2000 51 Mythos Marathon Die Erzählung von einem Läufer, der die Siegesnachricht in Athen verkündet habe und direkt danach tot zusammengebrochen sei, erfreut sich bis auf den heutigen Tag einer großen Popularität. […] Die Legende war in einem streng historischen Sinne nicht wahr, aber sie war gut erfunden: […] Die exzeptionelle, unerreichbare Tat, verbunden mit dem Selbstopfer für die Polis […] Schon die antike Legende stellte […] den Marathonläufer vor allem im Hinblick auf seine vorbildliche kriegerische Tugend, Leistungsstärke und das Selbstopfer für die Polisgemeinschaft heraus – Werte, die auch Ende des neunzehnten und Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts in der noch jungen olympischen Bewegung wieder gefragt waren. M2 Jung: Marathon und Plataiai, 2006, S. 181 und S. 190–191. Höhepunkt der Kriege und endgültigeWende Nach dieser Niederlage wollten die Perser nichts mehr dem Zufall überlassen, bereiteten sich akribisch vor und standen zehn Jahre später mit einem gewaltigen Heer von an die 100 000 Soldaten und einer riesigen Flotte unter König Xerxes vor den Toren Griechenlands. Zwar hatte Athen in der Zwischenzeit sehr viel Geld in die eigene Flotte investiert, doch blieb die Unterstützung aus den übrigen Poleis erneut spärlich und lediglich knapp 30 schlossen sich zur Verteidigung gegen die Perser zum Hellenenbund unter der Führung Spartas zusammen. Damit waren die Perser zu Land und zu Wasser zunächst klar überlegen, gewannen Schlacht um Schlacht und hatten Athen bereits erobert und geplündert. M1 Das riesige Heer des Perserkönigs Xerxes rückt an, um die Griechen zu unterwerfen. Filmstill aus Zack Snyders Historical Fantasy-Film „300“ (USA, 2006) Doch dann gelang zur See die entscheidende Wende. Durch die mobileren Schiffe in engen Gewässern konnte die Übermacht der Perser gebrochen werden. Dadurch waren auch deren Truppen an Land geschwächt und erlitten 479 v. Chr. eine vernichtende Niederlage. Das persische Großreich war erneut besiegt. Der attische Seebund und das Ende Während für Sparta mit der Abwehr der Perser das Ziel des Hellenenbundes erreicht war, wollte Athen auch die griechischen Poleis in Kleinasien befreien. Deshalb wurde ohne Sparta 478 v. Chr. der attische Seebund gegründet und unter Führung Athens ein Angriff gegen die Perser gestartet. Über mehrere Jahrzehnte hinweg eroberte man Gebiete zurück und konnte schlussendlich 449 v. Chr. mit dem Kallias-Frieden die Unabhängigkeit der ionischen Poleis erreichen. Komplexe Beziehungen Es wäre allerdings viel zu kurz gegriffen, die griechisch-persische Beziehung auf die eines andauernden kriegerischen Konflikts zwischen zwei Reichen zu beschränken. Dafür war allein schon die Struktur der griechischen Poleis-Welt zu komplex. So standen viele Stadtstaaten den Persern phasenweise neutral gegenüber oder nutzten sie sogar von Zeit zu Zeit als Verbündete im Kampf gegen unliebsame benachbarte Poleis. Gleichzeitig arbeiteten einige Griechen für persische Statthalter und obendrein für den König. Durch sie sowie Händler und Reisende gab es stets einen reichhaltigen Austausch in den unterschiedlichsten Bereichen und so beeinflusste man einander etwa in der Wissenschaft, der Literatur und der Religion, aber auch in politischen Angelegenheiten und philosophischen Überlegungen. Jetzt bist du dran: 1. Mit dem Marathonlauf wurde dem „Mythos Marathon“ 1896, bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit in Athen, ein eigener Wettbewerb gewidmet. Ermittle jene Werte, die nach Jung die olympische Bewegung dazu veranlassten (M2). 2. Dekonstruiere mit Hilfe des Autorentextes das unter anderem in Zack Snyders Historical Fantasy-Film „300“ transportierte Bild der Perser als Erzfeinde der Griechen (M1). Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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