Alles Geschichte! 5, Schulbuch

3000 v. Chr. 2000 v. Chr. 1000 v. Chr. Jahr 0 1000 46 3.3 Die Entwicklung der attischen Demokratie Politische und wirtschaftliche Ausgangslage Nach dem Ende der Königszeit lag die Macht in Attika, also in Athen und seinem Umland, bei einigen Adelsfamilien. Diese Herrschaftsform wird Aristokratie genannte. Im Areopag, dem mächtigen Rat der Wohlhabenden, bestimmten sie jährlich aus ihren eigenen Reihen neun sogenannte Archonten. Diese waren für unterschiedliche Bereiche wie Finanzen, Militär oder Religion zuständig. Zudem gab es einen Archon, dem die Führung oblag. Die Archonten waren also für die Leitung der Polis verantwortlich, vergleichbar mit einer heutigen Regierung, bestehend aus Kanzlerin oder Kanzler sowie Ministerinnen und Ministern. Ergänzend wurde bei besonders wichtigen Anliegen die Volksversammlung befragt. Dies geschah vor allem bei der Entscheidung, ob ein Krieg geführt werden sollte oder nicht. Viele Poleis befanden sich im 7. Jh. v. Chr. in einer schweren sozialen Krise. Ursachen waren das stetige Bevölkerungswachstum und der gleichzeitig begrenzte Grund und Boden. So musste ein Bauer seine Familie mit einer immer kleineren Fläche ernähren und darüber hinaus Abgaben leisten. Unzählige zuvor freie Bauern verschuldeten sich, verloren ihr gesamtes Hab und Gut, die Familien endeten deshalb in Schuldsklaverei und wurden teilweise sogar ins Ausland verkauft. Die Reformen des Solon – Ende der Schuldsklaverei In Athen wählte man Solon 594 v. Chr. zum leitenden Archon und gewährte ihm große Freiheiten zur Bekämpfung dieser Krise. Um ihr entgegenzuwirken, gestaltete er die attische Polis grundlegend um. Zentral am Reformprogramm Solons waren die allgemeine Schuldentilgung (Erlass aller Schulden), das Verbot der Schuldsklaverei und der Rückkauf der attischen Schuldsklavinnen und Sklaven aus dem Ausland. Die politische Mitbestimmung knüpfte Solon an vier Vermögensklassen mit abnehmenden Rechten und Möglichkeiten. So konnten etwa nur Männer aus der obersten Klasse zum Archon gewählt werden. Der niedersten Klasse, den Tagelöhnern, blieb lediglich die Teilnahme an der Volksversammlung und am Volksgericht. Gleichzeitig stellten diese vier Klassen auch die Einteilung im Heeresdienst dar. Das Intermezzo der Tyrannis Aus den weit verbreiteten aristokratisch-oligarchischen Systemen der Poleis entwickelte sich mancherorts ab dem 7. Jh. eine Tyrannis, also eine Alleinherrschaft. Während der davon abstammende Begriff „Tyrann“ heute eindeutig negativ besetzt ist, wurde die Tyrannis in der Antike zu Beginn nicht grundsätzlich als schlecht angesehen. Vielmehr wurde sie im Sinne des Besten, der sich durchsetzt, als eine Form der Aristokratie akzeptiert. Dazu beigetragen hat, dass sich einige Tyrannen als fähige Politiker erwiesen. Erst Philosophen und Redner aus der klassischen Zeit (500–336 v. Chr.) prägten das auch heute gängige Bild von ungerechten Gewaltherrschern. Daher war es an sich kein außergewöhnliches Ereignis, dass im Jahr 546 v. Chr. Peisistratos mit Hilfe einer Söldnerarmee (einem bezahlten Heer) eine Tyrannis in Athen errichtete. Peisistratos’ Herrschaft verlief eher unspektakulär und er wird weitgehend als ein guter Tyrann beschrieben. Zum Beispiel blieben Solons Reformen großteils in Kraft. Jedoch schränkte Peisistratos die politische Mitbestimmung stark ein und machte damit die ersten Schritte Richtung Demokratie rückgängig. Peisistratos’ Söhne Hipparchos und Hippias führten die Alleinherrschaft nach seinem Tod fort, dürften sich allerdings dabei weniger geschickt verhalten haben. Mit ihnen fand die Tyrannis in Athen ein gewaltsames Ende, als 514 v. Chr. Hipparchos im Zuge eines Attentates ermordet und Hippias vier Jahre später unter Mithilfe Spartas ins Exil, also außer Landes gezwungen wurde. Der Tyrannenmord als Beginn der Demokratie? In der Geschichtswissenschaft ist man sich darüber uneinig, ob mit der Tyrannis eine Entmachtung der Oberschicht einherging und sie so ein wesentlicher Zwischenschritt in Richtung Demokratie war. In Athen stilisierte man jedenfalls in den folgenden Jahrzehnten die beiden Attentäter des Hipparchos zu Volkshelden und Kämpfern für die Demokratie hoch, obwohl sie mit ihrem Attentat zweifellos lediglich private Pläne verfolgt hatten. Nu zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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