Alles Geschichte! 5, Schulbuch

2000 45 Agora: Wesensmerkmal und Zentrum der Polis Von besonderer Bedeutung für jede Polis war die Agora. Sie war der tägliche Treffpunkt der Bürger. In der Frühzeit war das schlichtweg ein günstig gelegener Platz in der Stadt, der in der Folge oft durch Tempel, Säulenhallen und andere Gebäude erweitert wurde. So entwickelte sich die Agora zum wichtigsten Marktplatz, zum Versammlungsort für religiöse Feste sowie zum Ort für Gerichtsverhandlungen und Volksentscheidungen. Damit war die Agora Mittelpunkt des politischen und kulturellen Lebens in der Polis. Sonderfall Sparta Sparta stellte in vielen Belangen eine Ausnahme unter den griechischen Poleis dar. So eroberte Sparta bereits in den dunklen Jahrhunderten weite Gebiete in seiner direkten Umgebung und war damit die mit Abstand größte Polis. Aus diesen frühen Eroberungen entwickelte sich auch die Gliederung in drei Gesellschaftsgruppen mit unterschiedlichen Rechten. An der Spitze standen die männlichen Vollbürger Spartas, die Spartiaten, die eine sehr privilegierte Stellung genossen und als einzige politische Rechte innehatten. Ihre einzige Aufgabe war der Heeresdienst, gewissermaßen waren sie also hauptberufliche Soldaten. Sie machten etwa 10% der Bevölkerung aus, wobei ihre Zahl durch verschiedenste Kriege stetig abnahm. M2 Agora von Ephesus, Blick Richtung Hafen; dahinter die Tempelanlage Serapeion. Ádám Németh, virtuelle Rekonstruktion, 2017 Eine etwas größere Gruppe, aber ebenso eine Minderheit, stellten die Periöken. Sie wurden ursprünglich wohl besiegt, konnten aber ein gewisses Maß an Autonomie behalten und lebten zumeist im Umland Spartas als freie Bauern oder Gewerbetreibende. Männliche Periöken kämpften ebenfalls im spartanischen Heer, besaßen allerdings keinerlei Möglichkeit der politischen Mitsprache. Der Großteil der Menschen waren sogenannte Helotinnen und Heloten (griech. die Eroberten, die Gefangenen), die zu Abgaben und Arbeit verpflichtet waren. Sie waren eine Art Sklavinnen bzw. Sklaven der spartanischen Polis und mussten als solche das Land der Spartiaten bewirtschaften. Aufgrund dieser ungerechten Situation kam es immer wieder zu Spannungen und Aufständen. Die spartanische Verfassung sah an der Spitze zwei Könige vor. Sie waren die obersten Feldherren und sollten als Kontrollinstanzen ihren Einfluss gegenseitig begrenzen. In der Praxis hatte jedoch häufig einer die Oberhand. Insgesamt war ihre Macht jedoch keineswegs unbeschränkt und insofern wird unter Historikerinnen und Historikern diskutiert, ob nicht die Übersetzung „oberste Beamte“ treffender wäre. Die beiden regierten im Zusammenspiel mit einem Ältestenrat, dem sie auch selbst angehörten und dessen übrige 28 Mitglieder von der Volksversammlung auf Lebenszeit gewählt wurden. Hinzu kamen fünf jährlich ebenfalls von der Volksversammlung bestimmte Beamte und die Volksversammlung selbst, an der jeder Spartiat teilnehmen konnte. Im Unterschied zur athenischen hatte die spartanische Volksversammlung jedoch einen geringeren Stellenwert, da sie keine Gesetze in die Wege leiten konnte und in der Regel nur dann von Bedeutung war, wenn sich die anderen drei Institutionen nicht einig waren. Die Entscheidungsgewalt lag also bei einer zahlenmäßig überschaubaren Oberschicht. Jetzt bist du dran: 1. Ermittle Unterschiede und Parallelen der Personenverbände und der Poleis. 2. Arbeite die beiden von Karl-Joachim Hölkeskamp in M1 genannten Grundvoraussetzungen für die Entstehung von Poleis heraus und diskutiere ihren Einfluss auf die Entwicklung der griechischen Welt. 3. Benenne typische Elemente einer antiken Agora, die auch in M2 zu sehen sind. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Ve lags öbv

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