Alles Geschichte! 5, Schulbuch

2000 57 Heeresreformunter Marius Die mehrmalige Wahl des Popularen Gaius Marius (156– 86 v. Chr.) zum Konsul war ein weiterer Bruch mit den Regeln der Republik. Durch seine Heeresreform setzte Marius durch, dass die Soldaten die Kriegsausrüstung vom Staat bezahlt bekamen. So konnten nun auch ärmere Männer ohne Landbesitz in die Armee eintreten. Als Feldherr war Marius erfolgreich im Kampf gegen die Kimbern und Teutonen. In seine Amtszeit fällt aber auch der Bundesgenossenkrieg (90–88 v. Chr.). Die italischen Bundesgenossen (lat. socii) hatten als Nachbarn Roms in den Kriegen zuvor einen großen Beitrag geleistet, trotzdem wurde ihnen das volle römische Bürgerrecht verwehrt. Sie setzten schließlich nach kriegerischen Auseinandersetzungen die Verleihung des Bürgerrechts an alle loyalen Socii durch. Tabubruch: Ein Römer erobert Rom Ein persönlicher Feind des Marius war Lucius Cornelius Sulla (138–78 v. Chr.). Der Optimat und bei seinen Truppen beliebte militärische Anführer Sulla floh zunächst vor seinem politischen Konkurrenten Marius und dessen Anhängern aus Rom, kehrte aber 88 v. Chr. an der Spitze seiner Soldaten zurück. Dabei überschritt er die geheiligte Stadtgrenze, an der jeder Amtsträger seine militärische Befehlsgewalt abgeben musste, und nahm Rom gewaltsam ein. Damit verstieß er gegen die geltende, bereits geschwächte Verfassung. Sulla ließ sich zum Diktator ernennen. Dieses Amt war in der römischen Verfassung nur für Krisenzeiten vorgesehen. Sulla begründete sein Amt damit, auf diese Weise die Ordnung wiederherstellen zu wollen. Sein Grundsatz lautete „Frieden durch Ausrottung der Gegner“. So ließ er z. B. Proskriptionslisten mit den Namen seiner politischen Feinde veröffentlichen. Proskription: rechtlos und ausgestoßen Eine proscriptio war eine öffentlich angeschlagene Liste röm. Bürger, die für vogelfrei erklärt wurden; ihr Vermögen wurde konfisziert [= beschlagnahmt] und vom Staat versteigert. Die Geächteten konnten von Soldaten ungestraft getötet werden; Belohnungen und Strafen sollten ihre Freunde und Angehörigen motivieren, sie zu verraten. M2 Howatson: Reclams Lexikon der Antike, 1996, S. 531. Das erste Triumvirat Einen weiteren Versuch, an die Macht im Staat zu gelangen, unternahmen Pompeius, Crassus und Cäsar im Jahr 60 v. Chr. Sie bildeten das Triumvirat, eine Herrschaft von drei Männern (lat. tres viri), und kamen in einem inoffiziellen Abkommen überein, ihre Klientel einzusetzen, um an die politische Macht zu gelangen. Klienten waren meist mittellos und gesellschaftlich benachteiligt, dadurch waren sie gezwungen, sich wirtschaftlich und privatrechtlich von mächtigen römischen Bürgern, den Patronen, abhängig zu machen. Während die Patrone ihre Klienten z. B. finanziell unterstützten, konnten die Klienten als Gegenleistung ihrem Patron ihre Wahlstimme anbieten. Eine große Anzahl von Klienten stellte somit häufig die Grundlage zur Erlangung von Macht dar. Das machtpolitische Arrangement des Triumvirats beruhte allein auf den persönlichen Beziehungen zwischen den drei Personen, die eine große Machtfülle in sich vereinten. Pompeius war ein berühmter Feldherr, der in das Bündnis die größte Klientel und vor allem Soldaten einbrachte, Crassus war durch Immobilienhandel reich geworden und hatte durch die Vergabe von Krediten an einflussreiche Familien diese an sich gebunden. Nur Cäsar, der sich wiederum beim Volk großer Beliebtheit erfreute, hatte ein politisches Amt inne. Das Triumvirat, das in Opposition zum Senat stand, konnte sich somit die Zustimmung unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen sichern. Krise(n), Bürgerkriege oder Unruhen? Meist wird die Epoche zwischen 133 und 30 v. Chr. in der Literatur als Bürgerkriegszeit beschrieben. Das teilweise gesetzlose Handeln führte zu einer Radikalisierung der Bevölkerung. Mit dieser Entwicklung gingen wiederholt Kämpfe verschiedener Interessengruppen einher. Wie auch immer man diese Entwicklungen bezeichnet – als Spannungen, Unruhen oder bewaffnete Auseinandersetzungen –, auf jeden Fall handelte es sich um eine Krise, an deren Ende der Untergang der Republik mit vielen Verliererinnen und Verlierern auf allen Seiten stand. Jetzt bist du dran: 1. Erkläre mit eigenen Worten den Begriff „Proskriptionsliste“ (M2). Analysiere, welche Vorteile das Instrument der Proskription für die Machthaber brachte. 2. Diskutiere, inwiefern die Ermordung eines hohen Politikers Auswirkungen auf die politische Situation eines Landes haben kann. Nenne Beispiele aus der jüngeren Geschichte (mittels Internetrecherche). Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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