M1 Zwei Sklaven zertreten und zerstampfen Weintrauben, um Säfte freizusetzen und so die Gärung auszulösen; ein dritter bringt einen Korb mit weiteren Trauben. Relief, 1. Jh. n. Chr. 3000 v. Chr. 2000 v. Chr. 1000 v. Chr. Jahr 0 1000 56 3.8 Reformen und Konf likte Rom hatte während des 2. Jh. v. Chr. große militärische Erfolge zu verzeichnen und die Macht des Imperiums wuchs. Paradoxerweise vergrößerten aber diese militärischen Erfolge die Spannungen im Reich. Die Institutionen der Republik und deren Gesetze waren auf das schnell wachsende Reich nicht vorbereitet. Ursachen der Konf likte Die Kluft zwischen Arm und Reich wurde immer größer. Aufgrund des verpflichtenden Militärdienstes für Bürger mit (Grund-)Besitz vernachlässigten zahlreiche Bauern ihre Felder und verarmten. In der Folge zogen viele von ihnen in die Städte. Dies ließ das Proletariat, die gesellschaftliche Schicht der Land- und Besitzlosen, anwachsen. Ihre Nachkommen (lat. proles) galten als ihr einziger Besitz, woraus sich auch der Name erklärt. Zugleich wurden versklavte Menschen aus den eroberten Gebieten am römischen Arbeitsmarkt eingesetzt, wodurch die Angehörigen der Unterschichten häufig beschäftigungslos blieben. Das System der Republik Rom beruhte auf einer Ämterlaufbahn mit zeitlicher Beschränkung, jedoch wurde diese immer öfter umgangen, sodass die Aristokratie und einige reiche plebejische Familien bald alle hohen Ämter innehatten. Die von der Verfassung vorgesehenen Prinzipien (s. S. 54) wurden nicht mehr konsequent eingehalten, einzelne Römer strebten nach immer mehr Macht. Reformversuche Agrarreformen, wie sie die Volkstribunen Tiberius und Gaius Gracchus, als „die Gracchen“ bezeichnet, zwischen 133 und 122 v. Chr. anstrebten, hatten das Ziel, die landwirtschaftlichen Flächen neu zu verteilen, denn immer weniger reiche Familien der Oberschicht besaßen immer mehr Anteil an Grund und Boden. Die Felder wurden von Sklavinnen und Sklaven mit dem Ziel der Gewinnmaximierung bestellt, sodass Kleinbauern wirtschaftlich nicht mithalten konnten. Außerdem versuchten aus den eroberten Gebieten Zugewanderte in Rom ein Stück Land zu bekommen, um es bewirtschaften zu können. Die Bemühungen um Reformen führten zu massiven Spannungen zwischen den Anhängern der Gracchen, die den Popularen (= die Volksfreundlichen) angehörten, und ihren politischen Gegnern, den Optimaten (= die Besten; diese Bezeichnung gaben sie sich selbst). Die Popularen standen den Plebejern nahe, auch wenn sie selbst weitgehend aus der Aristokratie stammten. Bei ihren politischen Entscheidungen stützten sie sich vor allem auf die Volksversammlung, deren Einfluss sie ausweiten wollten. Hingegen bauten die Optimaten auf die Macht des Senates und vertraten vorwiegend die Interessen der Patrizier. Eine Phase intensiver Straßenschlachten zwischen den verfeindeten Gruppen, die eigene Schlägertrupps organisiert hatten, folgte. Letztlich scheiterten die Reformbemühungen am Widerstand der Nobilität, des neuen Amtsadels, dem grundbesitzende Patrizier und reiche Plebejer angehörten. Der Großteil der Plebejer war jedoch nach wie vor ohne Einfluss, da sie sich die Ausübung eines unbezahlten Staatsamtes nicht leisten konnten. Die Brüder Gracchus wurden durch ihre Ermordung zu populären Märtyrern. Die Ereignisse rund um die Reformversuche der Gracchen zeigen die angespannte Stimmung und wie schwer es in Rom geworden war, politische Reformen durchzusetzen. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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