münzen, Waffen und Werkzeuge, Kunstgegenstände, aber auch Denkmaler, Gebäude usw. Besonders wichtig sind dingliche Quellen für die Erforschung von schriftlosen Kulturen und für die Erforschung der „Alltagsgeschichte“, da alltägliche Ereignisse und Situationen zu vielen Zeiten kaum in Texten und Bildern dargestellt wurden. Wie schriftliche und bildliche Quellen müssen auch dingliche Quellen untersucht und interpretiert werden. Da sie eine direkte Begegnung mit der Vergangenheit ermöglichen, machen sie Geschichte gegenwärtig. Gleichzeitig sind sie heute jedoch aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang herausgelöst. Häufig brauchen wir daher zusätzliche Informationen von Fachleuten, um dingliche Quellen richtig einordnen und beurteilen zu können. Analyse von dinglichen Quellen – so gehst du vor: −−Untersuche und beschreibe den Gegenstand möglichst genau, z. B. im Hinblick auf Größe, Gewicht, Farben und Formen, Material, Eigenschaften, Handhabung usw. −−Arbeite den ursprünglichen Zusammenhang der Quelle heraus. Stelle fest, worum es sich handelt, z. B. um einen Alltagsgegenstand, um ein Gebäude, ein Denkmal, eine Münze oder einen Geldschein, um Werkzeug, Kleidung usw. −−Arbeite heraus, worüber dir der Gegenstand etwas erzählt oder auf welche Fragen du Antworten finden kannst. −−Erläutere auch, welche Aspekte oder Fragen du NICHT klären kannst. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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