2000 63 Die Seidenstraße –Welthandel in Antike undMittelalter Die Seidenstraße verband China mit dem Mittelmeerraum und war eine der bedeutendsten Handelsrouten in der Antike und im Mittelalter. Sie war allerdings nicht eine einzelne lange Straße, sondern eher ein Netzwerk aus lose zusammenhängenden Haupt- und Nebenrouten. So nahmen auch nur wenige Händler die gesamte beschwerliche Strecke, die durch Wüsten und über riesige Gebirge führte, auf sich. In der Regel lieferten sie Waren nur von einem Teilstück zum nächsten. Reisebericht des Mönchs Faxian über die Taklamakan-Wüste (ca. 400 n. Chr.) Über [der Wüste] fliegen keine Vögel, und auf ihr bewegen sich keine Tiere. Wenn man sich auch überall umschaut, soweit das Auge reicht, um eine Möglichkeit zu suchen, sie zu durchqueren, so weiß man doch nicht, wohin man sich wenden soll, außer, daß man die Skelette der toten Menschen als Wegzeichen nimmt. M2 Deeg: Das Gaoseng-Faxian-Zhuan als religionsgeschichtliche Quelle, 2005, S. 508 (alte Rechtschreibung). Mit Hilfe von Kamelen wurden nach China vor allem Gold, Edelsteine, Glas und Textilien transportiert. In Richtung Europa brachte man unter anderem Keramik, Gewürze und die namengebende Seide. Nur selten wurde dabei mit Geld bezahlt, zumeist tauschten die Händler ihre Güter gleich gegen andere ein. Doch es wechselten nicht nur Waren ihre Besitzer/innen, sondern es fanden z. B. auch Erfindungen wie Papier oder Schießpulver auf diesem Weg nach Europa. Die Popularität der Seidenstraße war eng mit ihrer Sicherheit verbunden. Ihre Blütephasen fielen in friedliche Zeiten, nämlich zum einen in den Zeitraum zwischen dem 2. Jh. v. Chr. und dem 2. Jh. n. Chr. und zum anderen ins Mittelalter während des 13. und 14. Jh. Durch Weiterentwicklungen in der Schifffahrt verlor der Landweg schließlich schrittweise seine Bedeutung, da am Schiff Waren in größeren Mengen und ohne Zwischenhändler transportiert werden konnten. Die Belt and Road Initiative – Chinas gigantisches Infrastrukturprojekt im frühen 21. Jh. Die Belt and Road Initiative (BRI), wie die neue Seidenstraße offiziell heißt, ist ein Programm Chinas, um den Handel zwischen Asien, Europa und Afrika zu vertiefen. Kern des Projekts ist der milliardenschwere Ausbau der Infrastruktur sowohl zu Land (Landweg) als auch zu Wasser (Seeweg). Zum Beispiel werden Häfen, Straßen, Schienen und Handelszentren erweitert oder gänzlich neu geschaffen. Dazu gewährt China über 100 „Partnerländern“ günstige Kredite. Die BRI wurde im Jahr 2013 gestartet und schon heute laufen rund 35% des Welthandels über die neue Seidenstraße, wobei viele Routen schon davor bestanden. Aufgrund der geringen Transportkosten entfällt auf den Seeweg der größte Anteil des Handels über die neue Seidenstraße – rund 90%. Die wichtigsten Waren, die von China nach Europa transportiert werden, stammen aus der Modewelt, der Chemie und der Autobranche. Von Europa nach China werden z. B. Kühlschränke, Maschinen und Möbel exportiert. Die Strategie hinter den Milliarden-Investments Gerade Entwicklungsstaaten gibt China großzügige Kredite […]. [Sri Lanka] hatte mit Geld aus China einen großen Containerhafen bauen lassen. Als die Regierung die Kredite nicht mehr bedienen konnte, musste sie China den Hafen verpachten – für 99 Jahre. Die Auswertung [von Verträgen] zeigt zudem, wie Peking seine politische Macht ausspielt. So kann China die Kredite schon dann kündigen oder eine frühere Rückzahlung fordern, wenn Peking „mit der Politik des Kreditnehmers nicht einverstanden ist“. M3 Neuhaus: Wie China über Kredite seine Macht ausspielt, in: Der Tagesspiegel, 31.3.2021. Online auf: www.tagesspiegel.de (19.7.2021). Kritik kommt auch im Hinblick darauf, dass neun von zehn Projekten von chinesischen Firmen durchgeführt werden. So fließt der Großteil des Geldes letzten Endes wieder zurück nach China. Jetzt bist du dran: 1. Vergleiche mit Hilfe der Karte (M1) den Verlauf der alten und neuen Seidenstraße. 2. Arbeite heraus, mit welchen Motiven sich Menschen in der Antike den in M1 beschriebenen Strapazen aussetzten. Beachte dazu die „Wusstest du, dass…“-Box. 3. Erörtere Vor- und Nachteile der neuen Seidenstraße für „Partnerländer“ und bewerte diese Bezeichnung. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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