2000 47 Ein entscheidender Faktor dafür war die Verflechtung der Kämpfe gegen die Tyrannis und gegen die Perser, da sich Hippias mehrfach mit Hilfe des persischen Erzfeindes wieder an die Macht bringen wollte. Somit bedeutete die Verteidigung gegen die Tyrannis auch eine Verteidigung gegen die Perser und wurde dementsprechend positiv und identitätsstiftend aufgeladen. Die Reformen des Kleisthenes – einMeilenstein In den Folgejahren der Tyrannis konnte Kleisthenes tiefgreifende Reformen durchsetzen, die vor allem eine Neuordnung der Bürgerschaft bedeuteten. Ergänzend zu den nach Vermögen eingeteilten vier Klassen wurden die Bürger in sozial durchmischte Regionen zusammengefasst. Jeder der neu gegründeten zehn Bezirke bekam 50 per Los bestimmte Vertreter. Diese bildeten gemeinsam den Rat der 500, der einige Kompetenzen des Areopags übertragen bekam. Damit einher ging eine massive Machtverschiebung, weg von der wohlhabenden Oberschicht hin zum gewöhnlichen Bürger. Diese Gleichstellung betraf aber nur eine kleine Gruppe, nämlich die männlichen Vollbürger aus Athen. Weder Frauen noch Sklaven waren von dieser Reform erfasst und konnten in den Rat der 500 gelost werden. Genauso waren Metöken, die teilweise schon seit Generationen in der Stadt lebten und angesehen waren, davon ausgeschlossen. Eine weitere Maßnahme, die den Einfluss der Adeligen einschränkte, war der Ostrakismos, das Scherbengericht: Adelige, die zu viel Macht anhäuften und den Anschein erweckten, nach einer Alleinherrschaft zu streben, konnten per Volksabstimmung für zehn Jahre ins Ausland verbannt werden. Mit der Verbannung war kein Verlust von Ansehen oder des Vermögens verbunden. Das erleichterte ihre Akzeptanz und die spätere Wiedereingliederung der Verbannten in die Polis. Während Solons Reformen erste Grundlagen für demokratischere Verhältnisse schafften und vor allem durch Entschuldungen mehr Menschen die Teilnahme an der Politik ermöglichten, gelang Kleisthenes mit seiner Neuordnung ein Meilenstein, indem er das politische Mitspracherecht vom Besitz entkoppelte. Die Reformen des Perikles – der Krieg hilft mit Ein weiterer Demokratisierungsschub folgte auf die zunehmende militärische Bedeutung der ärmsten Bürger gerade im Seekrieg gegen die Perser. Mit diesem neuen Selbstbewusstsein konnten sie politische Zugeständnisse erreichen. So kam es unter Perikles durch die Einführung von Geschworenengerichten zu einer weiteren Entmachtung des Areopags, der bis dahin für die Rechtsprechung zuständig war. Ab 457 v. Chr. wurden zudem sogenannte Diäten eingeführt. Das war eine Art Tageslohn für die Teilnahme am Geschworenengericht, die es später auch für die Teilnahme an der Volksversammlung und für Mitglieder des Rats der 500 gab. Bis dahin wurde die Politik als Ehrenamt und Pflicht gesehen und als solche nicht bezahlt. Das Ziel der Diäten bestand darin, ärmeren Schichten, die auf ihr tägliches Einkommen angewiesen waren, die politische Teilhabe zu ermöglichen. M1 Statuen der Tyrannenmörder Harmodios und Aristogeiton. Römische Marmorkopie nach Bronzeoriginal, um 480 v. Chr., Höhe 185 cm. Die originale Bronzeplastik stand ursprüngl. auf der Agora in Athen. Jetzt bist du dran: 1. Arbeite die wichtigsten Schritte in Richtung Entwicklung eines demokratischen Systems durch die drei Reformer Solon, Kleisthenes und Perikles heraus. Stelle diese Entwicklung in einem Schaubild dar. 2. Bewerte die Entscheidung, den beiden Tyrannenmördern eine Statue (M1) auf der Agora zu errichten. 3. Formuliere eine kurze Rede, in der du einen möglichen weiteren Reformschritt skizzierst und begründest. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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