2000 53 Ein Grund für die Zustimmung Athens zu den eher unvorteilhaften Bedingungen des Friedensvertrages waren die nach dem Kallias-Frieden mit Persien immer problematischer werdenden Beziehungen zu den Mitgliedern im attischen Seebund, die großer Aufmerksamkeit bedurften. Denn der autoritäre Führungsstil und die Verwendung der gemeinsamen Gelder für Prunkbauten auf der Akropolis verärgerten die Stadtstaaten. Aufständen und Austrittsversuchen begegnete Athen weiterhin mit rücksichtsloser Gewalt. Der zweite Peloponnesische Krieg Als schließlich Athen unter dem Staatsmann Perikles einen Konflikt mit dem mächtigen spartanischen Bündnispartner Korinth begann, erklärte Sparta 432 v. Chr. Athen den Krieg. Gleichzeitig stellte Sparta sich als Befreier der von Athen unterdrückten Poleis dar und konnte dadurch die Zustimmung der Bevölkerung der meisten Stadtstaaten gewinnen. Die erste Phase des Krieges war durch die jeweiligen Stärken der beiden Gegner geprägt. Sparta gelangen immer wieder Einfälle ins attische Kernland, während Athen Sparta vor allem auf hoher See erfolgreich bekämpfte. Durch die Bündnissysteme der beiden Stadtstaaten und Angriffe auf neutrale Poleis war die gesamte griechische Staatenwelt in den Krieg einbezogen. Die Stimmung während des Krieges in Athen [I]m persönlichen Bereich […] hielt der Schmerz über die Einbußen an, beim einfachen Volk, weil die Leute ihre ohnehin schon schmalere materielle Ausgangsbasis nun auch verloren hatten, bei den Vermögenden, weil ihre schönen Landgüter mit Gebäuden und wertvoller Einrichtung dahin waren; und der wichtigste Grund: Statt Frieden hatte man Krieg. M2 Thukydides: Der Peloponnesische Krieg, 2017, S. 393. Nach zehn Jahren waren beide Seiten kriegsmüde, und so einigte man sich im Nikias-Frieden von 421 v. Chr. mehr oder weniger auf die Wiederherstellung der Verhältnisse vor Kriegsbeginn. Dieser Friede hatte jedoch keinen Bestand, da Spartas Verbündete im Peloponnesischen Bund diesen nicht anerkannten. Es folgten bewegte Jahre mit ständig wechselnden Bündnissen. Sogar Athen und Sparta selbst schlossen sich kurzfristig gegen ihre ehemaligen Verbündeten zusammen. 415 v. Chr. unternahm Athen den Versuch, sowohl seine Vormachtstellung in den Osten der griechischen Welt auszudehnen als auch Sizilien zu erobern. Zudem wurde der direkte Kampf mit Sparta wieder aufgenommen und der Konflikt mit Persien neu entfacht. Das persische Großreich reagierte, indem es Sparta finanziell unterstützte. Athen amEnde, Sparta als Sieger Athen konnte in seinen militärischen Konflikten keine Erfolge mehr verzeichnen. Im Kampf um Sizilien musste es eine vernichtende Niederlage einstecken. Des Weiteren besetzten spartanische Truppen weite Teile des eigenen Kernlandes und auch in der Ägäis geriet Athen zunehmend in Bedrängnis. Nach einer weiteren Niederlage der sonst so erfolgreichen athenischen Flotte gegen Sparta und letztem Widerstand im verbündeten Samos blieb Athen im Jahr 404 v. Chr. nur noch die völlige Kapitulation. Athen musste alle Kolonien abgeben, seine Festungen zerstören und die Reste der Flotte abtreten. Dem Wunsch seiner wichtigsten Verbündeten Böotien und Korinth, alle Athenerinnen und Athener zu versklaven und die Stadt auszulöschen, kam Sparta aus strategischen Gründen nicht nach. Stattdessen verpflichtete der siegreiche Kontrahent Athen dazu, Sparta selbst im Kriegsfall zu unterstützen, um so die eigene Macht in der Nachkriegsordnung zu sichern. Die Folge: ein labiles Machtgleichgewicht Von der zu Beginn des Krieges seitens Spartas in Aussicht gestellten Freiheit und Autonomie für die zahlreichen kleineren Poleis blieb nicht viel. Stattdessen setzte Sparta treu ergebene Regierende ein, die das neu gewonnene Einflussgebiet festigen sollten. Trotz des Sieges im Peloponnesischen Krieg konnte Sparta keine dauerhafte Vorherrschaft erlangen. Auf die Jahrzehnte kriegerischer Auseinandersetzungen folgte daher eine Periode eines leicht erschütterbaren Machtgleichgewichts und zahlreicher kleiner kriegerischer Auseinandersetzungen, die erst das aufstrebende Makedonien rund 70 Jahre später beendete. Jetzt bist du dran: 1. Arbeite heraus, wie Athen die Prachtbauten auf der Akropolis (M1) finanzierte und in welchem Zusammenhang das mit dem Peloponnesischen Krieg standen. 2. Beschreibe mit Hilfe der Textquelle (M2), wie die Bevölkerung Athens den Peloponnesischen Krieg erlebte. 3. Dekonstruiere das Bild Spartas als Befreier der von Athen unterdrückten Poleis und ermittle den tatsächlichen Grund für die Kriegserklärung Spartas. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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